Freiwilliger Abschied, neue berufliche Herausforderung? Einen Tag lang durfte gerätselt werden, warum Ulf Schneider den Chefsessel von Fresenius geräumt hat. Jetzt ist klar: Er übernimmt die Führung des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé.
Schneider tritt ab Anfang kommenden Jahres die Nachfolge von Paul Bulcke an. Damit der Übergang reibungslos vonstatten geht, fängt Schneider schon am 1. September bei Nestlé an. Bulcke soll auf der Hauptversammlung im April kommenden Jahres in den Verwaltungsrat gewählt werden. Er beerbt Peter Brabeck-Letmathe, der sich laut Nestlé nicht erneut zur Wahl stellt.
Schneiders Ausscheiden bei Fresenius war am Wochenende bekanntgegeben worden. Er hatte die Geschicke des Medizinkonzerns mehr als 13 Jahre gelenkt und das Geschäft dabei deutlich ausgebaut. Seine Nachfolge tritt Finanzchef Stephan Sturm an.
Schneider bringt er das notwendige Fachwissen mit, um Nestlé im Gesundheitsbereich voranzubringen. Der Konzern hat in den vergangenen Jahren ein Portfolio aufgebaut, das Ernährungslösungen, aber auch Dermatika umfasst. Der Konzern verfolgt die Strategie, wissenschaftlich-basierte Nahrungsergänzungsmittel für Chroniker anzubieten. Nestlé hatte 2011 den Geschäftsbereich „HealthCare Nutrition“ abgespaltet und eine Tochterfirma für medizinische Nahrung gegründet. Gekauft wurden unter anderem Vitaflo und Pamlab.
Außerdem hatte der Konzern den 50-prozentigen Anteil an der Hautpflegefirma Galderma vom Kosmetikonzern L'Oréal gekauft. Später übernahm Nestlé für rund 1,4 Milliarden Dollar die Vermarktungsrechte in Nordamerika für mehrere medizinische Hautpflegeprodukte vom kanadischen Hersteller Valeant.
Der Wechsel an der Spitze war erwartet worden. Als mögliche Kandidaten für den Chefposten wurden aber eher konzerninterne Lösungen gehandelt, etwa Asienchefin Wan Ling Martello, Amerikachef Laurent Freixe oder Chris Johnson, Leiter des Nestlé Business Excellence.
Ein externer Kandidat hatte es nur einmal in der Geschichte von Nestlé zum Konzernchef geschafft – und zwar 1922 in Gestalt von Louis Dapples. Der Finanzexperte wurde geholt, als der Konzern zum ersten und einzigen Mal in die roten Zahlen geraten war. Nach dem ersten Weltkrieg war die Nachfrage nach Kondensmilch und Schokolade rückläufig.
APOTHEKE ADHOC Debatte