Sponsoring

Warum Orthomol vor dem Fortuna-Aufstieg bangen muss

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Berlin -

Um den Aufstieg zu bangen, zählt zu den emotionalen Achterbahnfahrten, die Fußballfans oft mitmachen, und ist einer der Gründe für die Liebe zum Rasensport. Dass einem bange wird, gerade weil der eigene Verein aufsteigt, ist dagegen eher selten. Im Hause Orthomol blickt man mit gemischten Gefühlen auf den nächsten Spieltag.

Am Samstag kann Fortuna Düsseldorf der große Wurf gelingen: Holt der rheinische Traditionsverein bei Dynamo Dresden drei Punkte, spielt er nächste Saison in der ersten Bundesliga. Fortuna führt die Tabelle an, Dresden ist mit Platz 11 nur vier Plätze vor der Relegation. Die Chancen, dass es was wird, stehen also nicht so schlecht. In Düsseldorf laufen deshalb schon die Vorbereitungen für die mögliche Aufstiegsfeier. Eigentlich nicht nur für Fans und Verein ein Traum, sondern auch für die Sponsoren: Mehr Zuschauer, mehr Aufmerksamkeit für die eigene Marke.

Im Hause Orthomol betrachtet man den möglicherweise nahenden Triumph von Fortuna Düsseldorf hingegen aus anderen Gründen ganz genau. Seit dieser Saison ist der Hersteller Trikotsponsor der Fortuna. Der Verein war nach einer durchwachsenen Saison auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor und wandte sich an Unternehmenschef Nils Glagau. Seitdem prangt der Orthomol-Schriftzug groß auf der Brust der Fortuna-Spieler. 900.000 Euro soll der Mittelständler aus dem nahegelegenen Langenfeld für den Einjahresvertrag gezahlt haben, berichtet das Handelsblatt in einem Beitrag über die Zusammenarbeit.

Glagau kommentiert das nicht, merkt aber an: „Das Sponsoring tut unserer Marke gut.“ In konkreten Zahlen könne man das nicht ausdrücken, aber direkt nach Vertragsabschluss sei der Server des Unternehmens aufgrund der großen Zahl an Anfragen mehrere Tage lang überlastet gewesen. Und auch von Seiten der Fortuna war bisher einiges an Begeisterung über die Kooperation zu vernehmen. Trainer und Physiotherapeut schwören regelrecht auf die Marke, wie dem Handelsblatt zu entnehmen ist.

So bestätigte Fortuna-Vorstandschef Robert Schäfer auf Anfrage der Zeitung die positive Wirkung der Supplements für die Spieler: „In dieser Saison hatten wir trotz eines infektreichen Winters nur wenige Ausfälle zu beklagen.“ Dafür pries der Verein Orthomol auch schon eigens in einem Facebook-Video. Auch die Kulturen von Traditionsverein und Familienunternehmen sieht er als passende Ergänzung: „Orthomol als starkes, familiengeführtes Unternehmen aus der Region passt einfach perfekt zur Philosophie des Klubs.” Die Zusammenarbeit sei hervorragend, so der Fußballboss. Und Glagau stimmt ein: „Diese Idee der rheinischen Freundschaft ist nicht kreiert, die ist ganz ehrlich.”

Doch bei Geld hört die Freundschaft bekanntermaßen auf. Und geht es für Fortuna eine Liga höher, dann geht es um eine Menge Geld. In der ersten Bundesliga stehen nämlich ganz andere Sponsoren auf der Matte. Wenn „Riesenkonzerne anklopfen und das ganz große Portemonnaie aufmachen“, könnte es für ein mittleres Familienunternehmen wie Orthomol eng werden, ist Glagau sich bewusst.

Glagau will an dem Vertrag festhalten: „Wir wollen weitermachen, keine Frage.“ Er ist sich aber auch bewusst: „Wir sind ein Mittelständler und kennen unsere Grenzen. Und ganz ehrlich: Ich würde jetzt auch jeden Euro nehmen“, wird der 42-Jährige vom Handelsblatt zitiert. Klarheit über die Zukunft der Sponsoring-Partnerschaft hätte er dementsprechend lieber früher als später. Dennoch zeigt er sich gelassen, betont aber auch seine eigene Treue zum Verein: „Wir sagen aber auch: Wer war für euch da im letzten Jahr? Wer wäre auch wieder für euch da, wenn es wieder Zweite Bundesliga heißt?“

Zumindest verstecken muss sich Orthomol definitiv nicht. Das Unternehmen ist unter Glagaus Ägide konstant auf Erfolgskurs. Sein Vater Kristian Glagau, ehemals Geschäftsführer bei Medice, gründete es 1991 in einer Garage. Seit dessen unerwartetem Tod 2009 führt es der Sohn weiter. Mittlerweile hat er über 400 Beschäftigte, die 2016 einen Jahresumsatz von 120 Millionen Euro erwirtschafteten. Davon entfielen 5 Millionen Euro auf das unter dem Namen Orthomed firmierende Arztgeschäft, weitere 6 Millionen Euro auf das Ausland.

Vor allem dort will Orthomol in Zukunft wachsen: „Die Welt ist für uns hochinteressant“, wird Glagau zitiert. Denn die Expansion außerhalb Deutschlands bringt auch einige Schwierigkeiten mit sich. Nicht nur sind die Vorgaben in dem Segment in verschiedenen Ländern unterschiedlich, auch die Vorlieben ändern sich je Markt. So seien beispielsweise in China besonders Mittel für Frauen oder gegen Atemwegsinfekte gefragt, in der arabischen Welt wiederum Produkte für Familienplanung und Arthrose, während in Russland Sportprodukte besonders gut liefen.

Darüber hinaus zeigt sich Orthomol bemüht, junge Unternehmen zu fördern: Ende vergangenen Jahres startete das Projekt „Orthomol Innovations“, für das sich Start-ups aus den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bewegung bewerben können. Wenn sie das Unternehmen mit ihren Produkten, Serviceleistungen, Technologien oder Geschäftsmodellen überzeugen, sollen Kooperationsverträge abgeschlossen werden, von denen beide Seiten profitieren. Orthomol erhofft sich von den Kooperationen Synergien für das eigene Geschäft und durch die geplanten Minderheitsbeteiligungen zukünftige Chancen zur Gewinnsteigerung. Zumindest Imagegründe dürften also auch aus Fortuna Düsseldorfs Perspektive für den Erhalt der Partnerschaft sprechen.

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