Zahlen von Zur Rose und Shop Apotheke

Versandhandel und Corona: Marktanalyse 2020

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Foto: Shop-Apotheke
Berlin -

Versandapotheken gelten landläufig als Gewinner der Coronakrise. Aber stimmt das auch? Und wie nachhaltig ist dieser Effekt? Das Marktforschungsunternehmen DatamedIQ, ein Joint Venture von Shop Apotheke und Zur Rose, hat die Zahlen des vergangenen Jahres ausgewertet und liefert Einblicke in Kunden- und Produktkategorien.

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DatemedIQ hat nicht nur die Abverkäufe der verschiedenen Webshops von Zur Rose und Shop Apotheke analysiert, sondern auch die Verkäufe über Marktplätze wie Amazon – und die Transaktionsdaten auf den gesamten Versandhandel hochgerechnet.

Demnach summierten sich die Umsätze im nicht verschreibungspflichtigen Bereich auf 2,5 Milliarden Euro, ein Plus von 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Überraschend: Der Absatz, also die Zahl der abgegebenen Packungen, wuchs nur um 12,8 Prozent – und damit nicht nur geringer als der Umsatz, sondern auch deutlich weniger stark als noch im Vorjahr (17,7 Prozent).

Der leicht gestiegene durchschnittliche Packungspreis (11,24 statt 11,07 Euro) geht laut DatamedIQ unter anderem auf das gesunkene Rabattniveau zurück: Gewährten die großen Versender in den Vorjahren jeweils mehr als 19 Prozent Rabatt auf den Listenpreis, waren es 2020 nur 16,4 Prozent.

Dies könnte laut DatamedIQ auch ein Grund sein für die geringeren Bestellmengen: So landeten durchschnittlich vier Produkte in den virtuellen Warenkörben, 2019 waren es noch rund 4,5 Produkte. Parallel sank auch der durchschnittliche Auftragswert pro Bestellung um 3,60 Euro von 68,80 auf 65,20 Euro, was sich teilweise mit der Anpassung der Mehrwertsteuer erklären lässt.

Auffällig ist, dass Bestellungen aus den Stadtstaaten überdurchschnittlich stark gewachsen sind: Umsätze mit Kunden aus Hamburg legten um 30,4 Prozent zu, gefolgt von Bremen (22,7 Prozent) und Berlin (19,7 Prozent). Auch Schleswig-Holstein weist mit 21,6 Prozent ein besonders hohes Wachstum auf. Wie hoch der Versandanteil jeweils ist, geht aus den Zahlen nicht hervor.

Eine weitere Besonderheit ist das Ost/West-Gefälle: Kunden in den neuen Bundesländern reagierten in der Corona-Krise zurückhaltender auf die Angebote der Versandapotheken. Unter dem bundesweiten Durchschnittswachstum liegen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 13 Prozent, Sachsen mit 11 Prozent sowie Thüringen und Sachsen-Anhalt mit 8,8 beziehungsweise 8,1 Prozent.

Im Jahresverlauf ergibt sich eine hohe Volatilität: Legten die Umsätze im März um mehr als 30 Prozent zu, lag das Wachstum danach unter dem Vorjahresniveau – im Mai sogar bei nur 3 Prozent. Erst im September nahm das Geschäft wieder stärker Fahrt auf, um im Oktober und Dezember wieder 20 Prozent über Vorjahr zu liegen.

Mit einem leichten Zuwachs von 0,13 Punkten sind Frauen die nach wie vor die wichtigste Klientel auch bei Versandapotheken. Dabei fällt der größte Anteil der Umsätze auf Frauen im Alter 60+. Das Durchschnittsalter sank insgesamt leicht um 1,4 Jahre auf knapp 53 Jahre.

Laut Dr. Dominique Ziegelmayer, CEO von DatamedIQ, gehören Versandapotheken also – wie allen digitalen Formate ohne Kontakt – zu den Gewinnern den Corona-Krise. Er geht davon aus, dass der Effekt nachhaltig sein wird: „Die Kontaktbeschränkungen treffen uns alle, sodass viele Menschen die Vorteile des Versandhandels neu für sich entdeckt haben.“

Für Ziegelmayer ist aber auch klar, dass es – anders als in anderen Branchen – ohne die Apotheke vor Ort nicht funktionieren wird. Erfahrungen aus Bereichen wie Elektronikartikeln zeigten, dass vor allem dann, wenn keine Beratung gewünscht sei, Menschen den bequemen Weg des Versandhandels wählten. Er glaubt fest daran, dass die Digitalisierung eine Chance bietet, die Gesundheitsberufe vor Ort zu entlasten.

Das „White-Paper“ zum nonRx-Versandhandelsjahr 2020 von DatamedIQ kann hier heruntergeladen werden.

 

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