Amazon bringt eine eigene Produktlinie für Wearables auf den Markt. Bisher hatte sich der Konzern – anders als Apple, Microsoft oder Google – aus diesem Segment herausgehalten. Der Versandgigant, der sich in den vergangenen Jahren zunehmend auf den Gesundheitsmarkt vorkämpft, verspricht aber, dass die Gesundheitsdaten bei ihm absolut sicher sind.
Halo heißt das neue Armband aus dem Hause Amazon, mit dem Anwender ihre Vitaldaten kontrollieren können. Das geschieht aber nicht wie bei Smartwatches und Fitnesstrackern der Konkurrenz über ein Display, sondern ist lediglich mit der dazugehörigen Smartphone-App möglich. Amazon Halo ist im Wesentlichen ein Armband mit einer Kapsel voller Sensoren: unter anderem ein Beschleunigungssensor, ein Temperatursensor, ein Herzfrequenzmessgerät und zwei Mikrofone. Alles zusammen ist wasserdicht und soll laut Firmenangaben höchsten Tragekomfort gewährleisten, sodass es auch beim Sport und im Schlaf weiter Vitaldaten messen kann.
Die seien absolut sicher, beteuert der Konzern. Mehrere Sicherheitsebenen seien eingezogen worden und die Anwender hätten die volle Kontrolle über ihre Daten. Die Informationen werden demnach verschlüsselt in eine Cloud geladen, aus der sie heruntergeladen oder direkt gelöscht werden können. Besonders relevant ist das für den Zweck der beiden Mikrofone: Denn Amazon will mit Halo nach eigenen Angaben nicht nur helfen, die physische Gesundheit zu kontrollieren, sondern auch die psychische.
Dazu analysiert die App KI-basiert auch die Sprache des Trägers. „Das innovative Feature Tone nutzt Maschinelles Lernen, um die Energie und Einstellung in der Stimme des Nutzers zu analysieren“, so das Unternehmen, dessen Anwendung damit nicht nur mögliche psychische Erkrankungen erkennen könnte, sondern auch zu einem digitalen Sozialhelfer werden soll. Durch die Auswertung der Stimme könnten die Nutzer demnach nämlich „besser verstehen, wie sie für andere klingen, und ihnen so helfen ihre Kommunikation und menschlichen Beziehungen zu verbessern“.
Dazu erstellt Tone Stimmenprofile, deren Veränderung es über den Zeitverlauf abgleicht. Es ist wie immer bei KI-Anwendungen: Je mehr man sie mit Daten füttert, desto besser arbeiten sie. Auch hier verspricht Amazon jedoch, dass die Daten sicher seien. „Sprach-Samples werden immer nur lokal auf dem Telefon des Nutzers analysiert und nach der Verarbeitung automatisch gelöscht – niemand, nicht einmal der Nutzer, hört sie jemals.“
Ein ähnliches Feature hatte Amazon bereits 2018 für seinen Sprachassistenten Alexa entwickelt. Auch hier sollen schwerwiegende emotionale Veränderungen wie Depressionen anhand des Sprachprofils erkannt werden. Dazu wird der normale Stimmverlauf gespeichert und als Normalwert festgelegt. Abweichungen von diesem soll das System dann erkennen können. Wer also über längere Zeit traurig klingt, dem kann Alexa demnach noch vor den nächsten Menschen den Rat geben, sich Hilfe zu suchen. Besonders relevant ist die Frage nach der Sicherheit der Daten auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Amazon nicht nur einen Fuß in den Arzneimittelversand bekommen will, sondern daran arbeitet, ein gesamtes Gesundheitsökosystem inklusive eigener Leistungserbringer und Versicherungen zu bauen.
Amazon bewirbt die neue Produktserie als Beitrag zur öffentlichen Gesundheit. „Trotz des Aufstiegs digitaler Gesundheitsdienstleistungen und -geräte während des letzten Jahrzehnts konnten wir keine dementsprechende Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands der US-Bevölkerung erkennen“, erklärt Dr. Maulik Majmudar. Der studierte Kardiologe leitet seit 2018 als Medical Officer bei Amazon die Entwicklung von Digital-Health-Anwendungen. „Wir nutzen Amazons große Expertise in Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen, um den Kunden eine neue Art anzubieten, ihr gesundheitsrelevantes Verhalten zu erkunden, anzupassen und zu erhalten.“
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