„Wir erhoffen uns Gesundung und Nachhaltigkeit“ APOTHEKE ADHOC, 01.04.2022 15:19 Uhr
Sehr empfindlich reagieren die Börsenkurse der großen Versandapotheken auf jede Meldung, die jede weitere Verzögerung beim E-Rezept betrifft. Dessen Einführung ist für die Branche der letzte Hoffnungsschimmer. Dr. Oliver Scheel, CEO von apo.com, spricht im Interview mit APOTHEKE ADHOC bei VISION.A ehrlich aus, dass das derzeitige Geschäftsmodell ziemlich ungesund ist.
Für die Online-Apotheken sieht Scheel ein „Geschäftspotenzial außerordentlicher Größe“, wenn das E-Rezept endlich kommt. „Und wir erhoffen uns dadurch natürlich profitables Wachstum. Die Onlineapotheken sind ja bis heute alle mit negativen Cashflows und negativen EBITDA versehen. Und wir erhoffen uns durch gemischte Warenkörbe und auch durch ein großes Wachstum bei E-Rezepten eine Gesundung und eine Nachhaltigkeit in unserem Geschäftsmodell.
Die Gruppe Apo.com ist die Nummer 3 im Markt. Ziel ist es laut Scheel, Shop Apotheke und DocMorris „ein bisschen ein Challenge zu geben“. Allerdings muss beim Markenportfolio noch etwas aufgeräumt werden: Aus den sieben Domains – zwei weitere gibt es in Polen und Österreich – sollen zwei werden: Die Gruppe will sich auf apodiscounter.de für die preissensitiven Kund:innen konzentrieren sowie auf apo.com, über die speziell chronisch Kranke angesprochen werden sollen. Mit dem Testimonial Ruth Moschner wird apodiscounter in einer breit angelegten TV-Kampagne beworben.
Bewusst fährt der Versender auch logistisch eine Doppelstrategie. In den Niederlanden wurde ein Logistikzentrum aufgebaut, das zu 95 Prozent automatisiert funktioniert. Die regulatorischen Auflagen sind im Nachbarland einfach besser für dieses Modell geeignet. Gleichzeit wollte man Deutschland nicht komplett verlassen: „Leipzig ist und bleibt der Hauptstandort der apo.com Group, wo das Management und auch 240 von 320 bis 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.“ Er sei stolz auf beide Standorte, so Scheel.