Whatsapp boomt, Amazon macht Angst APOTHEKE ADHOC, 21.03.2017 15:18 Uhr
Der Kunde ist online, die Mitarbeiter sind es – und auch die Apotheken wollen von der Digitalisierung profitieren. Vor allem ein Medium hat in den vergangenen zwölf Monaten zugelegt: Whatsapp. Die Konkurrenz durch Internetriesen wie Amazon empfinden viele Kollegen als Bedrohung, jeder Zweite würde aber auch kooperieren. Die Ergebnisse einer Umfrage von APOSCOPE werden am morgigen Mittwoch bei VISION.A, der Digitalkonferenz von APOTHEKE ADHOC und Apotheken Umschau, in Berlin vorgestellt.
Laut Umfrage nutzen 55 Prozent der Apotheken elektronische Formate, um ihre Kunden zu informieren; im Vorjahr waren es 51 Prozent. 78 Prozent aus dieser Teilmenge betreiben eine eigene Website, die mehrheitlich zur Darstellung der Dienstleistung, Vorstellung des Teams, als Vorbestellsystem und zur Information über den Notdienst genutzt wird. Allerdings: 53 Prozent gaben an, dass weniger als 5 Prozent der Kunden über das Internet zu ihnen kämen. Bei weiteren 20 Prozent ist es jeder Vierte.
40 Prozent der Apotheken informieren ihre Kunden via E-Mail, 6 Prozent via SMS. Gewachsen sind Facebook von 46 auf 57 Prozent und Whatsapp von 8 auf 27 Prozent. Legt man die Zahl auf die Gesamtheit um, nutzen 15 Prozent aller Apotheken den Messenger-Dienst, im Vorjahr waren es noch 4 Prozent.
Dass Digitalkonzerne den Gesundheitsmarkt ins Visier genommen haben, beunruhigt 60 Prozent der Teilnehmer. Umgekehrt finden nur 56 Prozent, dass dies keinen Druck auf ihr Geschäftsmodell auslöst. Als Ansporn, das eigene Geschäftsmodell zu differenzieren, sehen 54 Prozent die neue Konkurrenz. Das größte Potenzial wird übrigens Amazon zugemessen: 61 Prozent sehen den Versandriesen vorn, de Rest teilen sich Google (32 Prozent) und Facebook (6 Prozent). Als „Prime-Apotheke“ mit Amazon zusammenarbeiten würden sofort 8 Prozent der Teilnehmer. 28 Prozent wären ungern dazu bereit, sehen aber keine Chance, sich dem zu entziehen. Jeder Zweite lehnt eine Zusammenarbeit rundheraus ab: „Auf keinen Fall, das ist der Anfang vom Ende.“
Im Internet räumen die Teilnehmer vor allem Preisvergleichsportalen Chancen ein (80 Prozent). Arztbewertungsportale liegen mit 70 Prozent dahinter, Apothekenbewertungsportale folgen mit 58 Prozent. Auch die digitale Visitenkarte bei Google halten 59 Prozent für ein aussichtsreiches Konzept.
Was die Investition in eigene digitale Tools angeht, sind die Apotheker noch zurückhaltend. Apotheken-Apps und digitale Medikationsplaner finden 67 beziehungsweise 63 Prozent der Teilnehmer sinnvoll. Abgeschlagen folgen Abholautomaten und Webshops mit 40 beziehungsweise 34 Prozent. Der virtuelle Sichtwahl können 35 Prozent etwas abgewinnen, der virtuellen Freiwahl 22 Prozent. Bestellterminals außerhalb der Apotheke finden 19 Prozent sinnvoll, Live-Beratung im Internet 16 Prozent. Die Bereitschaft, innerhalb der kommenden fünf Jahre in die entsprechende Technik zu investieren, liegt jeweils etwas niedriger.
76 Prozent der Teilnehmer finden, dass die Apotheken noch Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung haben, das entspricht dem Wert aus dem vergangenen Jahr. Dennoch sehen 63 Prozent den digitalen Wandel als Chance. Dass Apotheken sich im Digitalbereich geschäftlich positionieren können, glaubt fast jeder Zweite (46 Prozent). Dass nur Versandapotheken profitieren, finden dagegen nur 37 Prozent. Und dass Digitalisierung ausschließlich ein Thema für jüngere Kollegen ist, unterschreiben 61 Prozent der Teilnehmer nicht. Allerdings sind 55 Prozent der Meinung, dass sich Apotheken einen Spezialisten an die Seite holen müssen, um digital erfolgreich zu sein.
Dank Internet sind die Patienten den Teilnehmern zufolge informierter als früher: Zugenommen hat demnach das Wissen über Krankheiten und Therapiemöglichkeiten (je 76 Prozent), über Arzneimittel (70 Prozent) und Marken (66 Prozent). Vor allem über Preise wüssten die Kunden jedoch besser Bescheid, gaben 82 Prozent der Teilnehmer an.
Auch beim Apothekenpersonal liegen Facebook und Whatsapp vorn: Laut Umfrage nutzen 48 Prozent der Apotheker und 79 Prozent der PTA Facebook täglich, bei Whatsapp sind es sogar 92 und 76 Prozent. Bei 39 Prozent der Teilnehmer ist die Nutzung von Mobiltelefon und Smartphone in der Apotheke erlaubt, bei weiteren 55 Prozent nur in der Pause.
An der Umfrage von APOSCOPE, der Online-Marktforschung entwickelt von den Machern von APOTHEKE ADHOC, nahmen am 14. und 15. März 267 Apotheker und 238 PTA teil.
Die Digitalisierung in der Apotheken- und Pharma-Welt ist das Thema bei VISION.A, der Digitalkonferenz von APOTHEKE ADHOC und Apotheken Umschau am 22. März in Berlin. Die Veranstaltung mit dem Who's Who der Apotheken- und Pharmabranche widmet sich dem digitalen Wandel. Rund 400 Gäste werden im RADIALSYSTEM V erwartet. Weitere Informationen und Tickets: vision.apotheke-adhoc.de