Die Geschichte von Vivesco reicht bis ins Jahr 2000 zurück: Damals gründete Anzag-Marketingvorstand Klaus-Michael Schäfer einen Beraterkreis mit Apothekern. Gemeinsam mit den Kunden suchte man in Frankfurt nach Ideen und Konzepten für den Fall, dass das Fremdbesitzverbot fallen würde. Jetzt drückt ausgerechnet der weltgrößte Kettenkonzern Alliance Boots dem Verbund seinen Stempel auf.
Für die Kooperation wurden zunächst zwei Konzepte entwickelt: „Gelb“ lautete ein Arbeitstitel, „Blau“ der andere. Im Mai 2003 stand schließlich Vivesco als Marke fest – aus beiden Modellen wurden Bausteine übernommen. Nach den ursprünglichen Plänen sollten die Apotheker einen Gesellschafteranteil von 5000 Euro zeichnen; doch die Finanzaufsicht (BaFin) fand den Betrag zu hoch und strich eine Null bei der Einlage.
Zunächst sprach der Außendienst gezielt Apotheker an, die sowohl interessant für die Anzag als auch kooperationsaffin waren. 2003 wurden die ersten Verträge unterschrieben – bei der Hauptversammlung im Februar 2004 präsentierte der damalige Vorstands- und heutige Aufsichtsratschef Dr. Thomas Trümper 38 Mitglieder.
Dann ging es voran: Ende 2004 waren rund 1000 Apotheker dabei, 2006 kletterte die Zahl der Kooperationspartner sogar auf 1250, bevor sie sich bei 1100 einpendelte. Damit spielt Vivesco in einer Liga mit anderen großhandelsnahen oder -eigenen Kooperationen wie Linda/MVDA, Gesund leben (Gehe) und Meine Apotheke (Sanacorp). Vor allem in Regionen wie Freiburg, Bremen oder Dresden ist Vivesco seit jeher stark.
Die Interessen der Mitglieder werden über einen Beirat vertreten, dem derzeit Wolfgang Kempf vorsitzt. Der Apotheker aus Viernheim bei Mannheim hatte 2011 Horst Jakobi abgelöst, der das Gremium seit Bestehen der Kooperation geleitet hatte. Diskutiert wurde bei Vivesco in der Vergangenheit häufig – vor allem über die Frage, wie viel Direktgeschäft in einer Großhandelskooperation zu machen sein sollte.
Die Apotheker sahen ihren Verbund immer auch als Einkaufsgemeinschaft, für das Management in Frankfurt stand der Marketinggedanke im Vordergrund. Im Sommer 2005 etwa führte Vivesco als erste Kooperation mit Vive ein eigenes Kundenmagazin ein. Gefloppt war dagegen der Aufbau des Bestellportals Dedendo, für das angeblich 800 Vivesco-Apotheker gewonnen werden konnten. Nach dem Ausstieg von ProSiebenSat.1 war das Projekt schnell Geschichte.
In den ersten Jahren war die Kooperation nicht nur für die Anzag, sondern auch für die Apotheker ein Minusgeschäft. Bis 2006 summierten sich die Anlaufverluste auf rund sieben Millionen Euro; einen einstelligen Prozentsatz der Fehlbeträge mussten die Mitglieder als stille Gesellschafter übernehmen. Erst 2008 gab es schwarze Zahlen, seitdem wurden zunächst fünf-, dann sechsstellige Beträge an die Apotheker ausgeschüttet.
Im März 2010 trat Vivesco mit neuem Logo und neuem Claim an: „Wir wollen Sie gesund“, lautete das Motto, das von der Agentur Saatchi & Saatchi entwickelt worden war und das kurze Zeit später von Gehe durch den Kakao gezogen wurde. Vivesco ging sogar ins Fernsehen – auf rund 8 Millionen Euro summierten sich in diesem Jahr die zusätzlichen Werbeausgaben, die der Großhändler allerdings alleine stemmte.
Parallel zum Relaunch gab es den ersten Wechsel in der Geschäftsführung: Armin Hirth, der seit der Gründung an der Vivesco-Spitze stand, schied aus dem Konzern aus. Seine Nachfolge trat Thomas Hofmann an, der ein Jahr zuvor als Marketingchef nach Frankfurt gekommen war. Als Hofmann im vergangenen Herbst überraschend seinen Hut nahm, rückte Vertriebsleiter Oliver Prönnecke nach.
Prönnecke muss jetzt die Apotheker überzeugen, ihre alte Identität abzulegen und die Dachmarke des britischen Mutterkonzerns anzunehmen. Kein leichtes Unterfangen, denn schon die Einführung des neuen Logos vor vier Jahren hatte auf einer eigens anberaumten Roadshow viel Überzeugungsarbeit gekostet. Seitdem ist Vivesco deutlich sichtbarer geworden – nicht nur in den Premiumapotheken.
Für Alliance Boots ist Deutschland das letzte Land auf der Karte, in dem die Kooperationsapotheken noch nicht grün sind. Alphega war 2001 eingeführt worden und ist heute die gemeinsame Marke von knapp 5000 Mitgliedern in Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland, Spanien und Tschechien. In den Niederlanden, wo Boots vor vielen Jahren mit eigenen Geschäften eine Bauchlandung hingelegt hatte, werden derzeit die ersten Kring-Apotheken umgeflaggt.
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