Purmeo: Internet, Apotheke und zurück Katharina Lübke, 02.09.2014 10:23 Uhr
Wer als Hersteller in den Apotheken Vitaminpräparate platzieren will, muss sich etwas einfallen lassen, um Platzhirschen wie Orthomol, Eunova, Hermes oder Doppelherz Terrain abzujagen. Das Start-up Purmeo gab nach nicht einmal zwei Jahren auf. Das Geschäft mit individualisierten Vitaminpräparaten wurde an den Versandhändler SanaExpert verkauft.
Im Frühjahr 2012 hatte Purmeo begonnen, über das Internet individuelle Vitaminpräparate zu vertreiben. Dann hatte sich die Firma in den Apothekenmarkt gewagt: Das Konzept der beiden Firmengründer Nicolas Boldt und Peter Haag sah vor, dass am HV-Tisch anhand von Fragebögen der individuelle Vitamin- und Mineralstoffbedarf der Kunden erfasst und aus 100.000 Kombination die passenden Produkte abgegeben würden.
Ende 2012 hatte Purmeo nach eigenen Angaben ein halbes Dutzend Apotheken für das Konzept gewinnen können. Mit Jörg Paulmann, Gründer von easyApotheke, glaubten Boldt und Haag einen Investor gefunden zu haben, der ihnen die Tür zum Apothekenmarkt öffnen würde. Daneben beteiligte sich Creathor Venture, einer der Investoren von Dedendo, an dem Unternehmen.
Doch für den Sprung in die Freiwahl reichte es offenbar nicht, zumal die Produkte von vornherein nicht apothekenexklusiv vertrieben werden sollten. Also verkauften Boldt und Haag die Firma im Sommer 2013 an SanaExpert. Der Hersteller und Versandhändler mit Sitz in München gehört mehrheitlich dem ehemaligen Payback-Investor Palamon Capital, zu dessen Partnern auch der ehemalige Metro-Chef und spätere Almedica-Investor Dr. Hans-Joachim Körber gehört.
Zwar sei ein Verkauf von Anfang an geplant gewesen. Am Ende sei dieser Schritt jedoch schneller erfolgt als geplant, so Boldt laut Wirtschaftswoche (Wiwo). „Wenn man merkt, dass man Schweiß und Blut reinsteckt, ohne dass das Ding nennenswert wächst, dann ist ein Verkauf der bessere Schritt.“ Die Erlöse hätten zumindest gereicht, um die Investoren auszuzahlen.
Für SanaExpert sei vor allem der Kundenstamm interessant gewesen, sagt Firmenchef Daniel Hasagic. Die Produkte vertreibe man nicht mehr, da sie selbst für die Apotheke zu beratungsintensiv gewesen seien. Apotheker stünden so unter Zeitdruck, dass die den zusätzlichen Aufwand nicht schultern wollten. Die Idee sei ihrer Zeit voraus gewesen, so Hasagic.
Noch 2012 hatte sich Boldt den Gesundheitssektor einfacher vorgestellt: „Im Gesundheitsmarkt zu bleiben ist nicht schwierig: Die Kunden sind unendlich dankbar und offen mit Feedback für echte Innovationen“, sagte er damals dem Onlinedienst „Deutsche Startups“. Purmeo sei „eine überfällige Lösung“, so Boldt damals.
Die beiden Jungunternehmer sind nach dem Verkauf von Purmeo weitergezogen: Boldt, der seinerzeit damit kokettierte, ohne Purmeo in Texas Döner zu verkaufen, wechselte zunächst als „Senior Manager Global Venture Development“ zu Rocket Internet. Die Holding der Samwer-Brüder schickte ihn auf die Philippinen, wo er derzeit Carmudi, einen Onlinedienst zum Verkauf von Autos, betreut. Haag ging zunächst in die Tourismusbranche zu JustBookMobile; seit einem Jahr ist er als „Account Manager E-Commerce“ bei Facebook.