Video-Interview Europa Apotheek

„Wir werden für Pick-up kämpfen“

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Das geplante Pick-up-Verbot der schwarz-gelben Regierung könnte die Europa Apotheek Venlo und ihren US-Mutterkonzern Medco empfindlich treffen. Zwar läuft das Geschäft nach wie vor eher schleppend, doch Firmengründer Klaus Gritschneder will mit allen Mitteln für sein Konzept kämpfen. Schon einmal hat ein oberstes Bundesgericht zugunsten der so genannten Pharma Punkte entschieden. APOTHEKE ADHOC sprach mit Gritschneder über die Zukunft von Pick-up, die Bedeutung von Rezepten für niederländische Versandapotheken, Herstellerrabatte und Kooperationen mit Krankenkassen.



ADHOC: Wie läuft es bei der Europa Apotheek?

GRITSCHNEDER: Das Geschäft läuft sehr zufriedenstellend. Wir haben die Shop-Apotheke Anfang des Jahres integriert, das hat zusätzliches Neugeschäft gebracht. Wir sind mit dem Verlauf im ersten Quartal sehr zufrieden.



ADHOC: Was ist wichtiger: Rx oder OTC?

GRITSCHNEDER: Der Rx-Anteil ist für eine niederländische Apotheke deutlich höher als das für eine deutsche Versandapotheke gilt. Weit über zwei Drittel der Bestellungen sind rezeptpflichtige Arzneimittel, der Rest ist OTC.



ADHOC: Warum schicken Ihnen Verbraucher ihre Rezepte?

GRITSCHNEDER: Das ist offensichtlich: Weil wir durch unser Bonus-Modell gegenüber den deutschen Kollegen einen Vorteil haben, der für den Patienten attraktiv ist. Das ist der Grund warum wir, wie alle niederländischen Apotheken, einen deutlich höheren Rx-Anteil haben als die deutschen Versandapotheken.



ADHOC: Zahlen Ihnen alle Firmen den Herstellerrabatt?

GRITSCHNEDER: Das ist ein spannendes Thema, denn das tun sie natürlich nicht alle. Insofern muss man auch sehen, wie sich das weiter entwickelt. Über die Vorstellungen der Regierung, den Herstellerrabatt auf 16 Prozent zu erhöhen, sind wir natürlich nicht sehr glücklich.



ADHOC: Was bedeuten die Ausfälle für Ihr Unternehmen?

GRITSCHNEDER: Das kostet schlicht mehr Geld: Ein Herstellerrabatt, den wir nicht kriegen, geht direkt gegen den Gewinn. Das ist natürlich bei 10 Prozent mehr eine herbe Geschichte.



ADHOC: Wie wichtig sind Kooperationen mit Krankenkassen?

GRITSCHNEDER: Das ganze Geschäftsmodell der Europa Apotheek beruhte ja letzlich seit der Gründung darauf, dass wir eng mit den Krankenkassen zusammenarbeiten. Das tun wir nach wie vor, und ich denke, das ist nach wie vor ein guter Weg, um die Patienten auf uns aufmerksam zu machen.



ADHOC: Was macht Ihr Projekt mit der Allianz?

GRITSCHNEDER: Die Allianz ist ja etwas eingebremst, sag ich mal vorsichtig. Das wird bestenfalls auf kleinem Niveau gefahren, große Aktionen passieren da momentan nicht.



ADHOC: Wie viel bringt Pick-up?

GRITSCHNEDER: Der Anteil hält sich in Grenzen. Es ist schon so, dass das ein Modell ist, das erst noch in den Köpfen verankert werden muss. Wenn ich mit einem Rezept vom Arzt komme, so habe ich gelernt, gehe ich damit in die Apotheke. Im Zweifelsfall habe ich auch gelernt, es zu einer Versandapotheke zu schicken. Dass ich damit in den Drogeriemarkt gehen kann, ist eben nicht gelernt. Da ist noch viel Zeit notwendig, um das zu einem umfangreichen Konzept zu machen. Aber der Weg ist, denke ich, richtig, und die Akzeptanz ist da. Da braucht es eben ein bisschen Geduld. Aber wenn man sich die aktuellen Studien ansieht: Die Akzeptanz ist beim Verbraucher erheblich für solche Modelle.



ADHOC: Wie schlimm wäre ein Pick-up-Verbot?

GRITSCHNEDER: Wir werden auf alle Fälle alles tun, um das Pick-up-Verbot zu verhindern. Alle legalen Mittel, die uns zur Verfügung stehen, werden wir einsetzen. Sie kennen ja selber die Stellungnahme des Justizministeriums, die besagt, dass es verfassungrechtlich nicht geht, Pick-up zu verbieten. So lange dem so ist, gehen wir nicht von weiteren Spekulationen aus.



ADHOC: Sehen Sie Grenzen für Pick-up?

GRITSCHNEDER: Eine Grenze würde ich ganz gerne ziehen. Über Pick-up in Tankstellen sind wir auch nur bedingt glücklich. Wir glauben schon, dass Arzneimittel in die richtigen Hände gehören, auch wenn ein Drogeriemarkt in dem Fall nur eine Logistikfunktion ausfüllt, also mit dem Arzneimittel gar nicht in Berührung kommt. Trotzdem ist es so, dass Drogisten in ihrer Ausbildung den kleinen Arzneimittelschein machen müssen. Das heißt, sie haben zumindest ein Gefühl dafür, dass ein Arzneimittel etwas anderes ist als ein T-Shirt oder was auch immer. Insofern sehen wir das natürlich schon mit etwas gemischten Gefühlen, wenn Pick-up-Stellen an anderen Stellen sind.



ADHOC: Halten Sie alle gesetzlichen Standards ein?

GRITSCHNEDER: Wir halten natürlich alle gesetzlichen Bestimmungen ein. Es ist sogar so, dass wir sie übererfüllen. Wir tun sehr viel in Richtung Patientensicherheit, Medikamentensicherheit, weit mehr, als der Gesetzgeber vorschreibt. Insofern haben wir keine Angst, dass es da zu Problemen kommt.



ADHOC: Ein Apotheker hat Sie angezeigt. Was haben Sie falsch gemacht?

GRITSCHNEDER: Wir haben gar nichts falsch gemacht. Es ist nur so, dass es definitv in Detailbereichen unterschiedliche gesetzliche Regelungen gibt. Das ist der Grund, weshalb wir mit den Behörden im Gespräch sind und dort versuchen, Lösungen zu finden.

 

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