Apotheker müssen sich stärker online inszenieren. Bei VISION.A, der Digitalkonferenz von APOTHEKE ADHOC, rief Dr. Tu-Lam Pham die Pharmazeuten dazu auf, Influencer zu sein. „Der lokale Apotheker sollte ein Gesicht haben. Ich weiß nicht wie mein Apotheker vor Ort heißt oder wie er aussieht.“ Solange diese Anonymität da ist, gebe es keinen Unterschied zu künstlicher Intelligenz und Automaten.
Apotheker müssten auf Service setzen, nicht auf Distribution, das könne das Internet besser, sagt Pham. Der Experte für digitale Geschäftsmodelle, Online Marketing und Social Media, berät führende Konzerne zu deren Digitalstrategie. Das Konsumverhalten der Generation der Millennials, also der Menschen, die zwischen 1980 bis 2000 geboren wurden, habe sich stark geändert. Telefonieren, im Supermarkt einkaufen, ins Kino gehen oder in Hotels schlafen – „das sind Dinge, die ich nicht mehr tue“, schildert er.
Die Ansprüche der Kunden änderten sich. „Wenn Amazon so weiter macht, gewöhnt man sich an die Lieferung innerhalb einer Stunde.“ Das sei zwar meist nicht nötig, aber wenn man sich daran gewöhnt, will man es auch haben. Über die Bienen-Apotheke könne man sich ein Zeitfenster aussuchen, wann geliefert werden soll. „Das ist sehr sehr angenehm.“ Beim Thema E-Commerce gehe es um den Service, den die Kunden nachfragen und die Frage, was Händler selbst anbieten könnten. Geschwindigkeit sei extrem relevant. „Wenn der Handel sich nicht weiterentwickelt, stirbt er.“
Im Bereich Social Media sei Facebook ziemlich out, so Pham. Instagram dagegen liege im Trend. „Es gab noch nie eine App, die mehr Einfluss hatte.“ Nicht nur sehr junge Menschen nutzten Instagram. Die am schnellsten wachsende Gruppe seien Frauen zwischen 20 und 50 Jahren. „Sie legen die Magazine beiseite und schauen nur bei Instagram.“ Händler müssten sich fragen, wie das eigene Angebot durch die Linse Instagram aussehe. „Wie instagrammable ist Ihre Apotheke?“ Dabei gehe es vor allem um Optik und Design. „Es ist extrem teuer, seine Apotheke neu zu designen, aber es macht Sinn für Instagram.“
Pham betonte, dass Instagram mehr sei, als Nutzer die Fotos von Schminke und Kosmetik veröffentlichten. „Auch für medizinische Produkte gibt es Influencer.“ Junge Frauen schrieben über Psoriasis und vermarkteten Salben, Tabletten mit dem Hashtag der jeweiligen Krankheit. „Sie positionieren sich als Person, die die Lösung findet. Das ist stark kommerzialisiert.“
Pflichtprogramm für jede Apotheke sei zudem ein eigener WhatsApp-Kanal. Apotheken müssten erreichbar zu sein und Mobile Payment anbieten. „Social Media ist Pflicht.“ Wenn es nicht Instagram sei, gebe es andere spannende Formate wie Youtube und Podcast. „Das Wissen über Krankheitsbilder haben Sie. Ich fände es als junger Vater super, wenn da jemand ist, der mir sagt, was ich tun soll, wenn mein Kind Bauchweh hat.“ Wenn es von Apothekern unterhaltsame Youtube-Kanäle oder Podcasts gäbe, würde ich mir das anhören.
Pham zeigte bei seinem Vortrag auch Beispiele aus anderen Ländern. In den USA etwa gebe es „neue Pharma-Marken“, die die Zwischenhändler abschafften. „Diese Firmen haben das Ziel, Produkte direkt über das Internet zu verkaufen.“ Sie brauchten keine Apotheke mehr, die verkauft, sondern verdienen die komplette Marge, indem sie viel über Social Media kommunizieren und attraktiv für Millennials sind. In China wiederum gebe es tausende Supermärkte ohne Mitarbeiter. Bei den sogenannten Bingo-Boxen mit bargeldloser Bezahlung gehe es nicht vorrangig darum, Verkäufer zu ersetzen. „In Dörfern ohne Supermarkt sind sie eine Alternative.“
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