Farmako nach Kanada verkauft

Was von den Versprechen übrig blieb

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Berlin -

Farmako ist mit großen Versprechen gestartet, hat sich aber schnell entzaubert. Von den einst verkündeten Ambitionen, europaweiter Marktführer zu werden, ist dann entsprechend wenig geblieben: Farmako wurde an den kanadischen Cannabis-Konzern Agraflora verkauft und fungiert künftig als dessen Vertriebseinheit in Deutschland. 15 Millionen Euro haben die Gesellschafter dafür in Agraflora-Anteilen und in bar erhalten – hoffen aber, in Zukunft am Verkaufspreis mehr verdienen zu können.

Farmako hat eine kurze Geschichte mit vielen Wendungen: Erst im September 2018 gegründet, wollten Start-up-Seriengründer Sebastian Diemer, Lieferheld-Gründer Nikita Fahrenholz und Niklas Kouparanis mit Farmako den rasant wachsenden Markt für medizinisches Cannabis aufmischen. Von Beginn an wurde den Start-up-Experten unterstellt, lediglich als Glücksritter am neu entstandenen Markt schnelles Geld machen zu wollen. Und tatsächlich schienen sie das hoch regulierte Marktumfeld im Geschäft mit Arzneimitteln unterschätzt zu haben. So prahlten sie mit Importmengen und Umsatzerwartungen, die sie offensichtlich nicht gewährleisten konnten, oder gerieten mit Verbindungen zu einem scheinbar dubiosen Unternehmen in Nordmazedonien in die Kritik.

Die Zweifel an der Seriosität mehrte auch die Bekanntgabe eines vermeintlich revolutionären Forschungserfolgs: Im Juni hatte Farmako angekündigt, mittels eines neu entwickelten Verfahrens durch die Verwendung eines gentechnisch veränderten Hefestammes synthetische Cannabinoide so herzustellen, dass sich deren Preis auf einen Bruchteil der bisherigen Kosten senken lässt. Wissenschaftler hatten die Bekanntmachung daraufhin auseinandergenommen – das Unternehmen musste zurückrudern und klarstellen, es habe nie behauptet, die Technologie bereits wirtschaftlich anwenden zu können.

Kurz darauf war dann der Tiefpunkt erreicht: Kouparanis flog als Geschäftsführer hochkant raus und die Kommunikation der Personalie ließ keinen Zweifel daran, dass es keine Trennung im Guten war. Kouparanis habe „den Gesellschafteransprüchen leider nicht mehr gerecht werden“ können, weshalb sich die anderen Gesellschafter einstimmig dazu entschieden hätten, das Unternehmen ohne ihn fortzuführen. Daraufhin wurde die bisherige Entwicklungschefin Katrin Eckmans neue Geschäftsführerin. In den vergangenen Monaten bemühte sie sich, verlorengegangenes Vertrauen wiederherszustellen und ein Image als seriöses Unternehmen auszubauen.

Nun also wurden die hochtrabenden Pläne, das führende deutsche Cannabis-Unternehmen zu werden, beerdigt. Stattdessen hat der kanadische Cannabishersteller Agraflora für 15 Millionen Euro 100 Prozent der Unternehmensanteile an der Farmako-Muttergesellschaft „The Good Company“ gekauft und will sie künftig als seine exklusive Vertriebsgesellschaft in Deutschland und Europa nutzen. So entstehe eine „integrierte Wertschöpfungskette aus Produktion und Distribution“ für die Belieferung von mittlerweile 100.000 Patienten allein in Deutschland.

Agraflora ist nach eigenen Angaben der viertgrößte Cannabisproduzent der Welt, 251 Tonnen peilt das Management für 2020 an. Farmako soll dabei das Einfallstor nach Europa werden, schließlich hat das Start-up alle notwendigen Lizenzen und Genehmigungen für den hiesigen Vertrieb bereits in der Tasche. „Die Marktchancen für medizinisches Cannabis in Deutschland waren von Anfang an ein fester Bestandteil der globalen Wachstumsstrategie von Agraflora“, erklärt CEO Brandon Boddy. „Wir stufen Deutschland schon lange als einen der spannendsten medizinischen Cannabis-Märkte der Welt ein, da es fortschrittliche Vorschriften, eine schnell wachsende Patientenzahl und einen Versicherungsschutz für über 60 Prozent der Verschreibungen gibt.“

Tatsächlich ist der jetzt verkaufte Teil von Farmako nur noch dessen Vertriebsabteilung. Die Abteilung für Forschung und Entwicklung war nach dem Rausschmiss von Kouparanis im Juli abgespalten worden und arbeitet mittlerweile als Synbionik unter dem Dach von Heartbeat Labs. Auf die wiederum habe der Farmako-Verkauf keinerlei Einfluss. Zumindest auf den ersten Blick haben die verbliebenen Gesellschafter mit einem Verkaufspreis von 15 Millionen Euro keinen allzu beeindruckenden Schnitt gemacht – für die Firmengründer allerdings einen mit finanzieller Perspektive. „Wir halten den Aktienkurs von Agraflora für unterbewertet und sind von einer positiven Entwicklung überzeugt“, sagt Diemer. „Die Kombination aus Aktientausch und Bargeld lässt uns als Gründer und Gesellschafter viele Chancen auf eine weitere Steigerung des Verkaufserlöses.“

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