Versandhandel

Vitalsana: Kampfpreise vor Vor-Ort-Apotheken

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Berlin -

Nur wenige Wochen nach der Übernahme durch den Werbekonzern Ströer startet Vitalsana eine neue Werbeoffensive. Die großformatigen Plakate werden teilweise direkt vor Apotheken platziert. Unangenehm könnte die Sache für Boehringer Ingelheim werden.

Vitalsana war ursprünglich Teil von Schlecker. Nach der Insolvenz der Drogeriekette im Jahr 2012 gestaltete sich der Verkauf der Versandapotheke erst schwierig. Letztendlich übernahm das Management die Firma, das sich vor einem Jahr auf die Suche nach Investoren machte.

Seit Ende September hat Vitalsana einen neuen Besitzer. Ströer übernahm die Versandapotheke für 4,5 Millionen Euro. Der börsennotierte Mediakonzern sieht sich in der Lage, mit seinen Werbemöglichkeiten und Internetplattformen wie t-online.de den Umsatz der Versandapotheke zu steigern.

In der vergangenen Woche tauchten erstmals Plakate von Vitalsana auf den Ströer-Flächen in München und anderen Städten auf. Nicht nur Bahnhöfe wurden „bespielt“, sondern auch Standorte in Wohngebieten. Die Falken-Apotheke in Hannover hat es erwischt: Direkt vor und hinter der Offizin von Inhaber Holger Staffeldt hängt nun an zwei Litfaßsäulen Werbung des Konkurrenten aus den Niederlanden.

Was Staffeldt besonders ärgert: Auf dem Plakat wird für Thomapyrin geworben. 50 Prozent Ersparnis verspricht die Versandapotheke nach dem Motto: „Bestellt. Geliefert. Gespart.“ Staffeldts Frau, die als Apothekerin bei ihm arbeitet, wurde gestern von Geschäftspartnern auf die Werbung aufmerksam gemacht.

„Das ist volle Absicht“, sagt Astrid Staffeldt zur Platzierung des Plakats vor ihrer Apotheke. Denn durch einen Anruf beim Thomapyrin-Hersteller Boehringer Ingelheim erfuhr sie, dass sich auch schon andere Kollegen beschwert hätten. Mehr wollte die Außendienstlerin aber nicht dazu sagen.

Staffeldt ist sich sicher, dass Vitalsana für die Aktion einen Werbekostenzuschuss (WKZ) vom Hersteller bekommen hat. Den hätte er natürlich auch gerne, wenn er mit dem Angebot mithalten wollte. Doch auf Nachfrage, ob man einen Zuschuss für die Apotheke erhalte, kam seitens Boehringer keine Reaktion. Staffeldt will dem Hersteller keinen weiteren Gefallen tun und das Vorgehen der Konkurrenz aus dem Netz einfach ignorieren. Von Kunden sei das Paar ohnehin noch nicht auf das Angebot angesprochen worden.

Dass Hersteller Versandapotheken als Werbeplattform nutzen, ist nicht ungewöhnlich. Ob Newsletter-Banner oder Marken-Shop auf der Startseite: Je prominenter ein Produkt platziert wird, umso mehr Rückvergütungen kann der Versender einstreichen. Die Proteste der niedergelassenen Apotheken nehmen die Firmen in Kauf.

Boehringer hatte erst vor einem Jahr mit einer unglücklichen Aktion für Schlagzeilen gesorgt. Im Ressort Gesundheit hatte „Spiegel online“ unter anderem über „Migräne: Flimmernde Umgebung, hämmernder Schmerz“ berichtet. Ein weiterer Beitrag lautete: „Medikamenteninduziertes Kopfweh: Schmerz durch Schmerzmittel“. Über diesen und weiteren Artikeln hieß es: „Spiegel-online-Inhalt präsentiert von Thomapyrin“.

Als Anzeige oder Werbung gekennzeichnet waren die Beiträge nicht. Die Wettbewerbszentrale mahnte den Verlag zunächst ab, unternahm dann aber nichts weiter gegen die Aktion. Die Apotheker störten sich vor allem an der Verlinkung: Zum Teil kamen die Nutzer über das Thomapyrin-Logo direkt in den Webshop der Versandapotheke DocMorris. Der Konzern rechtfertigte sich: Die Hälfte der Banner verlinke auf die Thomapyrin-Website – mit einer Suchfunktion für lokale Apotheken.

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