Das Sammeln von Rezepten wird mit der Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) möglicherweise neu geregelt. Auch künftig verboten sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Sammelstellen in Arztpraxen. Genau dafür interessiert sich aber dem Anschein nach die Versandapotheke Volkspharma: In einer Anzeige unter dem Namen der Apotheke werden Kollegen mit entsprechenden Kenntnissen zum Erfahrungsaustausch gesucht. Volkspharma bestreitet, mit der Annonce etwas zu tun zu haben, und wittert eine gezielte Kampagne gegen sich.
„Welche/r Kollege/in hat Kenntnis von Rezeptsammeltätigkeit in Arztpraxen? Erfahrungsaustausch gesucht, Diskretion selbstverständlich.“ So lautet die Chiffre-Anzeige, die in den vergangenen Wochen in der Pharmazeutischen Zeitung (PZ) erschienen ist. Wie die Annonce in das Heft gelangt ist, kann man sich bei Volkspharma nicht erklären: „Ich weiß nichts davon – und wenn die Anzeige unsere wäre, wüsste ich davon“, sagt Volkspharma-Chefapotheker Axel Schröder. Er glaubt an eine Verleumdung: „Ich schätze, dass ist ein Kollege, der hier schief schießt.“
Laut Schröder macht die Anzeige für Volkspharma keinen Sinn: Pick-up-Stellen betreibt die Versandapotheke nach eigenen Angaben nicht. „Das ist auch in keiner Weise geplant“, versichert Schröder. Ohnehin sei der Rezeptanteil gering, weil man – anders als die Konkurrenz in Holland – keine Rx-Boni gewähre. Nur bei nicht erstattungsfähigen Lifestyle-Präparaten gewähre man Rabatte.
Trotzdem ist gegen Volkspharma ein Verfahren wegen der Gewährung von Rx-Boni beim Landgericht Augsburg anhängig. Ein Apotheker hatte nicht nur gegen die Versandapotheke, sondern auch gegen einen benachbarten Arzt Klage eingereicht: Dieser soll die Rezepte aus seiner Praxis direkt an Volkspharma weitergeleitet haben. Das wiederum bestreitet Volkspharma. Termine zur Verhandlung gibt es in beiden Fällen noch nicht. Ob ein Zusammenhang zu der Anzeige besteht, ist derzeit unklar. Bei der PZ wollte man sich nicht zum Auftraggeber äußern.
Die Volkspharma Versandapotheke ist ein Schwesterunternehmen des gleichnamigen Generikaherstellers mit Sitz Augsburg, dessen Inhaber der Laborarzt Dr. Bernd Schottdorf ist. Der Kaltstart des Herstellers erfolgte 2009 mit Rabattverträgen des BKK-Gemeinschaftsunternehmens Spectrum K – Volkspharma holte unter anderem Omeprazol. Ursprünglich sollte ein eigener Großhandel die Vertikalisierung abschließen. Diese Pläne wurden Schröder zufolge aber mittlerweile verworfen.
Die Versandapotheke hat ihren Sitz im niederländischen Venlo und auf der anderen Seite der Grenze ein Postfach in Nettetal. Die Arzneimittelpäckchen bringen die Paketdienstleister DHL und Thermomed, die Versandkosten übernimmt Volkspharma aber erst ab einem Bestellwert von 20 Euro und bei Rezeptbestellungen. Schröder war von Anfang an mit dabei. Zuvor hatte der Apotheker unter anderem die DocMorris-Apotheke in Flensburg geleitet. Kontakte ins Haus Celesio gibt es noch heute: Der Großhändler Gehe liefert Arzneimittel für Volkspharma in Venlo.
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