Kritik an falschen Preisen

Vitalsana muss „Hausaufgaben machen“ Désirée Kietzmann, 27.03.2008 15:51 Uhr

Berlin - 

Die Schlecker-Versandapotheke Vitalsana muss für ihre Werbung mit erfundenen unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller heftige Kritik aus der Branche einstecken. Die Sprecherin des Bundesverbands deutscher Versandapotheken (BVDVA), Kerstin Kilian, sagte gegenüber APOTHEKE ADHOC „der Quereinsteiger muss seine Hausaufgaben noch machen.“

Die Startschwierigkeiten der niederländischen Schlecker-Tochter zeigten, dass im Apothekenmarkt Kompetenz und Erfahrung nötig seien, so Kilian weiter. Das Vorgehen von Vitalsana sei „einem fairen Wettbewerb alles andere als zuträglich“, reagierte Wolfgang Straßmeir, Sprecher des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Es könne nicht sein, „dass ein Marktteilnehmer mit Fantasiepreisen operiert“, so Straßmeir.

Wer versuche mit falschen Tatsachen Geschäfte zu machen, betreibe unlauteren Wettbewerb, so der BPI-Sprecher. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bezeichnete das Vorgehen der Versandapotheke als „Irreführung des Verbrauchers und wettbewerbswidrige Werbung.“

Auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) kritisierte die Praktiken der niederländischen Versandapotheke: „Der Fall Schlecker zeigt, dass das sensible Vertrauensverhältnis von Apotheke und Patient von einigen Arzneiversendern ohne jede Scham ausgenutzt wird. Wir gehen davon aus, dass das Verhalten von Vitalsana kein Einzelfall ist und werden das Werbeverhalten unter die Lupe nehmen", so ein Sprecher der ABDA.

Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC betreffen die falschen Preisangaben nicht nur die Produkte der Firma Whitehall-Much. Ein Sprecher von GlaxoSmithKline bestätigte, dass das Unternehmen schon seit einigen Jahren keine unverbindlichen Preisempfehlungen mehr für seine Präparate Granu Fink Femina und Prosta herausgebe. Im Vitalsana-Bestellkatalog kann sie der Kunde jedoch mit den Preisen der Versandapotheke vergleichen. Durch die falschen Angaben kommt Schlecker auf eine angebliche Ersparnis für den Kunden von bis zu 28 Prozent.

Auch die Firma Sca Hygiene Products ist inzwischen auf Fehlinformationen im Schlecker-Katalog aufmerksam geworden. So stimmen die von Vitalsana publizierten unverbindlichen Preisempfehlungen nicht mit den vom Unternehmen verbreiteten Referenzbeträgen überein. Die Preise im Katalog liegen um drei bis vier Euro über den Herstellerempfehlungen, was die errechneten Einsparungen erhöht. Wie eine Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC mitteilte, hat Sca Hygiene Products unterdessen eine Liste mit den tatsächlichen Beträgen an Vitalsana geschickt, verbunden mit der Aufforderung, die Angaben zu korrigieren. Von Schlecker und Vitalsana selbst war auch am Donnerstag bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.

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