Vitalsana: Gratis-Deo und Mini-Boni Alexander Müller, 13.03.2012 13:12 Uhr
Rexona-Deo, 3-Euro-Einkaufsgutschein und ein Überraschungspaket – Gesamtkosten: 0 Euro. Während die insolvente Drogeriekette Schlecker nach Staatshilfe rufen muss, zeigt sich die konzerneigene Versandapotheke Vitalsana großzügig. Nur bei den Rezept-Boni ist auch Vitalsana vorsichtiger geworden.
In der vergangenen Woche hat Vitalsana sogar eine versandkostenfreie Lieferung ohne Mindestbestellwert angeboten. Kunden konnten ihren Warenkorb mit Gratisprodukten bepacken, lediglich ein kostenpflichtiger Artikel pro Bestellung musste dabei sein. Unter Schnäppchenjägern wurde das Reagenzglas von Dr. Junghans für 9 Cent als heißer Tipp gehandelt.
Aktuell gilt wieder ein Mindestbestellwert von 15 Euro für OTC- und Freiwahlprodukte. Bei verschreibungspflichtigen Arzneimittel übernimmt Vitalsana das Porto grundsätzlich. Die in Holland üblichen Rabatte suchen die Kunden dabei allerdings vergebens: Lediglich einen Euro Bonus pro Medikament gewährt Vitalsana.
Gestartet war die Schlecker-Tochter mit einem Rabatt von drei Euro pro Arzneimittel. Doch als der Bundesgerichtshof (BGH) im September 2010 zumindest deutschen Apotheken Boni von mehr als einem Euro verbot, stellte auch Vitalsana um: „Wir halten uns an die derzeitige Rechtsprechung des BGH“, erklärte ein Sprecher der Versandapotheke.
Ob sich auch ausländische Versandapotheken an die deutsche Preisbindung halten müssen, wird derzeit noch vor dem Gemeinsamen Senat der obersten Gerichte geklärt. Die meisten Anbieter hinter der Grenze scheren sich deshalb derzeit nicht um die wettbewerbsrechtliche Spürbarkeitsschwelle.
Bei Vitalsana hat sich die Rabattkürzung zwar bemerkbar gemacht, dem Vernehmen nach war das Rezeptgeschäft aber nie die Stärke der Schlecker-Apotheke. Der Umsatz soll fast so OTC-lastig sein wie bei deutschen Versandapotheken. Angesichts der aktuellen Angebote scheint Vitalsana diese Karte noch intensiver spielen zu wollen.
Die Europa Apotheek Venlo (EAV) bietet ihren Kunden derzeit sogar überhaupt keine Rabatte auf Rezept mehr an – allerdings aus einem anderen Grund: Der Bayerische Apothekerverband (BAV) hat ein vorläufig vollstreckbares Urteil des Oberlandesgerichts München (OLG) in der Tasche. Jeder neue Verstoß gegen die Preisbindung kann für die EAV deshalb richtig teuer werden. Bislang hat das OLG schon Ordnungsgelder in sechsstelliger Höhe verhängt.
Auch Vitalsana hat vor dem OLG Stuttgart schon ein Verfahren um Rx-Boni verloren. Die Sache liegt derzeit beim BGH. Die Richter wollen aber zunächst die Entscheidung des Gemeinsamen Senats abwarten. Auch in diesem Verfahren hatte der BAV geklagt.