Apotheken-Franchise

Was wird aus DocMorris?

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Berlin -

Celesio will die Versandapotheke DocMorris verkaufen. Doch unter der Marke arbeiten auch 160 Franchisenehmer in Deutschland. In Schweden, Irland und Italien hat der Konzern gerade begonnen, seine eigenen Filialen umzuflaggen. In Vicenza eröffnete Ende März der erste italienische Franchisenehmer. Was aus den Apotheken wird, hängt im Wesentlichen davon ab, wer die Versandapotheke kaufen wird und was mit den Markenrechten passiert.

Szenario 1: Der Käufer übernimmt auch die Verträge mit den Apothekern. Ein eher unwahrscheinlicher Fall. Das Franchisepaket müsste komplett neu geschnürt werden, um die derzeitigen Partner zu halten und zusätzlich andere Apotheker zu überzeugen. Das dürfte ohne Anbindung an die Branche schwierig sein; dazu kommt, dass der Käufer denselben Kanalkonflikt hätte wie Celesio. Ein Netzwerk von 160 Apotheken ist aber kein Nutzen für die Marke, sondern ein Risiko.

Szenario 2: Die Marke „DocMorris“ bleibt bei Celesio, der Käufer wird Lizenznehmer. Auch unwahrscheinlich. Celesio will ja gerade einen Schlussstrich unter das Kapitel DocMorris ziehen. Noch dazu sind Konzernchef Markus Pinger und Kettenvorstand Stephan Borchert nach eigenem Bekunden gar nicht so überzeugt davon, dass Celesio eine europaweite Apothekenmarke braucht. In Schweden kündigte ein Konzernsprecher bereits an, dass die rund 60 Apotheken umbenannt werden könnten – ein erstes Signal, welcher Weg womöglich in Stuttgart als der einfachere gesehen wird.

 

Szenario 3: Die Marke „DocMorris“ geht zusammen mit der Versandapotheke an einen neuen Eigentümer, die Verträge mit Celesio bleiben aber bestehen – der Konzern müsste dann seinerseits Lizenzgebühren an den Käufer zahlen und den Service für die Kooperationsapotheken übernehmen. In diesem Fall lägen alle Nachteile bei Celesio: Teurer Service für die wenigen Vor-Ort-Apotheken ohne die Einnahmen aus der Versandapotheke. Und weiterhin das Image als DocMorris-Konzern.

Für einen potentiellen Käufer wären die Kooperationsapotheken das oben genannte Risiko: Ohne Franchise-Vertrag ließe sich schon gar nicht kontrollieren, ob vor Ort gut beraten wird. Negative Vorfälle würden direkt der Marke und damit der Versandapotheke schaden. Schon aus ökonomischen Gründen wird sich der Käufer auf das Kerngeschäft konzentrieren. Wer verdient schon Geld mit Apotheken-Franchise?

 

 

Szenario 4: DocMorris als Franchisekonzept wird abgewickelt. Die Kooperationsverträge wurden mit einer Mindestlaufzeit von fünf Jahren geschlossen, manche auch über mehr als zehn Jahre. Was also passiert mit den Vereinbarungen? „Pacta sunt servanda“, erklärt dazu ein Konzernsprecher – Verträge müssen eingehalten werden. Oder wie Pinger es formuliert: „Die Rechte der Markenpartner bleiben unberührt.“

Das heißt freilich nicht, dass keine Lösung gefunden werden kann, bei der es DocMorris am Ende nicht mehr gibt. Celesio könnte die Verträge schlicht auslaufen lassen – oder im Einvernehmen vorzeitig kündigen. Das könnte für die Markenpartner zusätzliche Kosten bedeuten: Gemäß Kooperationsvertrag gibt es kein rotes Apotheken-A, stattdessen grüne Kreuze. Auch die Inneneinrichtung kommt von DocMorris und muss möglicherweise ersetzt werden. Ob und in welcher Höhe die Apotheker für den Aufwand entschädigt werden oder sonstwie Schmerzensgeld bekommen, bleibt abzuwarten.

Bei Celesio will man sich zu solchen Spekulationen derzeit nicht äußern. Alles hänge vom Käufer und den mit diesem zu treffenden Vereinbarungen ab, so der Konzernsprecher. Die Markenpartner dürfte die Ungewissheit weiter frustrieren: Erst wartete man jahrelang auf den ganz großen Knall, jetzt auf die Abwicklung. Ob es Celesio gelingen wird, seine treuesten Kunden wenigstens beim Abschied von DocMorris mitzunehmen, wird sich zeigen.

 

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