Seit September hat Kaufland exklusiv „Vitamin D Pilze“ in der Gemüseabteilung im Angebot. 200 g der braunen Zuchtchampignons sind für etwa 2 Euro zu haben. „30 x mehr Vitamin D“ als gewöhnliche Champignons sollen die Egerlinge enthalten. Das Etikett verspricht: „100 Gramm enthalten 125 Prozent der empfohlenen Tagesdosis“. Ob das stimmt und ob überhaupt und für wen ein Verzehr sinnvoll ist, hat Stiftung Warentest untersucht.
So kommt das Vitamin in den Pilz: Konventionelle Kulturchampignons sprießen gewöhnlich nicht im Sonnenlicht und weisen somit einen geringeren Gehalt an Vitamin D auf. Den Spezial-Pilzen wird kein künstliches Vitamin D zugesetzt, sondern sie werden kurzzeitig mit UVB-Licht beleuchtet. Dies führt zu einem deutlich erhöhten Gehalt, denn der Vorgang soll der Produktion von Vitamin D unter Sonnenlicht ähneln.
In Kooperation mit der Universität Freiburg und Professor Dr. Paul Urbein wurde der Vorgang entwickelt. „Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit leiden viele Menschen unter einem Vitamin-D-Mangel. Denn der UVB-Anteil im Sonnenlicht ist zu gering für die eigene Vitamin-D-Produktion in der Haut. Die Steinchampignons sind insbesondere für Vegetarier und Veganer eine ideale Möglichkeit, ihren Vitamin-D-Bedarf einfach und geschmackvoll zu decken“, so Urbain. Die Vitamin-D-Champignons kommen aus Niedersachsen. Produzent ist die Firma Pilzland. Das Unternehmen baut seit 30 Jahren Pilze an.
Warentest hat die Vitamin-D-Zuchtpilze in ein Labor geschickt. Insgesamt wurden die Vitamin-D-Gehalte von sieben Packungen untersucht. Die Ergebnisse variieren. Für die Packung mit dem geringsten Gehalt wurden 5,3 µg Vitamin D pro 100 g und für die Packung mit dem höchsten Gehalt 15,1 µg Vitamin D pro 100 g gemessen. Letzterer übersteigt den in der EU gemäß Novel-Food-Verordnung festgelegten Höchstwert von 10 µg/g. Grund zur Sorge bestehe jedoch nicht, denn eine Überdosis sei nicht zu befürchten. Selbst auf Dauer könnten mehrere Packungen bedenkenlos verzehrt werden.
Das Ergebnis zeigt – das Bestrahlungsverfahren funktioniert. Im Durchschnitt konnte im Labor ein Vitamin D-Gehalt von 9,6 µg pro 100 g ermittelt werden. Konventionelle Champignons können einen Vitamin D-Gehalt von etwa 0,3 µg pro 100 g vorweisen. Im ersten Testkriterium halten die Pilze also, was sie versprechen. Es ist 30-mal mehr Vitamin D enthalten.
Bei aller Euphorie hat Warentest jedoch einen „Mangel“ entdeckt. „Vor dem Hintergrund, dass sich die Vitamin-D-Gehalte der Spezial-Champignons so stark unterschieden, halten wir die präzise Vitamin-D-Angabe auf der Packung von 6,25 µg pro 100 g für scheingenau“, schreiben die Tester. Außerdem seien die Pilze nicht richtig deklariert. Gemäß Novel-Food-Verordnung lautet die korrekte Bezeichnung „UV-behandelte Pilze (Agaricus bisporus)“ und nicht „Vitamin D Pilze“ und „Kulturchampignon“, wie auf dem Etikett zu lesen ist. Den Hinweis von Warentest wird Kaufland umsetzen. „Im Rahmen einer Überarbeitung der Verpackung wird die Kennzeichnung gemäß der aktuellen Verordnung ‚UV-behandelte Pilze (Agaricus bisporus)‘ lauten“, teilt die Supermarktkette mit.
Aber ist ein Verzehr sinnvoll? Das Fazit: „Die Pilze sind sinnvoll für alle, die nicht optimal mit Vitamin D versorgt sind.“ Wer sein Vitamin-D-Konto aufpeppen möchte, könnte zu den Pilzen greifen. Wer an einem Mangel leide, sollte sich jedoch nicht auf die Egerlinge allein verlassen, sondern mit einem Arzt Rücksprache halten. Die Champignons könnten eine Beitrag zur Vitamin-D-Versorgung leisten. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) steht den Pilzen laut Warentest positiv gegenüber. „Bei gesunden Erwachsenen können sie den Vitamin-D-Status signifikant verbessern“, wird DGE-Sprecherin Silke Restemeyer zitiert.
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