3 Millionen Umsatz, 36.000 Euro für den Inhaber

„Viele Apotheken sind auf Kante genäht“

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Rechtsanwalt Markus Küthe macht den Inhaberinnen und Inhabern Mut, die in finanzielle Schieflage kommen.Foto: Mark Mattingly
Berlin -

Markus Küthe will den Apothekeninhaber:innen, die eine Insolvenz anmelden müssen, Mut machen. Denn: „Diese steht für eine Fortführung der Apotheke“, so der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Er sei kein Totengräber, habe bislang jede Apotheke in eine Zukunft führen können. „Eine Krise kann auch eine Gelegenheit darstellen und ist nicht immer eine Gefahr.“ Deshalb lautete sein Motto auf der VISION.A Zukunftskonferenz powered by APOTHEKE ADHOC, ARZ Haan AG, APOTHEKENTOUR und PTA IN LOVE: „Never waste a good crisis!“

Das Motto verdeutliche eindrucksvoll, dass Inhaber:innen auch mit einer Anmeldung eines Insolvenzverfahrens das Geschäft erfolgreich weiterführen können. Eine Krise sei nicht immer als Gefahr zu betrachten, es kann auch eine Gelegenheit sein, die Problematik erfolgreich aufzulösen, macht Küthe Mut. „Ich bin nicht der Totengräber“, erklärt er. Auch für zahlungsunfähige Apotheker und Apothekerinnen könne es in der Zukunft weitergehen, so der Rechtsanwalt.

Betrachte man die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Jahres 2023, sei „das Ergebnis absolut erschreckend“, so Küthe. „Wir reden von 110.000 Insolvenzverfahren“, verdeutlicht er. „Davon sind 18.100 Unternehmensinsolvenzverfahren zu verzeichnen, in diese sind auch alle Apothekeninsolvenzen einzusortieren.“ Das seien ganz erschreckende Zahlen. Die Tendenz sei in diesem Jahr weiter steigend.

„95 Prozent aller Insolvenzverfahren entfallen dabei auf Unternehmensgrößen von bis zu 50 Angestellten“, so der Experte. „In diese Unternehmensgröße lassen sich auch die meisten Apotheken einordnen.“ Die Schäden und Arbeitsplatzverluste, die damit einhergehen, seien exorbitant, so der Experte.

 

Das Schwierigste sei laut Küthe für die meisten Unternehmer:innen, zu erkennen, dass man in einer Krise stecke. „Viele halten viel zu lange an dem Unternehmen beziehungsweise dem Geschäftsmodell fest“, so seine Erfahrungen. „Das ist aber die größte Hürde, die man überwinden muss.“ Das gelte umso mehr für Apothekerinnen und Apotheker, gerade weil sie mit ihrem kompletten Vermögen hafteten. Dies verstelle mitunter den Blick.

Eine Frage, die sich immer wieder stelle: „Warum schließen Apotheken und/oder stehen finanziell am Abgrund? „Wenn ich angerufen werde, gibt es dazu immer wieder eine Antwort: Weil die Eigenkapitalsituation für das Durchstehn einer Krise nicht ausreichend stark genug da ist“. so Küthe.

Denn: „Viele Apotheken sind außerdem auf Kante genäht“, erklärt er. „Wir alle wissen, wo dass herkommt.“ Selbst wenn die Einnahmen stimmen, der Rohertrag beziehungsweise die Margen gäben einfach das Geschäftsmodell kaum mehr vernünftig her, so Küthe. In vielen Gesprächen mit Apotheken wurde das besonders deutlich: „Ich habe mit vielen gesprochen, die entnehmen sich 3000 Euro pro Monat für sich privat, machen aber 3 Millionen Umsatz pro Jahr.“

Eine Insolvenz habe hüfig unternehmerische Fehlentscheidungen als Grundlage. Genau da liege die Krux: „In einem Gespräch mit einem erfolgreichen Düsseldorfer Inhaber wurde mir ein Satz entgegengerufen, der mich nachhaltig beeindruckt hat“, so Küthe. „Apotheker müssen endlich anfangen unternehmerisch zu denken.“ Küthe dachte: „Wenn man eine Apotheke eröffnet, muss das doch da drinstecken.“ Offenbar sei das aber nicht der Fall, so der Rechtsanwalt.

Er verdeutlicht an einem Beispiel: „Eine Apothekerin, mit der ich zusammengearbeitet habe, hatte einen Firmenwagen“, erklärt er. „Diesen musste sie verkaufen. Sie verhandelte den Kaufpreis mit einem gewerblichen Autokäufer.“ Man habe sich auf 12.500 Euro geeinigt. „Was glauben sie, stand in der Rechnung? Der Kaufpreis netto oder brutto“ fragt er. Es sei nur so viel gesagt: „Die Rechnung musste korrigiert werden.“

Deswegen lautet Küthes Appell: „Never waste a good crisis!“ Will heißen, es stecke eine große Chance in einem Insolvenzverfahren. So formuliere der Rechtsanwalt selbst auch stets seine Aufgabe: „Ich bin nicht der Totengräber. Mit mir gibt es dann den Neuanfang.“

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