Wegen Ozempic: Einbruch bei Abnehmpräparaten Nadine Tröbitscher, 03.05.2024 08:01 Uhr
1,388 Milliarden Arzneimittel wurden im vergangenen Jahr in den Apotheken abgegeben, 2022 waren es 1,404 Milliarden. „Wir geben weniger Packungen ab“, machte Abda-Geschäftsführerin Claudia Korf bei der Vorstellung des Wirtschaftsberichts klar. „Der deutsche Kunde ist preissensibel wie keiner im Europa.“ Im Vergleich zu 2022 ist der Anteil an rezeptfreien Arzneimitteln gesunken – von 43,7 Prozent auf 42,5 Prozent. Am stärksten haben die Abnehmmittel verloren – minus 17 Prozent.
Die Selbstmedikation spielt in der Apotheke eine wesentliche Rolle. 42,5 Prozent entfallen laut Wirtschaftsbericht auf den Bereich der rezeptfreien Arzneimittel. Dieser gliedert sich in die Selbstmedikation apothekenpflichtiger Arzneimittel (76,3 Prozent), Verordnungen apothekenpflichtiger Arzneimittel (18,1 Prozent) und Selbstmedikation freiverkäuflicher Arzneimittel (5,6 Prozent). Am Gesamtumsatz der Apotheken macht das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln allerdings nur 7,9 Prozent aus.
Versandhandel legt zu
Der Versandhandel ist im OTC-Bereich der Gewinner, so Korf. Zwar gehe die Quote auch hier zurück, aber weniger als in öffentlichen Apotheken. In Zahlen: 2023 wurden mit apothekenpflichtigen und freiverkäuflichen Arzneimitteln 744 Millionen Packungen abgesetzt – 79,4 Prozent in der öffentlichen Apotheke und 20,6 Prozent im Versandhandel. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Verlust von 3,6 Prozent für die Apotheken vor Ort und 1,9 Prozent für den Versandhandel.
Dennoch ist das Umsatzwachstum bei den Versendern doppelt so hoch wie in der öffentlichen Apotheke. Der Gesamtumsatz von 7,943 Milliarden Euro im vergangenen Jahr verteilt sich zu 78,7 Prozent auf die öffentlichen Apotheken (plus 4 Prozent) und den Versandhandel 21,3 Prozent (plus 7,8 Prozent).
Erkältung wächst, Abnehmpräparate verlieren
Doch es gibt Gewinner und Verlierer. Besonders hoch war im vergangenen Jahr die Nachfrage nach Husten- und Erkältungsmitteln, gefolgt von Vitaminen und Mineralstoffen sowie Schmerz-, Muskel- und Gelenkmitteln. Rezeptfreie Abnehmpräparate haben hingegen verloren – der Rückgang liegt bei rund 17 Prozent. Für Korf ist die Sache klar – der Abusus von Ozempic lässt den Markt der Abnehmpräparate sinken.
OTC-Markt wieder eingepegelt
Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hatte den OTC-Markt ausgewertet. „Nachdem der OTC-Gesamtmarkt pandemiebedingt unter Druck geraten war, hat er sich nun wieder eingepegelt“, so BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. „Insgesamt ist der Markt der verschreibungsfreien Arzneimittel von 2022 auf 2023 um 0,5 Prozent gewachsen (nach Packungen) und hat aktuell ein Volumen von 11 Milliarden Euro erreicht.“
OTC-Preise trotz Inflation stabil
Anders als andere Branchen haben die Arzneimittelhersteller ihre Preise weit unter der Inflation angepasst. „Seit Januar 2021 ist der Verbraucherpreisindex um 16,4 Prozent gestiegen, doch die Apothekenverkaufspreise stiegen um 7,5 Prozent weniger als die Verbraucherpreise insgesamt“, betont Joachimsen. Dafür gebe es verschiedene Gründe: Die Hersteller hätten mitunter darauf verzichtet, die gestiegenen Produktionskosten auf die Arzneimittelpreise umzulegen – obwohl die Arzneimittelindustrie stark von den Kostensteigerungen für Rohstoffe und Produktion betroffen ist.