Die Unternehmensberatung Sempora rechnet damit, dass sich der Versandanteil im deutschen Markt für rezeptfreie Arzneimittel bis 2018 verdoppeln wird. Damit läge der Umsatz bei rund 1,6 Milliarden Euro. Unter den Apothekern fällt die Prognose ebenfalls eindeutig aus: Wachsen ja, über den Anteil herrscht allerdings Uneinigkeit.
85 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC sind davon überzeugt, dass der Versandanteil im OTC-Markt steigen wird. 37 Prozent teilen die Ansicht des Experten Arnt T. Brodtkorb und gehen von einer „Verdopplung auf 20 Prozent in den kommenden fünf Jahren“ aus. 35 Prozent glauben an eine „moderate“ Steigerung. 13 Prozent sind überzeugt, dass der Anteil „absehbar auf über 50 Prozent“ steigen wird.
Nur 14 Prozent glauben nicht an eine rosige Zukunft des Versandhandels: 6 Prozent gaben an, der Versandanteil werde „unverändert bei etwa 11 Prozent“ bleiben. 8 Prozent meinen, der Zenit sei überschritten und „der Online-Anteil wird sinken“. Vom 19. bis 21 Oktober nahmen 167 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC an der Umfrage teil.
Laut Brodtkorb ist der deutsche Markt in diesem Bereich heute schon stark fortgeschritten: Nur in Großbritannien ist der Versandhandel noch stärker etabliert – mit 1,1 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2013.
Insgesamt wurden 2013 in den 17 EU-Ländern, in denen der Versandhandel zugelassen ist, rund 47,5 Milliarden Euro mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und sonstigen frei verkäuflichen Produkten erwirtschaftet. Bis 2018 wird der Umsatz im Versandhandel laut Sempora in den EU-17 um 122 Prozent auf rund 5 Milliarden Euro steigen.
Brodtkorb geht davon aus, dass sich vor allem die großen Player auch international durchsetzen. Allerdings erfordere die Expansion in andere europäische Länder Finanzkraft sowie länderspezifische Sortimente. „Das europäische Potenzial haben bisher jedoch nur wenige Versandapotheken für sich erkannt.“
Besonders gut aufgestellt seien die erfahrenen Marktteilnehmer aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden. Die Großhändler sieht er nicht als Treiber: Einerseits fürchteten sie Konflikte mit den Apotheken, andererseits sei für sie der Versandhandel eher als Ergänzung zu den eigenen Ketten interessant.
Gute Chancen sieht Brodtkorb unter anderem für den deutschen Marktführer Shop-Apotheke. Die auf OTC-Produkte spezialisierte Tochter der Europa Apotheek Venlo (EAV) kommt derzeit auf einen Umsatz von mehr als 130 Millionen Euro ohne Mehrwertsteuer mit einem Wachstum im zweistelligen Bereich. Nach dem erfolgreichen Start als Nummer 1 in Österreich treibe die Shop-Apotheke derzeit die Expansion nach Frankreich voran.
Hinter der Shop-Apotheke rangieren im nicht rezeptpflichtigen Bereich Apo-Rot (Apotheke am Rothenbaum, Hamburg, Birgit Dumke), die ebenfalls ins EU-Ausland verschickt, sowie Medikamente-per-Klick (Luitpold-Apotheke, Bad Steben, Karlheinz Ilius) mit Erlösen zwischen 100 und 120 Millionen Euro.
Umsätze zwischen 60 und 80 Millionen Euro erwirtschafteten Apotal (Bad Apotheke, Bad Rothenfelde, Heinz-Peter Fichter) , Medpex (Stifts-Apotheke, Ludwigshafen, Christiane Bülow-Bichler), Sanicare (BS-Apotheken, Bad Laer, Dr. Volkmar Schein, Christoph Bertram), DocMorris sowie Apo-Discounter (Apotheke im Paunsdorf Center, Markkleeberg, Kirsten Fritsch).
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