Versandapotheken

Wer bleibt, wer verschwindet

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Berlin -

Das große Fressen hat begonnen, der Markt der Versandapotheken konsolidiert sich rasant. Apo-Discounter kauft am laufenden Band, Shop-Apotheke und DocMorris haben einen höheren zwei- beziehungsweise dreistelligen Millionenbetrag in Reserve, um Konkurrenten schlucken zu können. Allzu viele Kandidaten kommen nicht mehr in Frage, das Zeitfenster schließt sich irgendwann. Fabian Kaske von der Marketingagentur Dr. Kaske gibt eine Prognose ab, welche Anbieter als nächstes übernommen werden könnten.

Laut Kaske hat DocMorris im OTC-Bereich den ebenfalls niederländischen und börsennotierten Versender Shop-Apotheke gerade von Platz 1 abgelöst. Dank eines rasanten Wachstums kommt die Tochter von Zur Rose aktuell auf einen Marktanteil von 16 Prozent, das Doppelte des Wertes aus dem Vorjahr. Die Übernahmen von Eurapon, Vitalsana und zuletzt Apo-Rot könnten diese Entwicklung weiter beschleunigen.

Shop-Apotheke konnte den Marktanteil von 10 auf 15 Prozent steigern; die Integration der Europa Apotheek bringt wegen der Fokussierung auf Rx wenig zusätzliche OTC-Umsätze. Medpex als Nummer 3 konnte den Marktanteil laut Kaske stabil halten, Medikamente per Klick, Apotal und Apo-Discounter mussten Einbußen hinnehmen. Besonders große Verluste beim Marktanteil gab es bei Volksversand, Sanicare und Aponeo mit Einbußen zwischen 14 und 22 Prozent.

Laut Kaske entfallen derzeit 98 Prozent des Marktwachstums im OTC-Bereich auf den Versandhandel. Die Marketingagentur geht davon aus, dass der Versandhandelsanteil von 19 auf mehr als 23 Prozent im Jahr 2020 und 30 Prozent im Jahr 2023 steigen wird.

Allerdings werden nicht mehr alle Versender von der Entwicklung profitieren: Kaske geht davon aus, dass schon 2020 maximal sieben Versandapotheken den Markt dominieren werden. Dazu gehören vor allem Shop-Apotheke und DocMorris, die ihren Marktanteil bis 2020 auf 24 beziehungsweise 19 Prozent und 2023 auf 39 und 33 Prozent ausbauen könnten. Branchenprimus Shop-Apotheke könnte dann die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro im OTC-Bereich knacken.

Neben diesen beiden führenden Playern könnten laut Kaske noch Medpex, Medikamente per Klick, Apotal, Apo-Discounter und Aponeo mitspielen. Juvalis wurde vor Kurzem bereits verkauft. Bei der aktuellen Dynamik und Einkaufslust der mit tiefen Taschen ausgestatteten Holländer sind Volksversand, Delmed, Disapo und Sanicare die attraktivsten Kandidaten für eine Übernahme.

Und dann ist da noch Amazon. So wie sich der Internetriese mit Audible (Hörbücher), Zappos (Kleidung) und Whole Foods (Lebensmittel) in neue Branchen oder mit Souq (Saudi-Arabien) in neue Märkte eingekauft hat, könnte eine Akquisition auch den Schlüssel zum Apothekenbereich bedeuten, ist Kaske überzeugt. Am meisten Sinn aus Sicht von Amazon macht Medpex: Der Versender aus Ludwigshafen habe die nötige Größe, ein ähnliches Käuferprofil mit jungen, wohlhabenden und kosmetikaffinen Kunden und seit Neuestem eine niederländische Dependance. Käme solch ein Deal zustande, würde Kaske das Medpex-Amazon-Konglomerat schnell auf Rang 2 sehen – hinter Shop-Apotheke und vor DocMorris.

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