Die Müsli-Blaupause für Apotheken Carolin Bauer, 28.11.2012 13:33 Uhr
Die Apotheken stocken die Freiwahl besonders in der kalten Jahreszeit mit Nahrungsergänzungsmitteln auf. Orthomol, Doppelherz, Eunova, Centrum oder Cetebe beherrschen die Regale. Der Markt ist hart umkämpft, doch jetzt drängt mit Purmeo ein weiterer Anbieter in die Frei- und Sichtwahl. Das Internet-Startup wurde nach dem Vorbild des Unternehmens Mymuesli von zwei BWL-Studenten gegründet.
Seit März verkauft die Firma ihre Produkte im Internet. Über einen Fragebogen sollen die Defizite der Verbraucher ermittelt werden. Anhand der Antworten wird die Dosierung festgelegt, und die Präparate gehen per Box an die Verbraucher. Die Produktion hat der Lohnhersteller La Nutré (Nutrein, Biosphene) aus Hamburg übernommen.
Die beiden Gründer Nicolàs Boldt und Peter Haag entwickelten ihre Idee der individualisierten Nahrungsergänzung während der Universitätszeit. Als die Inhaber des bayerischen Unternehmens Mymuesli als Vertriebs- und Abfüllpartner aufsprangen, nahm das Projekt an Fahrt auf.
Der Müsli-Anbieter hält heute die Mehrheit der Anteile an Purmeo und lieferte die Blaupause: Mymuesli wurde 2007 ebenfalls von drei Studenten gegründet. Das Passauer Unternehmen vertreibt seine Mischungen über das Internet. Die Produkte sind in Deutschland außerdem in Supermärkten, Cafés und drei firmeneigenen Läden erhältlich.
Auch Purmeo will über das Internet hinauswachsen. Vor allem das Apothekengeschäft soll jetzt ausgebaut werden. Deshalb wurden Ende September weitere Geldgeber ins Boot geholt: Als Investoren sind unter anderem Jörg Paulmann, Gesellschafter von easyApotheke, und Creathor Venture, einer der Investoren von Dedendo, beteiligt.
Paulmann soll neben Kapital auch sein Netzwerk mitbringen: „easy ist unser Türoffner in den Offline-Markt“, sagt Haag. Bislang werden die Purmeo-Produkte aber nicht über den Versandhandel von easy verkauft.
Stattdessen stehen die Purmeo-Boxen laut Haag in den Regalen von einem halben Dutzend Apotheken. Die Kunden können Gutscheine kaufen und diese im Internet einlösen. Auch fertige Mixturen werden angeboten. Dazu erhält die Apotheke von Purmeo einen Fragebogen, anhand dessen der Vitaminmangel festgestellt werden soll. Die Einstiegsbox gibt es für 60 Euro.
Apothekenexklusiv sollen die Purmeo-Produkte nicht werden. Um den Bekanntheitsgrad der Marke zu erhöhen, ist vielmehr auch der Verkauf in Drogerien nicht ausgeschlossen. „Wir haben darüber nachgedacht, bei Drogerien fällt es uns allerdings schwer, etwas Passendes zu finden“, so Haag.
Purmeo will wie andere Internetunternehmen über TV-Werbung auf sich aufmerksam machen. Eine Partnerschaft mit der ProSiebenSat.1-Tochterfirma SevenVentures sei im Gespräch, so Haag. Die Kooperation könnte, ähnlich wie bei Apomio oder Dedendo, über eine Unternehmens- oder Umsatzbeteiligung ablaufen. Im Sommer wurde bereits ein Spot über die Sender des Medienkonzerns ausgestrahlt. Die TV-Präsenz soll deutlich gesteigert werden, so Haag.
Neu ist die Idee der individuellen Vitaminmischungen nicht: Sie werden beispielsweise vom Schweizer Unternehmen Hepart angeboten. Die HCK-Vitalstoffe werden in den Apotheken ebenfalls über einen Fragebogen auf den Kunden angepasst zusammengestellt. Die Rohstoffe werden über die Tochterfirma Unisan ausschließlich an deutsche Apotheken vertrieben. In der Schweiz werden auch Drogerien beliefert.