Von Männer-Marken und Frauen-Verstehern APOTHEKE ADHOC, 05.10.2017 15:13 Uhr
Beim Autokauf sind die Geschlechterrollen klar verteilt: Er will schnell anfahren, sie bequem einparken. Ob man hoch sitzen oder tief über dem Asphalt liegen möchte, ist eher eine Frage des Alters. Die Hersteller wissen jedenfalls, an welcher Zielgruppe sie sich auszurichten haben. Aber gibt es solche Phänomene auch bei OTC-Marken? Gibt es, wie die APOSCOPE-Studie „Erkältungsmarkt 2017/2018: Was das Apothekenteam empfiehlt“ zeigt.
Was kauft der Mann, wenn er erkältet ist? Welche Marken sprechen eher jüngeres Publikum an, welchen droht eine Überalterung? Und welcher Hersteller hat das beste Profil im Erkältungsmarkt? Fundierte Antworten zu diesen und vielen anderen Themen liefert die APOSCOPE-Studie zum Erkältungsmarkt, die heute erschienen ist. Befragt wurden 507 verifizierte Teilnehmer aus der Offizin, davon 275 Apothekerinnen und Apotheker und 232 PTA.
So zeichnet sich bei den wichtigsten Produkten im Erkältungsmarkt ein klares Zielgruppenprofil ab: Auf die ungestützte Frage, welche Erkältungsmarken vor allem Männer ansprechen, nannten knapp 55 Prozent der Teilnehmer Wick, knapp die Hälfte davon konkret Wick Medinait. Zum Vergleich: Nur 3,6 Prozent nannten Wick als Marke, die vor allem Frauen anspricht.
Eindeutig männlich aufgeladen ist auch Aspirin complex. 39 Prozent der Teilnehmer finden, dass Bayer mit dem Grippemittel eine überwiegend männliche Zielgruppe anspricht, während 6,7 Prozent überwiegend Frauen als Adressaten sehen. Ähnliche Werte ergab Grippostad C mit 34 vs. 8,1 Prozent. Ebenfalls eher auf eine männliche Klientel ausgerichtet – wenn auch mit deutlich geringerer Häufigkeit genannt – sind demnach Boxagrippal und ACC akut. Ebenfalls unter den Top-10 sind Nasenspray Ratiopharm, Dolo-Dobendan und Mucosolvan.
Ein echter „Frauenschwarm“ ist dagegen offenbar Professor Dr. Michael Popp. Sein Unternehmen Bionorica und dessen Marken werden am häufigsten genannt, wenn es um Erkältungsmittel für die weibliche Kundschaft geht: 32 Prozent der Teilnehmer aus der Offizin finden, dass Sinupret vor allem Frauen anspricht, dazu kommen Bronchipret mit 12 Prozent, Imupret mit 5 Prozent und Bionorica allgemein mit 11 Prozent.
Auch Meditonsin (13 Prozent), Gelomyrtol (11 Prozent) und Prospan (10 Prozent) fallen in diese Kategorie. Mit Grippostad C und Aspirin complex tauchen zwei der ansonsten überwiegend männlich geprägten Grippemittel unter den Top-10 auf, vor Umckaloabo mit 4,7 Prozent.
Tendenzen gibt es auch bei der Verteilung nach Altersgruppen. Aspirin complex spricht nach Ansicht der Teilnehmer eher ein jüngeres als ein älteres Publikum an (43 vs. 11 Prozent), genauso wie Wick (31 vs. 19) und Boxagrippal (28 vs. 0). Positiv ist die Bilanz diesbezüglich auch bei Sinupret, Prospan, Bionorica insgesamt, Gelomyrtol und Bronchipret.
Ein überwiegend älteres Publikum sprechen dagegen laut Studie Bronchicum (14 vs. 0,6 Prozent), ACC akut (14 vs. 3,2) und Mucosolvan (12 vs. 3,7) an. Auch Fagusan, Aspecton und Pinimenthol droht eine Überalterung, wenn es den Herstellern nicht gelingt, jüngere Zielgruppen für ihre Marken zu gewinnen.
Sanft = weiblich, kein Wunder also, dass Bionorica angesichts der hohen Frauenquote auch bei den Apothekenteams einen guten Stand hat. Knapp jeder zweite Teilnehmer findet, dass der Hersteller aus dem bayerischen Neumarkt das beste Profil und das breiteste Sortiment im Erkältungsmarkt hat. Dahinter folgen der Wick-Hersteller Procter & Gamble, Ratiopharm, Boehringer/Sanofi und Bayer. Auch hier wurde jeweils ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten gefragt.
Überraschend schlecht schneidet Klosterfrau ab – und das, obwohl der Kölner Hersteller rund drei Viertel seines Umsatzes mit Erkältungsprodukten erwirtschaftet. Kleiner Trost: Bei der Benotung aller Marken kommt sein Nasic-Nasenspray auf Rang 5 hinter Sinupret, Bronchipret, Prospan und GeloRevoice – mit hauchdünnem Vorsprung vor dem Konkurrenzprodukt Nasenduo Ratiopharm.
Insgesamt wurden 162 Produkte von 65 Herstellern abgefragt; hier standen Empfehlungsverhalten, Einschätzung der Wirksamkeit, Markenbildung und Konditionen im Vordergrund. Untersucht wurde außerdem, welche konkreten Produkte von den Kunden nachgefragt werden, welche Marken platziert werden und welche Kampagnen den Teams positiv oder negativ aufgefallen sind.
Zu den wichtigsten allgemeinen Themen der Befragung zählen Abverkauf/Warenkorb, Bevorratung, Preisbildung und Lieferfähigkeit. Gefragt wurde außerdem nach der Einschätzung zu Generika, Kombinationspräparaten sowie pflanzlichen und homöopathischen Präparaten. Weitere Themen sind das Grüne Rezept und die Konkurrenz durch Versandhandel und Mass Market.
Die vollständige Studie mit mehr als 1000 Seiten, Analysen und Grafiken, Tabellenband und Management Summary kann hier kostenpflichtig bestellt werden. APOSCOPE betreibt Online-Marktforschung im Apotheken- und Pharmamarkt und verfügt über ein verifiziertes Expertenpanel aus Apothekern und PTA.