In den vergangenen Monaten haben sich mit Kapferer und von der Linde gleich zwei führende private Pharmagroßhändler unter ein genossenschaftliches Dach begeben. APOTHEKE ADHOC sprach mit Lutz Geilenkirchen, Chef des 1926 gegründeten Familienunternehmens Otto Geilenkirchen mit Niederlassungen in Aachen und Mönchengladbach, über Stand und Zukunftsaussichten des privaten Pharmagroßhandels.
ADHOC: Herr Geilenkirchen, wie haben Sie die Feiertage und den Jahreswechsel verbracht?
Geilenkirchen: Ich war zur Wildschweinjagd in der Eifel.
ADHOC: Ist das ein Ausdruck der derzeitigen Stimmung unter den privaten Pharmagroßhändlern?
Geilenkirchen: Nein, das ist eine alte Leidenschaft von mir. Die Stimmung unter den Privaten war zwar unmittelbar vor Weihnachten etwas bedrückt, ist jetzt aber nichtsdestotrotz sehr positiv. Denn es zeigt sich, dass wir im Verbund von Pharma Privat erfolgreich sind.
ADHOC: Also keine Krise bei den Privaten?
Geilenkirchen: Definitiv nicht. Im Gegenteil: Gerade erst haben uns drei Viertel der Teilnehmer der Pharma Privat-Apothekenumfrage eine deutlich höhere Vertrauenswürdigkeit als anderen Großhändlern bescheinigt. Wir bedauern zwar sehr, dass mit von der Linde ein weiteres Familienunternehmen im deutschen Pharmagroßhandel seine Unabhängigkeit verliert. Aber wir sehen auch, dass die Weichenstellung, die wir vor einigen Jahren durchgeführt haben, der richtige Weg war. Durch die Kooperation Pharma Privat kann unser Unternehmen den Apotheken heute Leistungen anbieten, die wir alleine nicht erbringen könnten.
ADHOC: Setzt denn der Konditionenwettbewerb die Privaten unter einen besonders hohen Druck?
Geilenkirchen: Das ist schwer zu beantworten, sicher sind die derzeitigen Konditionen mehr als ausgereizt. Insgesamt ist der Druck natürlich immens hoch, da sitzen wir aber alle in einem Boot. Wenn Sie die Übernahmen meinen, so denke ich, dass noch vor einigen Wochen und Monaten, als möglicherweise die Verhandlungen begonnen haben, die Perspektiven für den deutschen Markt anders ausgesehen haben als jetzt.
ADHOC: Brauchen denn die deutschen Apotheker die privaten Großhändler?
Geilenkirchen: Ich denke schon. Keine Form der Monopolisierung ist kundenorientiert. Wir haben bereits ein Oligopol, eine weitere Konzentration ist sicher für die Apotheken alles andere als positiv.
ADHOC: Wie ist denn die Perspektive für die privaten Großhändler?
Geilenkirchen: Gar nicht so schlecht wie einige vorgeben. Wir sehen doch gerade, wozu globalisierte Märkte führen können. Hier ist sicherlich der Staat gefragt, aber wir sehen uns auch als Antwort.
ADHOC: Wie stellen Sie denn in Zukunft sicher, alle Apotheken beliefern zu können?
Geilenkirchen: Natürlich muss man einräumen, dass die Flächenleistung privater Großhändler durch die Verkäufe verloren hat. Aber es wird für alle Apotheken, die mit einem privaten Großhändler zusammen arbeiten wollen, Lösungen geben. Wir arbeiten hier gemeinsam mit Pharma Privat an Konzepten.
ADHOC: Wie sieht die Zukunft des Unternehmens Otto Geilenkirchen aus?
Geilenkirchen: Wir werden - nunmehr als einziger privater Großhändler in Nordrhein-Westfalen - weiterhin die private Alternative bleiben. Wir investieren weiter in Substanz, aktuell zum Beispiel in unseren Versandneubau. Wir werden nicht verkaufen.
APOTHEKE ADHOC Debatte