„Werden Rx-Boni mit Nachdruck vorantreiben“ Patrick Hollstein, 16.03.2023 10:00 Uhr
Stefan Feltens, CEO von Shop Apotheke, geht mit einer Kampfansage: Man werde vor Gericht für Rx-Boni kämpfen, so Feltens, der sein Amt im Mai an den früheren Chef des Konkurrenten DocMorris abgibt.
Man sei fest überzeugt, dass das Verbot von Rx-Boni rechtlich nicht haltbar sei, so Feltens. Vor Gericht seien bereits mehrere Verfahren anhängig, „diese werden wir mit Nachdruck vorantreiben“, sagt Feltens. Die Apothekerkammer Nordrhein und die Wettbewerbszentrale waren im vergangenen Jahr gegen den Versender vorgegangen, der seinen Kundinnen und Kunden wieder einen Bonus von 2,50 Euro auf Rezept angeboten hatte.
Auch um Online-Rezepte will Shop Apotheke weiter kämpfen: Mit der Zusammenarbeit mit Zava sei man sehr zufrieden, in den Gerichtsverfahren sei es primär um den regulatorischen Rahmen gegangen, so Feltens. Zuletzt hatte der Bundesgerichtshof (BGH) eine Nichtzulassungsbeschwerde von Shop Apotheke gegen ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln (OLG) zurückgewiesen. Die Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe hatten wegen Verstoßes gegen § 11 Apothekengesetz (ApoG) sowie § 9 Heilmittelwerbegesetz (HWG) geklagt. Trotzdem ist der „Online-Arzt-Service“ nach wie vor auf der Website des Versenders zu finden.
Schwäche von DocMorris
Der positive Ausblick für das laufende Jahr – der Umsatz soll erneut zweistellig wachsen – setze keine weiter anhaltende Schwäche von Konkurrent DocMorris voraus: „Unsere Erwartung fußt ausschließlich auf der Stärke von Shop Apotheke.“ Schon im vergangenen Jahr hätten viele Anbieter im E-Commerce rückläufige Umsätze hinnehmen müssen, auch in anderen Branchen. Shop Apotheke sei dagegen gewachsen, auch bei der Zahl der Kunden. Der Webshop sei mittlerweile die populärste gesundheitsbezogene Website in Deutschland. „Unsere Arbeit zahlt sich aus, die verschiedenen Bausteine greifen ineinander und sorgen dafür, dass wir die Kunden halten können.“
Ein Schwerpunkt sei nach wie vor die Verbesserung der Lieferzeiten, denn diese sei maßgeblich für die Kundenzufriedenheit. Als es im vierten Quartal bei den Logistikpartnern zu Verzögerungen kam, habe man dies sofort zu spüren bekommen. Wichtig seien daher auch das ergänzende Angebot „Shop Apotheke Now“. Mit einer kleinen Anzahl an Partnerapotheken würden derzeit Kunden in 33 Großstädten noch am selben Tag beliefert. Aus Wettbewerbsgründen mache man keine Angaben zum Geschäft, die Aufträge wachsen laut Feltens aber, wenngleich sie nach wie vor nur einen kleinen Teil vom Gesamtgeschäft ausmachten.
Zum Stand bei GoPuls (ehemals FirstA) äußerte Feltens sich auf Nachfrage nicht. Man habe das Unternehmen mit Blick auf das E-Rezept gekauft und sei sich voll und ganz bewusst, dass man hier womöglich noch warten müsse.
Nachhaltigkeit bei Produkten statt Versand
Versand, Sofortlieferung, Kuriere – besonders ökologisch wirkt das Geschäftsmodell nicht. Nachhaltigkeit will Shop Apotheke daher auch in anderen Bereichen erreichen: „Wir sehen, dass es vor allem die Produkte selbst sind, die unseren ökologischen Fußabdruck belasten.“ Deshalb solle es demnächst Pilotprojekte mit Pharmaherstellern geben, um die Produktemissionen zu verstehen und zu reduzieren.
Feltens wird sein Amt als CEO im Mai nach fünf Jahren abgeben, den Posten übernimmt Olaf Heinrich, bis 2020 Chef von DocMorris. Was er sich noch gewünscht hätte für seine Amtszeit? „Es wäre toll gewesen, wenn das E-Rezept von der Politik stärker vorangetrieben und nicht nur eingeführt, sondern auch schon Standard geworden wäre.“ Er sei überzeugt, dass es sich um eine technische Innovation handele. Daher sei er trotz der „Schluckbeschwerden“ zuversichtlich, dass man auf der Zielgeraden sei.
Per Fahrrad nach Italien
Und wie geht es bei ihm persönlich weiter? Im Juni will Feltens erst einmal auf sein Fahrrad steigen und Freunde in Genua besuchen. Im Sommer soll es dann für vier Monate in die USA gehen; seine Frau sei Amerikanerin und habe daher Familie dort. „Ich habe derzeit keinerlei Pläne, an anderer Stelle wieder zu arbeiten. Aber man sollte ja niemals nie sagen.“