Jetzt laufen sie also, die millionenschweren Kampagnen der niederländischen Versender. Die Konzerne nehmen hohe Verluste in Kauf, um über das CardLink-Verfahren die Vorherrschaft beim E-Rezept zu erlangen. Der Werbedruck ist immens. In dem Gerangel können die Vor-Ort-Apotheke einen entscheidenden Trumpf spielen. Ohne ihr selbstständiges Engagement droht mittelfristig ein erheblicher Kundenverlust. Ein Kommentar von Carolin Ciulli.
Mit den Werbeausgaben der Versandkonzerne Redcare und DocMorris können die Inhaberinnen und Inhaber natürlich nicht mithalten. Doch einschüchtern lassen sollten sie sich davon nicht: Jetzt bloß nicht in Lethargie verfallen, denn verbieten lassen sich die Kampagnen nun einmal nicht. Statt sich über die Spots oder Plakate zu ärgern, sollten die Teams ihre Vormachtstellung nutzen, die sie eindeutig haben.
Anders als Shop Apotheke & Co. sind sie vor Ort und haben täglich tausende direkte Kundenkontakte. Sie stehen im HV und können beraten, wie es um die Zukunft des E-Rezepts steht und welche App die beste für die Kundschaft ist. Und da sollte man keine Gelegenheit auslassen, die Versprechen von Günther Jauch & Co. zu enttarnen – als gefährliche Aufforderung, die Versorgung vor Ort zu umgehen und damit ausbluten zu lassen.
Jetzt ist die Zeit, in der die Kundschaft mit Fragen zu den Einlösewegen in die Apotheke kommt. Dort können die Probleme, die es beim E-Rezept gibt, gelöst und die eigene App empfohlen und erklärt werden. Mitunter müssen die Angestellten sogar beim Einrichten auf dem Smartphone helfen. Auch wenn dies jetzt zusätzlich zur eigentlichen Arbeit Zeit kostet, ist es die Investition sicher wert.
Die Inhaberinnen und Inhaber sollten den Teams dabei zur Seite stehen, ihnen eine Anleitung an die Hand geben, wie die eigene App hervorgehoben werden kann. Denn Situationen gibt es viele etwa bei Telefonbestellungen. Vielleicht freut sich manche Kundin oder mancher Kunde über den Hinweis, dass es nicht nur von Shop Apotheke, sondern auch von der Stammapotheke eine digitale Lösung gibt.
Auch bei weniger Smartphone-affinen Kundinnen und Kunden sollte die App aktiv beworben werden. Gerade mit dem Blick auf Chronikerinnen und Chroniker lohnt sich der Einsatz. Und von den abfälligen Kommentaren im Netz sollte man sich auch nicht verunsichern lassen: Es gibt immer Unzufriedene, die mal mit, mal ohne Grund meckern. Wer ernsthaft meint, es sei bequem, dass Arzneimittel mit der Post kommen, der hat einfach nicht verstanden, was wirklich wichtig für die eigene Gesundheit ist.
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