Der Corona-Impfstoff soll ab kommender Woche über die Großhändler in die Apotheken gelangen. Die Belieferung sollen die Hauptlieferanten übernehmen. Der Großhändler AEP sieht sich in die zweite Reihe gedrängt und bekräftigt, dass man in Alzenau als vollsortierter Pharmagroßhändler auf die Verteilung vorbereitet ist. Solange die Rückmeldung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) aussteht, könne jedoch nicht geliefert werden.
Die Impfstofflogistik wurde zwischen BMG und dem Großhandelsverband Phagro verhandelt. AEP ist laut eigenen Angaben nicht eingebunden gewesen und nicht über die Ergebnisse informiert worden. Man habe „von den spezifischen Anforderungen erstmalig letzten Donnerstag erfahren“, informiert der Großhändler seine Kunden.
AEP sei als vollsortierter Pharmagroßhandel für die Verteilung des Impfstoffes vorbereitet und habe alle Themen geklärt. „Einzig die Frage, wie wir bei der zur Verfügungstellung des Impfstoffes und der Verbrauchsmaterialien berücksichtigt werden können, hat, in der Kürze der Zeit, und als Folge, dass der Phagro uns hier in den Prozess nicht integriert hat, noch zu keiner befriedigenden Antwort geführt.“ Allen Beteiligten sei klar, dass schnell eine Lösung gefunden werden müsse – „aber wie so oft geht es hier um bürokratische und technische Anforderungen“. Alles was benötigt werde, sei die Freigabe durch das BMG, sagt AEP-Chef Jens Graefe. „Ich gehe davon aus, dass wir kurzfristig miteinbezogen werden.“
Deshalb wird AEP beim Start der Impfstoffverteilung an die Apotheken zunächst nicht dabei sein. Man werde „mindestens in dieser ersten Woche, nicht an der Impfstoffverteilung für Covid-19 teilnehmen können“, schreibt AEP. „Uns fehlt schlichtweg die schriftliche Bestätigung vom BMG, dass wir in dieser Verteilrunde mit der notwendigen Menge Impfstoff sowie der nötigen Verbrauchsmaterialien beliefert werden. Wir gehen davon aus, dass wir das im Laufe der Woche klären können, denken aber, dass im Sinne der Entscheidung diese Aussage verantwortungsvoll und richtig ist.“
AEP kritisiert, dass „der Wettbewerb, insbesondere bei unseren guten Kunden, darauf abstellt, dass nur der Hauptlieferant Impfstoffe liefert, im klaren Wissen, dass die AEP in diesen Prozess weder mit einbezogen, noch informiert ist und der Vermutung, dass wir deswegen, zunächst in der Kürze der Zeit, keinen Impfstoff bekommen werden.“ Man stehe zwar mit dem BMG in Kontakt, habe jedoch „in der Kürze der Zeit auch hier keine befriedigende Lösung finden“ können.
Es sei „völlig unangemessen, dass hier im Zuge der Pandemie und eines bewusst herbeigeführten Informationsvorsprung versucht wird, Vertriebspolitik zu machen“. Insbesondere die Behauptung des „Hauptlieferanten“ stelle keine juristische Größe dar. Eine Weigerung der Belieferung der Apotheke durch ein Wettbewerbsunternehmen würde einen signifikanten Kartellrechtsverstoß darstellen, heißt es. „Bitte lassen Sie sich solche Aussagen schriftlich geben – und geben Sie uns diese gerne an uns weiter“, fordert AEP die eigenen Kunden auf. Man sei auch mit dem Kartellamt in Gesprächen, um künftig ebenfalls Corona-Impfstoffe liefern zu können.
Das Logistik-Konzept zur Impfstoffbeschaffung für die Arztpraxen sieht vor, dass eine Apotheke immer beim selben Großhändler bestellen soll und die Ärzte wiederum bei derselben Apotheke. Der Ablauf wurde gemeinsam zwischen Phagro, BMG, der Abda und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) entwickelt. Heute sollen die erste Bestellungen über die Apotheken an den Großhandel gehen. Nach Ostern sollen die Praxen über das bundeseinheitliche System mit Impfstoff versorgt werden.
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