Nach Versandapotheke jetzt Versicherung? Ein eigenes Gesundheitsunternehmen soll bei Amazon die Kosten für die Vorsorge senken. Erst im eigenen Haus, dann landesweit.
Für das Projekt hat sich der Versandhandelsriese Verstärkung von der größten US-Bank JPMorgan Chase und Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway geholt „Die steigenden Gesundheitskosten fressen sich wie ein Bandwurm durch die US-Wirtschaft“, sagte Starinvestor Buffett. Gemeinsam wolle man nun Wege finden, die Gesundheitskosten für die Mitarbeiter zu senken. Für die drei Unternehmen arbeiten insgesamt etwa eine Millionen Menschen.
Man habe zwar noch keine Lösung für da Problem, sei aber auch nicht bereit, es als unausweichlich hinzunehmen, so Buffett weiter. Beginnen wollen JPMorgan, Amazon und Berkshire Hathaway mit einer unabhängigen und nicht gewinnorientierten Firma, die technologische Lösungen finden soll, um Mitarbeitern simplere und günstigere Gesundheitsvorsorge zu bieten. Details wurden zunächst nicht genannt.
„Die drei Konzerne haben außergewöhnliche Ressourcen, unser Ziel ist es, Lösungen zugunsten unserer US-Angestellten, ihrer Familien und – möglicherweise – aller Amerikaner zu finden“, sagte JPMorgan-Chef Jamie Dimon. „Unsere Leute wollen Transparenz, Kenntnis und Kontrolle.“ Das US-Gesundheitssystem leidet unter steigenden Versicherungskosten und gilt als eines der teuersten und ineffizientesten weltweit.
Amazon-Chef Jeff Bezos liebäugelt schon länger mit einem Einstieg in den Gesundheitsmarkt. „1492“ lautet – offenbar in Anlehnung an die Entdeckung Amerikas – der Codename für das Projekt, das die gesamte Gesundheitsversorgung digitalisieren soll. Ende vergangenen Jahres führte Bezos Gespräche mit Generikaherstellern wie Mylan und Sandoz. Dabei ging es um einen Eintritt in den Pharmamarkt.
Auch im Bereich Arzneimittellieferungen lotet Amazon aus, was möglich ist: Im Großraum Seattle wird seit 2016 der Schnelllieferdienst „Prime Now“ für OTC-Medikamente und Gesundheitsprodukte getestet; Partner ist die Apothekenkette Bartell Drugs. In Japan hat sich der Konzern mit den Filialisten Cocokara Fine und Matsumotokiyoshi zusammengetan, in München gibt es eine Kooperation mit Bienen-Apotheker Michael Grintz.
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