Scharfe Kritik, Hersteller kontert

Warentest: Meridol fällt aus dem Raster

, Uhr aktualisiert am 28.02.2025 13:55 Uhr
Berlin -

Stiftung Warentest hat 20 Mundspüllösungen getestet, davon drei für Kinder. Nur ein Viertel der Produkte überzeugt. Und: Zwei apothekenübliche Produkte werden scharf kritisiert.

Neben Zahnbürste und Zahnseide gehört für viele Menschen auch eine Mundspüllösung zur täglichen Zahnhygiene. Die meist antiseptischen Lösungen dienen der Prophylaxe und unterstützen die Mund- und Zahngesundheit, insbesondere an Stellen, die mit der Zahnbürste nur schwer erreichbar sind. Nach einer gründlichen mechanischen Reinigung helfen sie, verbleibende Keime zu beseitigen und den Mundraum zu erfrischen.

Stiftung Warentest hat 20 mundspüllösungen hinsichtlich Kariesschutz, Vorbeugung vor Plaque und Zahnfleischentzündung sowie Umweltaspekte wie die Verpackung und schlecht biologisch abbaubare Stoffe untersucht. Auch Deklaration und Werbeaussagen wurden von den Expert:innen unter die Lupe genommen.

Meridol außen vor

Zwei apothekenübliche Produkte fielen dabei aus dem Raster. Die Mundspülung „Meridol Zahnfleischschutz“ (Gaba/Colgate-Palmolive, rund 1,49 Euro pro 100 Milliliter) bekam von Stiftung Warentest gar kein Testurteil. Nach Ansicht des Gremiums lassen sich Aminfluorid-Gehalte nicht zuverlässig bestimmen. „Wir haben die Anbieter daher gebeten, uns die Gehalte mitzuteilen. Der Meridol-Hersteller kam unserer Bitte nicht nach.“ Demnach könne auch kein Qualitätsurteil vergeben werden. Dennoch testeten die Expert:innen die übrigen Kategorien: Die Kariesprophylaxequalitäten bewerteten sie mit einem „gut“, die Verpackung aber nur „ausreichend“, da auch hier die Recyclingfähigkeit eingeschränkt sei. Zudem gebe es eine unnötige Faltschachtel, die negativ ins Gewicht fiel.

Gaba räumt in einer Stellungnahme ein, die exakten Anteile von Aminfluorid und Natriumfluorid in der Formel nicht kommuniziert zu haben. „Auf der Verpackung ist jedoch der Gesamtgehalt an Fluorid deklariert: 254 ppm Fluorid aus Amin- und Natriumfluorid. Diese Kennzeichnung entspricht den gesetzlichen Anforderungen“, betont der Hersteller. Darüber hinaus sei im Test eine frühere Formulierung des Produktes untersucht, dass derzeit laut Gaba nicht mehr produziert werde. „Dies haben wir Stiftung Warentest auch kommuniziert.“ Seit Herbst 2024 werde die Mundspüllösung mit einer neuen Rezeptur angeboten, die 250 ppm Fluorid aus Natriumfluorid enthält.

Bioniq ist letzter

Die Bioniq Repair Zahn-Milch (Dr. Wolff, rund 1,75 Euro pro 100 Milliliter) verzichtet als einziges der 20 untersuchten Produkte auf Fluorid als Kariesprophylaxe. Stattdessen liegt der Rezeptur Hydroxyapatit zugrunde. „Eine vorbeugende Wirkung gegen Karies ist für Hydroxyapatit in Mundspülungen aber nach unserem Wissen nicht ausreichend wissenschaftlich belegt“, schreibt Warentest. Für sie fällt das Produkt deshalb in puncto Kariesprophylaxe durch – und erhält dafür das Gesamturteil „mangelhaft“, auch, wenn andre Punkte wie die Vorbeugung von Zahnbelag und Zahnfleischentzündung hingegen als sehr gut bewertet wurden. Abstriche gibt es zudem für die Verpackung, da sie nicht ausreichend recyclingfähig ist.

„Die Wirksamkeit von Hydroxylapatit ist durch verschiedene Studien belegt“ erklärt Dr. Wolff auf Nachfrage. In drei großangelegten Studien wurde nach Auffassung des Unternehmens eindeutig gezeigt, dass fluoridfreie Hydroxylapatit-Zahnpasten gegenüber Fluoridzahnpasten nicht unterlegen seien. „Es ist wichtig zu betonen, dass die Hydroxylapatit-Gruppen in den Mittelwerten tendenziell wirksamer waren als die entsprechenden Fluoridgruppen, auch wenn dies statistisch nicht signifikant war“, betont Dr. Wolff. In vielen Ländern sei die Perspektive auf Hydroxylapatit offener als in Deutschland: In Kanada beispielweise habe die Canadian Dental Association (Kanadische Zahnärztevereinigung) Hydroxylapatit-Zahnpasten mit ihrem Siegel versehen, das die Zahnpasta als Anti-Karies-Produkt einstuft.

Darüber hinaus seien Fluoride toxikologisch in der Diskussion: „Neue Studien zeigen die Risiken von Fluorid im Trinkwasser auf und bringen das Thema damit in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit“, weiß der Hersteller. Dieser Zusammenhang sei in Studien besonders deutlich geworden, wenn die Fluoridmenge im Wasser oder Urin über bestimmten Schwellenwerten lag, betont Dr. Wolff.

Listerine ist Testsieger

Am besten schnitten sowohl bei den Produkten für Kinder als auch für Erwachsene Produkte aus der Listerine-Reihe (Johnson & Johnson, rund 97 Cent pro 100 Milliliter) ab. Zwar gehört der Testsieger mit 97 Cent pro 100 Millilitern zu den teuersten Spülungen, doch die Expert:innen überzeugte „Listerine Total Care Zahn-Schutz“ mit einer im Test sehr guten Kariesprophylaxe und einer ebenso sehr guten Vorbeugung gegen Plaque und Zahnfleischentzündungen.

„Listerine Smart Kidz“ (rund 99 Cent pro 100 Milliliter) führt die kurze Liste der Produkte für Kinder lediglich mit einem befriedigenden Gesamturteil an. Die Kariesprophylaxe wurde als ausreichend beurteilt, Verpackung sowie Vorbeugung gegen Plaque und Zahnfleischentzündungen hingegen als gut. Stiftung Warentest weist darauf hin, dass Kinder die Spülungen erst dann nutzen sollten, wenn sie sicher ausspucken können. Als Richtwert geben sie hier ein Alter von sechs Jahren an.

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