Blogger sind die neuen Werbebotschafter. Ihre Empfehlung kann ein Produkt zum Topseller befördern. Mit einiger Verspätung entdecken auch Pharmahersteller zunehmend das Internet. Klinge will mit Vomex in den sozialen Netzwerken eine neue Zielgruppe erreichen. Das Unternehmen hat verschiedene Blogger angeschrieben. Die Autoren sollen in ihren Beiträgen das Produkt und die Kampagne „Nicht übel!“ nennen. Dafür gibt es Geld.
Vomex gehört seit Anfang 2014 zur Strathos-Gruppe; unter das gemeinsame Dach hat die Strüngmann-Familie neben Sidroga und Emser auch Klinge mit Marken wie Vomex und Venostasin gebracht. „Die Inhaber wollten, dass wir unsere Aktivitäten im digitalen Bereich ausbauen und eine jüngere Zielgruppe ansprechen“, sagt Vomex-Produktmanagerin Britt Koch. Im vergangenen Sommer wurde die Kampagne auf Facebook gestartet. Im Dezember begannen verschiedene Blogger, das Mittel gegen Übelkeit auf Reisen und in der Schwangerschaft zu empfehlen. Die Aktion wurde von der Münchener Agentur BTL Creative betreut. Insgesamt hätten etwa 20 Autoren teilgenommen.
Klinge hat den Bloggern für Fotos leere Vomex-Verpackungen geschickt. „Wir haben versucht, die Kampagne 'pharmakonform' umzusetzen. Vomex ist schließlich ein Arzneimittel und darf nicht anders dargestellt werden“, sagt Koch. Die Einträge seien vorab geprüft worden, damit keine Angaben gemacht würden, die nicht von der Zulassung gedeckt seien. „Korrigiert wurde nichts.“ Die Teilnehmer erhielten für die Nennung von Vomex eine Gebühr. „Wir werden sicher noch einige Aktionen im digitalen Bereich durchführen.“
Eine Bloggerin veröffentlichte im Dezember einen Beitrag. Insgesamt sechsmal erwähnt sie das Arzneimittel in dem Bericht: „Ja, auch eine klitzekleine Reiseapotheke führe ich mit mir – bestehend aus Paracetamol und Vomex. Vomex? Ja, genau Vomex – gegen Reiseübelkeit.“
Außerdem verlinkte sie auf die Internetseite der Kampagne. Am Ende weist sie auf das Sponsoring hin: „in liebevoller Zusammenarbeit mit Vomex“. Über die Social-Media-Plattform Instagram postete sie ein Foto mit Vomex; der Hersteller habe vorgegeben, dabei einen bestimmten Hashtag zu benutzen.
Wöchentlich gingen zwischen 10 und 20 Anfragen von Unternehmen ein, sagt die Bloggerin, die den Blog mittlerweile hauptberuflich betreibt. In der Regel meldeten sich Agenturen im Auftrag der Hersteller. „Bei Vomex wollte eine Agentur wissen, ob ich das Produkt platziere“, sagt sie. Das Medikament mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat habe sie während ihrer Schwangerschaft selbst eingenommen, weshalb sie einwilligte.
Vorab sei ein Honorar vereinbart worden. Nach der Veröffentlichung habe sie eine Rechnung an die Agentur gestellt. Welchen Betrag sie von Klinge erhalten hat, darf sie laut eigenem Bekunden nicht verraten. Die Bezahlung richte sich meist nach der Zahl der Follower des Blogs, Facebook-Auftritts oder der Instagram-Seite.
Normalerweise wollten die Unternehmen die Beiträge vor der Veröffentlichung nicht sehen. „Bei Medikamenten ist die Abnahme aber sehr streng“, sagt sie. Die Reaktion ihrer Leser seien sehr gemischt ausgefallen: „Einige waren sehr dagegen, dass man auf Medikamente hinweist“, sagt die Bloggerin. Besonders auf Instagram sei der Ton sehr harsch. Der Verweis auf das Gewinnspiel sei aber auch gut angekommen; einige Follower haben sie gegen die Kritik verteidigt.
Die Bloggerin veröffentlicht laut eigenen Angaben eher wenig gesponserte Beiträge. „Ich sortiere sehr stark aus.“ Zudem lege sie im Gegensatz zu anderen Bloggern großen Wert auf die Kennzeichnung der Kooperationspartner.
Die Anfragen von Arzneimittelherstellern hätten in der Vergangenheit zugenommen, sagt sie. „Ich habe das Gefühl, dass das mehr wird.“ Einer ihrer nächsten gesponserten Einträge sei Euminz von Klosterfrau gewidmet. „Dafür habe ich auch eine Probepackung erhalten.“ Das pflanzliche Arzneimittel mit Pfefferminzöl verwende sie auch selbst.
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