Seit Anfang der Woche ist das neue Noweda-Bestellportal IhreApotheken.de scharf gestellt. Dort können Patienten bei einer Apotheke in ihrer Nähe Arzneimittel reservieren und/oder nach Hause liefern lassen. Auch die Übermittlung von Rezepten ist möglich. Zum Start hatte es durch ein Versehen Nowedas Feindbild Nummer 1 – DocMorris – ins Impressum von IhreApotheken.de geschafft. Und sogar Internetriese Amazon ist mit im Spiel. Zur Abwicklung der Bestellungen kooperiert die neue Plattform mit Apotheken.de. Dort werden Bestellungen über einen Amazon-Server abgewickelt.
Im Impressum und als Fußzeile auf der Seite IhreApotheken.de fand sich bis gestern Nachmittag eine seltsame Passage: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Betreiber des Portals und verantwortlich: IhreApotheken.de, KVK-Nr. 14066093.“
KVK steht für Kamer van Koophandel und ist das niederländische Handelsregister. Unter der Nummer 14066093 ist dort DocMorris gemeldet. Da weite Teile der Angaben an dieser Stelle auf der Seite IhreApotheken.de 1:1 dem Text auf der Homepage der niederländischen Versandapotheke entsprachen, liegt der Verdacht nahe, dass man sich vom DocMorris-Impressum hat inspirieren lassen – inklusive Registernummer.
Noweda hat auf den Hinweis von APOTHEKE ADHOC reagiert und das Impressum korrigiert. Der neue Eintrag lautet: „Betreiber des Portals und verantwortlich: IhreApotheken.de, HRB: 22888, Amtsgericht Essen.“ Eine Sprecherin erklärte auf Nachfrage: „Bei der Angabe der KVK-Nummer handelt es sich um den Fehler eines Mitarbeiters in der Frontend-Entwicklung, der leider nicht sofort aufgefallen ist. Der Fehler wurde bereits korrigiert.“
Aber noch etwas ist Apotheken bei der Abwicklung der Bestellung aufgefallen. Über den Apothekenfinder bei IhreApotheken.de werden dem Kunden mit einer Postleitzahlsuche die teilnehmenden Apotheken im Umkreis angezeigt. Nach der Auswahl erscheinen auf der sachlich und farblich dezent aufgemachten Internetseite Arzneimittelangebote mit den dazugehörigen Preisen. Entweder kann man per Telefon eine Bestellung bei der Apotheke vornehmen oder per Klick eine Anfrage mailen. Laut der Noweda-Sprecherin sind alle teilnehmenden Apotheken mit Mail, Telefon und Fax in ihren Kontaktangaben versehen.
Die Bestätigungsmail kommt dann zunächst von „[email protected]“. Diese Mail läuft über einen Server von Microsoft. Doch kurz darauf meldet sich die angefragte Apotheke beim Kunden. Die zweite Mail mit dem Absender „[email protected]“ kommt aus dem Hause des Deutschen Apotheker Verlags in Stuttgart. Und diese Mail läuft über einen Amazon-Server. Die Noweda-Sprecherin bestätigt: „Unser Kooperationspartner Apotheken.de nutzt die in der EU gehosteten Server von Amazon Webservices. IhreApotheken.de nutzt die Azure Cloud von Microsoft als Infrastruktur.“
Im Februar wurde gemeldet, dass IhreApotheken.de und Apotheken.de beim Betrieb der Vorbestellplattform eng kooperieren. So sollen noch mehr Apotheken an die geplante Bestellplattform angebunden werden: Apotheken, die den Website-Service des Deutschen Apotheker Verlags nutzen, können ebenfalls über das Portal Aufträge annehmen. Umgekehrt wird allen teilnehmenden Apotheken die „Reservierungszentrale“ von Apotheken.de zur Verfügung gestellt. Die Administrationsplattform soll als neue gemeinsame Infrastruktur weiterentwickelt und sukzessive um zusätzliche Funktionen und neue digitale Anwendungen ergänzt werden, sodass die Apotheken dann die Vorbestellungen und die anderen Module des Zukunftspakts Apotheke zentral verwalten können. Dass damit offensichtlich Apothekenschreck Amazon ins Spiel kommt, wurde nicht erwähnt.
Auch wenn es im Netz vereinzelte Klagen über Kinderkrankheiten der neuen Plattform – etwa Format- und Preisfehler sowie fehlendes Impressum der Apotheken – gibt, zieht man bei der Noweda ein positives Fazit zum Launch: „Wir sind mit der Nutzung bisher äußerst zufrieden. Die hohen Zugriffszahlen sind aber selbstverständlich noch nicht aussagekräftig, da sich gerade in den ersten Tagen auch viele teilnehmende Apotheken das Portal ansehen werden. Wir freuen uns darauf, wenn das Projekt in den nächsten Wochen weiter Fahrt aufnehmen wird“, so die Sprecherin.
Pünktlich zum 1. April war der Startschuss für zwei Elemente des Zukunftspakts Apotheke von Noweda und Burda gefallen: Parallel zum Launch der Bestellplattform kam das neue Kundenmagazin „My Life“ erstmals in die Apotheken. Mit einer Gesamtauflage von rund 1,15 Millionen Exemplaren soll „My Life“ in mehr als 6000 Apotheken kostenlos für Kunden erhältlich sein. Das Magazin wird von einem Joint Venture der beiden Partner produziert, erscheint alle 14 Tage und damit wie die Apotheken Umschau immer am 1. und 15. eines Monats.
Die am Zukunftspakt teilnehmenden Apotheken können wählen, ob sie ihren Kunden eine Basisversion oder eine erweiterte Version mit TV-Programm anbieten möchten. Darüber hinaus können Apotheken die Magazine individualisieren lassen, etwa mit dem eigenen Apothekenlogo. Auf der Rückseite der ersten Ausgabe wurde für die Bestellplattform, die von Noweda alleine betrieben wird, geworben.
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