Noventi E-Rezept-Panel

Welche Bündnisse sichern künftig die Versorgung?

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Berlin -

Der Markt wappnet sich für das E-Rezept. Nicht nur für die Versandapotheken, auch für die Telemedizinanbieter sind digitale Verordnungen die größte Chance ihrer Geschichte. Entsprechend entstehen gerade die möglicherweise entscheidenden Allianzen. Die Übernahme von Teleclinic durch Zur Rose hat damit am vergangenen Donnerstag einen neuen Meilenstein gesetzt. Doch wohin soll die Reise für die Beteiligten gehen? Darüber sprachen – noch vor dem Deal – Andreas Arntzen (CEO Wort & Bild), David Meinertz (Geschäftsführer Zava) und Dr. Sven Simons (Bereichsvorstand Kunden und Innovationen Noventi) beim Noventi E-Rezept-Panel im Rahmen der VISION.A 2020. Die komplette Debatte ist jetzt in der Mediathek.

„Die Erfahrung der letzten drei Monate zeigt, dass ein Großteil der Patienten die Apotheke vor Ort vorzieht, vor allem wenn es schnell gehen muss“, sagt Zava-Gründer und -CEO David Meinertz. „Bei Zava ist es tatsächlich so: Man macht die Sprechstunde, innerhalb einer Stunde meldet sich der Arzt und innerhalb einer Stunde ist das Medikament abholbereit in der Apotheke vor Ort. Das ist eine Leistung, die kann der Arzt vor Ort nicht erbringen, die kann aber auch die Versandapotheke nicht erbringen.“ Auch wenn die gefühlte Wahrheit bei vielen Vor-Ort-Apothekern anders aussieht: Die Ausgangslage könnte also schlechter sein.

Die große Herausforderung ist aber nun, die verschiedenen Services und Sektoren zu integrieren und das so zu tun, dass die Vor-Ort-Apotheken vorweg gehen, statt hinterherzurennen. Ein viel bemühtes Bonmot besagt ja, dass man während einer Revolution nur selten mitkriegt, dass sie gerade stattfindet. So ähnlich verhält es sich gerade im deutschen Gesundheitswesen. „Wir werden innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Rückgang der niedergelassenen Ärzte um 40 bis 50 Prozent haben und wir müssen Gedanken machen, wie wir dann trotz des demografischen Wandels im Gesundheitssystem diese Arztleistung, diese Betreuung sicherstellen und ich glaube, dass die Telemedizin dabei eine gravierende Rolle spielen wird“, prognostiziert Wort & Bild-CEO Andreas Arntzen beim E-Rezept-Panel.

Diesen Wandel erfolgreich zu managen, können einzelne Player, die um Marktanteile kämpfen, nicht leisten. „Es wird um ein neues Networking gehen, um ein neues Miteinander zwischen Apotheken und Ärzten sowie zwischen weiteren Versorgern“, erklärt Dr. Sven Simons von Noventi. „Das hört natürlich nicht bei der ärztlichen Versorgung auf, sondern es geht dann darum, auch die weiteren Player, die den Patienten versorgen, in ein vernünftiges Versorgungsnetzwerk zu bringen.“

Genau diese Versorgungsnetzwerke entstehen im Moment. Shop-Apotheke und DocMorris arbeiten an ihren Plattformen, um einen Fuß in die Vor-Ort-Apotheken zu kriegen. Letztere haben sich die nötige telemedizinische Expertise nun mit Teleclinic zugekauft. Teleclinic-Konkurrent Zava wiederum ist schon seit Februar an CallMyApo angebunden – und damit an mehrere tausend Vor-Ort-Apotheken. „Dieses Angebot erfreut sich enormer Beliebtheit bei den Patientinnen und Patienten“, bilanziert Meinertz.

Auch Simons sieht da viel Potenzial: „Da kann man den Apotheken nur Mut zurufen, denn sie sind in der Pole Position, weil sie vor Ort sind, weil sie vernünftig flächendeckend über die ganze Republik verteilt sind.“ Doch das ist nur die halbe Miete. „Es gibt wunderbare Plattformen, die da gerade entstehen“, sagt Simons. Doch die Herausforderung sei, „dass Apotheken erkennen, dass sie miteinander visibler werden müssen zum Endverbraucher, zum Patienten – denn der steht im Mittelpunkt.“

Der Blick müsse dabei unbedingt nach vorne gehen, betont auch Arntzen. Denn das E-Rezept sei längst nicht das Ende der Fahnenstange. „Die Welt ist so komplex und dynamisch geworden und wir werden innerhalb der nächsten zwölf Monate noch so viele neue Themen dazu bekommen, dass ein einzelnes Individuum – sei es ein Apotheker oder jemand aus der Industrie – überhaupt nicht mehr in der Lage sein wird, die Relevanz und die Chancen dieser neuen Technologien exakt einzuordnen und umsetzen zu können“, so der Wort & Bild-Chef. „Und das schreit förmlich nach Partnerschaften und ist auch der Grund, weshalb wir mit anderen den Schulterschluss suchen, um zu eruieren, welche Möglichkeiten und Chancen in diesen neuen Technologien stecken. Das E-Rezept ist etwas ganz Aktuelles, aber wir dürfen nicht denken, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind und dann hat sich das. Parallel werden ganz neue Dinge entstehen und es ist die Frage, wie man das intelligent verknüpft, um die Apotheke vor Ort entsprechend zu stärken.“

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