Vitaldaten

Warentest: Besser nicht der Smartwatch vertrauen

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Berlin -

Wearables sind weiter hoch im Trend: Anwender nutzen Smartwatches nicht nur für Telefonie, Nachrichten und die Wettervorhersage, sondern auch und vor allem für Vital- und Fitnessdaten. Darauf aufbauend treffen sie dann nicht selten Entscheidungen, beispielsweise zu Nahrungsergänzungsmitteln oder ärztlichen Behandlungen. Das scheint nicht die beste Idee zu sein: Stiftung Warentest hat 13 Smartwatches unter die Lupe genommen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Nur zwei der 13 untersuchten Uhren haben es geschafft, die Bewertung „gut“ zu erhalten: Die Apple Watch Series 5 und die Garmin Forerunner 245 Music für 480 und 335 Euro. Tatsächlich tut sich vor allem Apple durch Ambitionen im Bereich Diagnostik hervor: Im Frühjahr veröffentlichte der Konzern die sogenannte Apple-Herzstudie, die belegen soll, dass die Apple Watch bei normaler Alltagsnutzung in der Lage ist, Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen.

Eine Erkenntnis am Rande: Bei Smartwatches scheint es sich zu lohnen, Geld zu investieren. Denn die beiden waren die zwei teuersten unter den getesteten Uhren. Mit Ausnahme der Denver SW-650, die auf Platz 7 im Mittelfeld rangiert, haben die günstigsten Exemplare allesamt am schlechtesten abgeschnitten. Den letzten Platz belegt die Xlyne Joli XW Pro für 77 Euro. Sie erhielt als einzige die Bewertung „mangelhaft“. Ebenfalls am besten waren die Apple Watch und die Garmin-Uhr beim Messen der Fitness- und Vitaldaten. Als einzige erhielten sie bei diesem Punkt eine gute Bewertung. Die Tester hatten die Genauigkeit der Pulsmessung und der Angaben zu Kalorienverbrauch und Streckenlänge mit fünf Hobbysportlern während 400 Meter Gehen, 1,2 Kilometer Joggen und 4 Kilometer Radfahren erfasst und die Werte mit einem hochwertigen Herzfrequenz-Brustgurt und der über die eingeatmete Luft gemessenen Sauerstoffaufnahme verglichen.

Die Apple Watch schaffte es als einzige, in einer Unterkategorie die Bewertung „sehr gut“ zu erhalten: Wer beim Radfahren seinen Puls und Kalorienverbrauch messen will, greift am besten auf das Nobelmodel zurück. Auch bei den Vitaldaten zeigt sich, dass Preis und Qualität korrelieren. Die sieben Uhren auf den Plätzen drei bis neun schließen mit einer Ausnahme alle mit der Note „befriedigend ab“. Nur die Samsung Galaxy Watch Active (SM-R500) erhält bei dem Punkt lediglich die Note „ausreichend“. Die Uhren auf den Plätzen 9 bis 12 schließen die Kategorie Fitness allesamt mit der gleichen Note ab, während die Xlyne-Uhr auf dem letzten Platz auch bei den Vitaldaten negativ hervorsticht. Sie hat als einzige die Note „mangelhaft“ erhalten.

Ohnehin scheint das Tragen der Xlyne-Uhr nicht unbedingt gesundheitsfördernd zu sein: In ihrem Armband fanden die Tester Schadstoffe. Gesucht hatten sie unter anderem nach polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Phthalaten, Bisphenol A und Nickel. Sie wurden bei drei Modellen fündig: der Samsung Galaxy Watch, der Swisstone SW 700 Pro und der Xlyne Joli XW pro. Bei allen habe das Armband große Mengen Bisphenol A enthalten, das den Hormonhaushalt und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Eine akute Gesundheitsgefahr gehe von den gefundenen Mengen jedoch nicht aus.

Stiftung Warentest hat aber nicht nur danach gefragt, wie genau die Gesundheitsdaten erhoben werden, sondern auch wie sicher sie auf den jeweiligen Modellen sind. Auch da fiel die Bilanz durchwachsen aus. Zwar hätten sie nirgendwo feststellen können, dass Vitaldaten ungefragt weitergegeben werden, dafür aber einige andere Probleme gefunden. So fragen Smartwatches beim Einrichten eines Nutzerkontos und bei der Kopplung mit dem Smartphone oft persönliche Angaben wie Name oder Telefonnummer ab, die für die reine Funktion eigentlich unnötig sind, oder sendeten vom Nutzer unbemerkt Angaben, mit denen Smartwatch oder Smartphone eindeutig identifiziert werden können.

Insgesamt haben laut Stiftung Warentest neun der 13 Datenschutzerklärungen „sehr deutliche Mängel“. Außerdem räumen sich die sechs Anbieter Apple, Emporio Armani, Fitbit, Huawei, Samsung und Withings das Recht ein, personenbezogene Daten der Nutzer zu speichern und an Dritte weiterzugeben. Es bleibe aber unklar, ob sich das auch auf die Fitnessdaten bezieht. Auch in der Kategorie sticht die Xlyne-Smartwatch negativ heraus: Nicht nur ist ihre Datenschutzerklärung laut Warentest „unverständlich“. Die Uhr lässt sich darüber hinaus einfach auch mit einem fremden Smartphone verbinden und überträgt dabei unverschlüsselt die als Nutzername genutzte E-Mail-Adresse des Anwenders. Auch das Nutzerpasswort sei bei ihr nicht in guten Händen: Xlyne benutze zu dessen Sicherung nämlich ein bereits seit 1996 als unsicher geltendes System.

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