Interview Andreas Arntzen (Wort & Bild)

„Online-Erlöse fließen in Apotheken-Service“

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Berlin -

Internetportale wie apotheken-umschau.de gehören nicht zu den Kernprodukten des Wort & Bild Verlags. Das Hauptgeschäft wird mit der Zeitschrift gemacht. Andreas Arntzen führt das Medienhaus seit März und hat die digitale Vermarktung jetzt in die Hände der Agentur IQ Digital gelegt. Im Interview erklärt er, welche Vorteile die Apotheken davon haben.

ADHOC: Warum geht die Apotheken Umschau online?
ARNTZEN: Wir sind mit vier Portalen längst im Internet vertreten, darunter apotheken-umschau.de. Wir haben eine hohe Akzeptanz im Markt. Unsere Portale erreichen im Monatsdurchschnitt insgesamt rund 14 Millionen Besucher. Bis Ende 2011 haben wir die Internetseiten noch selbst vermarktet. Danach haben wir die digitale Vermarktung lange ruhen lassen. Ich möchte diesen Bereich wieder reanimieren.

ADHOC: Was haben die Apotheken davon?
ARNTZEN: Wir sehen uns nicht als reiner Printverlag, sondern als umfassender Dienstleister und Partner für die Apotheken. Ich möchte die neue Erlösquelle nutzen, um das Angebot für die Vor-Ort-Apotheken zu verbessern, ohne dass unsere Kunden zusätzliche Kosten haben. Über die Vermarktung können wir neue Services für Apotheken wie auch crossmediale Beilagenpakete anbieten. Wir können den Apotheken mehr Kunden zuführen, ohne dass ihnen ein größerer Aufwand entsteht. Wir wollen mit der neuen Online-Vermarktung die Partnerschaft mit den Apotheken stärken.

ADHOC: Kannibalisieren sich die Angebote?
ARNTZEN: Online und Mobile nehmen ohnehin zu. Die Gewichtung wird stärker in diese Richtung gehen und es gilt, den richtigen Mix zu finden. Wir werden diese Entwicklung verfolgen, ohne aber Abstriche für die Apotheken Umschau zu machen. Wichtig ist mir eine stärkere Verbindung zwischen Print und unserem digitalen Angebot. Wenn wir beispielsweise über die Anwendung von Inhalatoren berichten, können wir online ergänzend die vorgestellten Methoden viel ausführlicher und anschaulicher zeigen.

ADHOC: Wann startet die Werbung?
ARNTZEN: Seit vergangener Woche läuft erstmals wieder Werbung auf apotheken-umschau.de. Bislang haben wir Formate im Non-Pharma-Bereich umgesetzt. Aktuell läuft eine Werbung im Ressort Sport für zum Beispiel Eurowings. Pharmawerbung wird im Juli starten. Welche Produkte und Hersteller beworben werden, wird noch festgelegt.

ADHOC: Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Angebot seriös bleibt?
ARNTZEN: Wir werden die Vermarktung äußerst sensibel betreiben. Wir werden alle gängigen Werbeformate umsetzen, dabei aber immer darauf achten, dass die Reizwirkung auf das Niedrigste reduziert ist. Es gibt technische Möglichkeiten, um beispielsweise Content Marketing sehr akzentuiert einspielen zu können, etwa über die Rubriken Ernährung und Sport. Der Begriff Content Marketing wird oft negativ ausgelegt, kann aber – richtig eingesetzt – auch sehr positiv sein.

ADHOC: Wie schaffen sie den Brückenschlag zur Vor-Ort-Apotheke?
ARNTZEN: Die Interessen der Vor-Ort-Apotheken haben für uns oberste Priorität. Wir würden beispielsweise keinen Artikel bewerben, der eine Verlinkung zu einer reinen Online-Apotheke hat und in direkter Konkurrenz mit unseren Abonnenten steht. Wir möchten vielmehr Anzeigen forcieren, die dem Apotheker vor Ort zusätzliche Kunden und Umsatz beschert.

ADHOC: Wie sieht die Zukunft der Apotheken Umschau aus?
ARNTZEN: Das ist ein spannendes Thema. Wir haben immer wieder in die redaktionelle Qualität all unserer Titel investiert. Damit heben wir uns von vielen anderen Unternehmen ab, die ausschließlich an der Kostenschraube gedreht haben.
Hinzu kommt, dass wir nicht nur in einer Gattung denken, sondern die sich bietenden Möglichkeiten, sei es bei den Druckverfahren oder mobilen Anwendungen im Sinne der Apotheker nutzen möchten. Wir müssen eine smarte Verknüpfung auf Basis der aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten eines Verlags anbieten. Die Herausforderung ist, die Inhalte über verschiedene Kanäle zu distribuieren – je nach Bedarfssituation.

Arntzen wurde 1967 geboren und studierte in Hamburg Betriebswirtschaftslehre mit Auslandsaufenthalten in den USA. 1998 startete er in einer Werbeagentur. Danach war er bis 2006 für den Holtzbrinck-Verlag tätig, zuletzt als Geschäftsführer für die Verlagsgruppe Handelsblatt. Im Anschluss leitete er die Madsack-Gruppe (Hannoversche Allgemeine, Neue Presse, Göttinger Tageblatt, Lübecker Nachrichten, Märkische Allgemeine, Leipziger Volkszeitung, Dresdner Neueste Nachrichten). Mit neuen Erfahrungen in TV und Radio (TVN Group) kam er im September 2014 zur NZZ in die Schweiz, wo er für den Geschäftsbereich Business-Medien und Mergers & Acquisitions zuständig war.

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