„Versandhandel wird weiter wachsen“ Alexander Müller, 12.06.2009 15:07 Uhr
Die schweizerische Unternehmensgruppe „Zur Rose“ ist im vergangenen Jahr mit ihren deutschen Aktivitäten ins Straucheln geraten. Nachdem die Übernahme der tschechischen Versandapotheke VfG zunächst Umsatz und Ertrag brachte, haben rückläufige Margen, zunehmender Wettbewerb, eine verfehlte Preisgestaltung und eine nachlässige Markenpositionierung im vergangenen Jahr zu einem „durchwachsenen Ergebnis“ geführt. APOTHEKE ADHOC sprach mit Walter Oberhänsli, Präsident des Verwaltungsrates und CEO von „Zur Rose“, über die aktuelle Situation.
ADHOC: Herr Oberhänsli, war der Kauf von VfG angesichts der aktuellen Probleme zuviel für „Zur Rose“?
OBERHÄNSLI: Die Preisgestaltung war irreführend und hat im Verlauf des Jahres 2008 dazu geführt, dass die Umsätze von VfG abgerutscht sind. Ich würde deswegen aber auf gar keinen Fall sagen, dass das Investment falsch gewesen wäre. Oder anders gesagt: Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Fehler wieder korrigieren können und die VfG wieder auf den erwarteten Erfolgskurs zurückführen können.
ADHOC: Wie gehen Sie mit dem Problem der Herstellerrabatte um?
OBERHÄNSLI: Da die Apotheke Zur Rose, nicht zu verwechseln mit der Zur Rose Pharma GmbH, eine deutsche Versandapotheke ist, stellt sich dieses Problem nicht.
ADHOC: Planen Sie ein Pick up-Modell?
OBERHÄNSLI: Nein, wir haben uns dazu entschlossen, uns dieses Thema, nachdem es so kontrovers diskutiert wird, zumindest in dieser Phase nicht zu eigen zu machen. Es stellt sich aber ohnehin die Frage, was letztendlich der Kundennutzen ist. Wir haben dazu in der Schweiz eigene Erfahrungen sammeln können, und die waren nicht durchweg so positiv, dass wir das jetzt das Ziel hätten, das in Deutschland auch umzusetzen.
ADHOC: Welchen Nachteil hat Pick up?
OBERHÄNSLI: Es ist am Ende nicht darstellbar, wo der Kunde wirklich den Nutzen hat. Ob er das Medikament beim Pick up-Point abholt oder bei der Post auf Abholschein, macht nicht das aus, was das große Aha-Erlebnis zur Folge haben könnte. Das ist unsere Beurteilung. Es fehlt letztlich am durchgreifenden Kundennutzen.
ADHOC: Welche Grenzen setzen Ihnen Ihre Aktionäre - allesamt Ärzte - aus heilberuflicher Sicht?
OBERHÄNSLI: Aus heilberuflicher Sicht setzen sie bestimmt keine Grenzen, abgesehen davon, dass sie grundsätzlich keine Grenzen setzen, zumal das Aktionariat ja nicht das Geschäft führt. Wir sind mit unserem Aktionariat insofern gut aufgestellt, dass wir die medizinische Sicht gut abbilden können, die am Ende dazu nötig ist, im Sinne des Gesundheitswesens den Kundennutzen zu generieren, sprich dem Patienten etwas Zusätzliches zu bieten. Nur das kann das Ziel sein, und das verfolgen wir auch hier.
ADHOC: Geht Helvepharm nach Deutschland?
OBERHÄNSLI: Helvepharm ist ein Generikageschäft, und nach unserer Beurteilung ist das Thema Generika in Deutschland nicht dazu angetan, dass wir uns damit beschäftigen wollen. Ich denke, es ist offesichtlich, dass in Deutschland die Margen im Unterschied zur Schweiz nicht mehr erfolgversprechend sind, um so einen Markteintritt zu wagen. Deswegen wird „Zur Rose“ kein Generikageschäft in Deutschland betreiben.
ADHOC: Wie sah die „maßgebliche“ Förderung durch die Stadt Halle und das Land Sachsen-Anhalt aus?
OBERHÄNSLI: Unterstützung gab es in zweierlei Hinsicht: Einerseits gab es natürlich die Förderung, wie sie jedermann beanspruchen kann, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind. Und sie war auch persönlich, indem uns wirklich eine große Hilfe zuteil wurde beim Aufbau der Hallenser Logistik, die wir da unterhalten.
ADHOC: Wie viele von den 400 versprochenen Arbeitsplätzen sind in Halle entstanden?
OBERHÄNSLI: Es sind im Moment rund 100 Mitarbeiter in Halle. Ich muss einräumen, dass wir nicht so schnell vorangekommen sind, wie wir das erhofft hatten. Aber ich denke, das ist ein Schicksal, das manch einen ereilt, ob das diese Branche ist oder jene. Die Pläne sind immer etwas rosiger als dann die Wirklichkeit ist, aber ich bin trotz allem voller Zuversicht und guten Mutes, dass der Versand letztlich einen Nutzen spendet und auch weiterhin spenden wird. Der Versand wird weiterhin wachsen, ich bin überzeugt davon.