Viel beworben, wenig erforscht

Warentest: Melatonin nicht auf eigene Faust einnehmen

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Berlin -

Schlafstörungen sind zu einer Volkskrankheit geworden. Viele Betroffene greifen irgendwann zu freiverkäuflichen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln, die einen besseren Schlaf versprechen. Stiftung Warentest hat verschiedene Wirkstoffe unter die Lupe genommen. Vom derzeit gehypten Melatonin rät das Institut jedoch ab.

Ein- und Durchschlafstörungen können den Alltag massiv belasten. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Betroffenen deutlich gestiegen. Der Markt für verschiedenste Helferlein zum Schlafen boomt daher regelrecht. Vor allem das Schlafhormon Melatonin erfreut sich immer größerer Beliebtheit – auch weil es als besonders natürlich angepriesen wird.

Denn das Neurohormon wird im Körper aus Serotonin produziert – vorwiegend in der Nacht in der Zirbeldrüse im Epithalamus. Bei Tageslicht nimmt die Ausschüttung ab. Es ist damit zuständig für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus und kann dazu beitragen die Einschlafzeit zu verkürzen und das typische „Jetlag-Gefühl“ zu verringern. Da es innerhalb von sieben Stunden vollständig abgebaut wird, sind am nächsten Morgen keine Müdigkeitseffekte zu erwarten.

Viel Werbung, wenig Wirkung?

Die Werbung für melatoninhaltige Kapseln, Sprays und Weichgummis ist in Fernsehen, Internet und Zeitschriften nicht zu übersehen. Allerdings handelt es sich bei den Produkten um Nahrungsergänzungsmittel. „Behördlich geprüft und zugelassen werden sie nicht“, erklärt Warentest. Hersteller müssten daher „weder die Wirksamkeit der Mittel nachweisen noch mögliche Wechsel- oder Nebenwirkungen angeben“. 2018 bewertete Warentest alle Melatonin-Produkte negativ und riet von einer Selbstbehandlung mit selbigen ab.

Auch im aktuellen Test wird Melatonin als „wenig geeignet“ bewertet. „Denn die Studienlage ist insgesamt dürftig.“ Es gebe Hinweise dafür, dass melatoninhaltige Mittel nur in geringem Maß wirken und die Einschlafzeit nur wenig verkürzen. „Nicht untersucht ist, wie sich eine längere Einnahme auswirkt. Seltene, möglicherweise schwerwiegende Nebenwirkungen können nicht ausgeschlossen werden.“ Die Gefahr einer Abhängigkeit bestehe nach derzeitigem Wissen jedoch nicht.

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