Im letzten Jahr feierte Voltaren das 20-jährige Jubiläum; vorübergehend spendierte der Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) 20 Gramm dazu. Auf Wunsch der Kunden wird es nun eine Ergänzung bei der Packungsgröße geben – die neue 30-Gramm-Tube sei ideal für unterwegs.
Das Diclofenac-haltige Schmerzgel gehört zu den Topsellern in der Apotheke und erreicht laut Insight Health rund 250 Millionen Euro Umsatz (Apothekenverkaufspreise, AVP). Zunächst gab es nur das normale Schmerzgel, später wurde das Portfolio um das höher dosierte Voltaren Schmerzgel forte ergänzt. Mit den Jahren kamen immer weitere Packungsgrößen und Verschlusssysteme hinzu.
Ab Juli bekommt die Voltaren-Familie erneut Zuwachs: Eine neue 30-Gramm-Tube des höher dosierten Voltaren Schmerzgel forte wird in den Apotheken verfügbar sein. Hiermit erfülle man einen Wunsch seitens der Anwender, so eine Sprecherin. „Uns wurde von Kunden immer wieder mitgeteilt, dass sie sich eine kleinere Tube wünschen, die sie auch unterwegs gut mitnehmen können. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach.“
Damit ist das mit 23,2 mg/g dosierte Gel nun in den Größen 30 g, 100 g, 150 g und 180 g erhältlich. Das halb so hoch dosierte Schmerzgel (11,6 mg/g) ist weiterhin in den Abpackungen 60 g, 100 g, 150 g und 180 g verfügbar. Damit es bei der Markteinführung zu weniger Verwirrungen kommt, entferne man die 50-Gramm-Tube nun aus dem Portfolio. „Die 50-Gramm-Tube war nur eine Aktionsgröße Anfang 2018, die wir als GSK schon seit rund zwei Jahren nicht mehr an die Apotheken verkaufen.“
Bei Schmerzmitteln zur äußerlichen Anwendung zählt GSK mit seinen Produkten der „Volta“-Reihe (Voltaren, Voltadol und Voltarol) zu den führenden Anbietern im europäischen Wirtschaftsraum. Diese Produkte werden hauptsächlich in Form von medizinischen Gelen, Cremes oder Sprays oder aber als medikamentenhaltige oder nichtmedikamentenhaltige Pflaster verkauft. Unter dem Namen Voltadol vertreibt GSK das Produkt in Österreich. Hier ist das normale Schmerzgel nur in zwei Größen verfügbar: 60 g und 150 g. Das höher dosierte Gel ist ebenfalls in zwei Größen verfügbar: 100 g und 150 g. In Großbritannien sind bereits zwei kleine Größen am Markt: Voltarol ist hier in Tuben à 30 g und 50 g erhältlich.
Diclofenac ist zur dermalen Anwendung seit 1999 rezeptfrei erhältlich. Damals suchte das OTC-Team von Novartis in München nach Möglichkeiten, um das eigene Portfolio zu stärken. Deutschlandchef Erhard Heck und sein Marketingleiter Thomas Maurer brachten einen OTC-Switch von Voltaren Emulgel ins Spiel. Doch die Kollegen aus der Pharmaabteilung spielten nicht mit. Aufgeben wollten die beiden Manager nicht: Sie holten die zweite Zulassung aus der Schublade, eliminierten zwei unwichtige Indikationen, an denen die Rezeptpflicht hing, und beantragten den OTC-Switch.
„Dann war es ein großer Kampf um den Namen“, erinnert sich Heck. „Pharma wollte, dass wir es Diclofenac nennen, was wir nie gemacht hätten.“ Nach langen Diskussionen habe man sich dann auf Voltaren Schmerzgel geeinigt – mit anderen Packungsgrößen und anderen Preisen als die Rx-Varianten. „Thomas Maurer und ich wussten, dass wir damit eine Mega-Brand entwickeln werden, so Heck weiter. „Ziel war bald, Voltaren Schmerzgel zur umsatzstärksten Marke im deutschen OTC-Markt zu entwickeln. Wir sind stolz, das erreicht zu haben.“
Voltaren wird zur Behandlung von akuten Zerrungen, Verstauchungen oder Prellungen in Folge stumpfer Verletzungen eingesetzt. Bei Gelenkschmerzen durch Arthrose kann die Anwendung von Voltaren insbesondere Schmerzen in den Knien oder Fingern lindern. Diclofenac stoppt den Schmerz und bekämpft die Entzündung. Erhältlich sind zwei Dosierungen: Neben dem Klassiker gibt es seit 2013 Voltaren Schmerzgel forte 23,2 statt 11,6 mg/g an. Die größeren Tuben verfügen über einen leicht zu öffnenden Deckel, der sogenannte „Komfort-Verschluss“. Er ist ideal für Menschen, die an Schmerzen in den Fingergelenken leiden. Das Schmerzgel kann bis zu zweimal täglich (morgens und abends) angewendet werden; unter der Haut wird ein Wirkstoffdepot aufgebaut. Eine kirsch- bis walnussgroße Menge an Gel ist ausreichend. Der Wirkstoff reichert sich gezielt im entzündeten Gewebe an und wird kaum systemisch aufgenommen.
Zum Portfolio gehören auch Pflaster und freiverkäufliche sowie rezeptpflichtige Diclofenac-haltige Tabletten und Kapseln. Als Rx-Variante wird das NSAID häufig bei chronischen Schmerzen, Rheuma und Arthrose verschrieben. Die Gesamtzahl der Verordnungen sinkt, die Anzahl an ausgestellten Rezepten für Risikogruppen bleibt jedoch identisch. Jeder zehnte Patient dürfte aufgrund vorliegender Grunderkrankungen keine Verordnung über Diclofenac erhalten.
In der Selbstmedikation sind Apotheker und PTA gefragt, um Kontraindikationen und Wechselwirkungen auszuschließen, generell verfügt der Arzneistoff über zahlreiche Nebenwirkungen. Die schwedische Arzneimittelbehörde MPA hat deshalb beschlossen, alle Tabletten und Kapseln mit Diclofenac mit Beginn dieses Jahres der Verschreibungspflicht zu unterstellen. Die Entscheidung wird mit dem erhöhten kardiovaskulären Risiko des Wirkstoffs begründet; dieses ist auch bei kurzzeitiger Anwendung niedriger Dosen vorhanden. Eine Änderung der Verschreibungspflicht in Deutschland ist laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vorerst nicht angedacht.
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