Der ehemalige AvP-Chef Mathias Wettstein versucht nach Informationen von APOTHEKE ADHOC Immobilien und Geschäftsanteile zu Geld zu machen. Doch die von der Insolvenz des Rechenzentrums betroffenen Apotheken werden davon wohl nichts haben, denn Wettstein muss mit dem Geld zunächst seine Steuerschulden bezahlen.
Der Ex-AvP-Chef muss sich derzeit vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten. Die ihm zur Last gelegte Steuerhinterziehung hat er bei der mündlichen Verhandlung eingeräumt, ohne sich weiter zur Sache zu äußern. Das Urteil könnte am 20. September gesprochen werden.
Die Höhe der Strafe hängt bei Steuerprozessen auch davon ab, ob der hinterzogene Betrag zurückgezahlt wurde. Bei Wettstein handelt es sich laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf um einen Betrag von 8,8 Millionen Euro. Bei AvP soll es versteckte Gewinnausschüttungen in Höhe von insgesamt 35 Millionen Euro gegeben haben. Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos wurde vom Gericht beauftragt herauszufinden, wie die Entnahmen konkret verbucht wurden.
Wettstein ist derweil dabei, über einen Steuerberater und Rechtsanwalt, Geld zu beschaffen. Allein der Verkauf seiner Villa in Düsseldorf soll 7 Millionen Euro eingebracht haben. Auch die Immobilie in der Simrockstraße, Sitz der AvP Service AG, deren alleiniger Gesellschafter Wettstein ist, soll schon veräußert worden sein. Warum damit noch nicht alle Steuerschulden beglichen sind, ist unklar, eine Möglichkeiten wären bestehende Grundbucheinträge.
Weitere 5 Millionen Euro von Wettstein sollen in Form eines Darlehens bei der auf Kanalsanierung spezialisierten Firma I.S.T. Innovative Sewer Technologies aus Bochum liegen. Wettstein hatte die Firma 1998 zusammen mit einem Partner gegründet. Inwiefern diese Summe aber schnell verfügbar gemacht werden kann, ist Sache von Wettsteins Anwalt. Der wollte sich auf Nachfrage zur finanziellen Situation seines Mandanten nicht äußern. Auf ihn wird es vermutlich beim nächsten Gerichtstermin am 20. September ankommen.
Wenig erhellend war Prozessbeobachtern zufolge auch die Vernehmung von Rolf Clemens in Wettsteins Steuerprozess. Gegen den ehemaligen AvP-Geschäftsführer wird im Zusammenhang mit der Pleite des Rechenzentrums ebenfalls ermittelt. Zwar wurde er knapp eine Stunde von den Richtern befragt, an den entscheidenden Punkten ging er aber nicht ins Detail. Die anderen vier Beschuldigten im „Hauptverfahren“ haben erst gar nicht ausgesagt.
Die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf hatte im Januar bekannt gegeben, dass gegen insgesamt fünf Beschuldigte aus der Führungsebene der Unternehmensgruppe sowie Mitarbeiter ermittelt wird, darunter Wettstein und Clemens. Es geht es um den Verdacht der Insolvenzverschleppung und Bankrott, Bilanz- und Urkundenfälschung, Betrug sowie Untreue.
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