Versandhandel

dm: Keine Angst vor Amazon

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Berlin -

Die Drogeriekette dm nimmt den Einstieg von Amazon in ihren Markt gelassen: In Karlsruhe fühlt man sich dem Internetriesen überlegen, den Angriff nimmt man daher sportlich. Dass man früher mit Amazon zusammengearbeitet habe, sei unter neuen Vorzeichen auch nicht anders zu bewerten als bislang.

„Amazon ist ein Händler mit einem sehr breiten Sortiment, der prinzipiell alles anbieten möchte. Deshalb ist die Ankündigung, ebenfalls in den Drogeriehandel einsteigen zu wollen, keine Überraschung für uns“, sagt Erich Harsch, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung. „Unsere Stärke bei dm ist unser drogistisches Fachwissen mit umfassend ausgebildeten Mitarbeitern sowie unserem Omnichannel-Angebot zu den bekannt günstigen Dauerpreisen. Deshalb sehen wir uns im Wettbewerb gut aufgestellt.“

Dass Amazon auch Eigenmarken von dm vertreiben will, ist laut Harsch ebenfalls nicht verwunderlich. „Im Drogeriebereich ist das Konzept von Eigenmarken sehr beliebt. Unsere bestens bekannten und etablierten dm-Marken haben ihre Marktkompetenz über viele Jahre erworben. Sie konnten sich gegenüber den Eigenmarken anderer Händler bisher sehr gut behaupten. Neuen (Eigen-) Marken steht dieser Weg noch bevor.“

Zu möglichen rechtlichen Schritten wollte Harsch sich nicht äußern: „Darüber können wir derzeit nichts sagen, da der konkrete Markenauftritt noch nicht bekannt ist.“ Die Zusammenarbeit mit Amazon in den Jahren 2011 bis 2013 werde heute nicht anders bewertet als bislang: „Weder für dm noch für Amazon war diese Kooperation erfolgreich.“

Die Lebensmittel Zeitung (LZ) hatte unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, dass Amazon sein Geschäft mit Drogeriewaren kräftig ausbauen und zum Jahreswechsel europaweit ein Basissortiment an Eigenmarken einführen will. Neben Windeln und anderen Hygienepapier-Artikeln sei auch von Babynahrung und Körperpflege-Produkten die Rede.

Vorangetrieben werden soll die Offensive von einem Amazon-Team in Luxemburg. Zielgruppe seien vor allem junge Familien, deren Konsumverhalten ohnehin zum bisherigen Abo-Modell von Amazon passe. Bei der Preisgestaltung wolle sich der Konzern zwischen Marke und dem Einstiegssegment orientieren.

Zudem erwäge Amazon, sich auch mit Eigenmarken bekannter Händler wie Aldi oder Rossmann beliefern zu lassen. Gerade im Bereich Babynahrung und Windeln verspreche sich der Internetgigant, von dem hier bereits aufgebauten Kundenvertrauen zu profitieren.

Die Hersteller brächte das allerdings in eine schwierige Lage. Denn die Belieferung des Online-Konkurrenten ist so manchem stationären Einzelhandelsunternehmen ein Dorn im Auge. So hatte Lidl erst kürzlich gedroht, Lieferanten von AmazonFresh, dem Lebensmittel-Lieferservice von Amazon, teilweise auszulisten. Die dominierenden Drogerieketten wie dm und Rossmann könnten in diesem Zusammenhang ähnlich reagieren.

Die ersten Erfahrungen hatte Amazon ausgerechnet mit dm gesammelt – von 2011 bis 2013 hatte die Drogeriekette mit dem Internetkonzern kooperiert. Weil dm keinen eigenen Web-Shop betrieb, konnten mehr als 1700 Produkte aus dem Eigenmarkensortiment über den Online-Shop bestellt werden. In dem Modell hatte Amazon die Preise der dm-Produkte selber festgelegt. Auch der Verkauf und die Auslieferung der Eigenmarken waren komplett von Amazon gesteuert worden. Die Drogeriekette hatte die Waren lediglich an Amazon geliefert.

Laut dm fehlte dann die Perspektive für eine erfolgreiche Fortsetzung des Online-Handels bei Amazon. „Die Entwicklung der Absatz- und Umsatzzahlen bei Amazon zeigt uns, dass drogistische Produkte offenbar nach wie vor bevorzugt im stationären Einzelhandel gekauft werden“, erläuterte Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Ende April hatte Amazon den Angriff auf den Apothekenmarkt gestartet: Kunden können im Expressdienst „Prime Now“ bei der Bienen-Apotheke Laimer Platz OTC-Medikamente und apothekenexklusive Freiwahlprodukte bestellen. Der Auftrag kommt über eine App in die Apotheke, für die Konfektionierung der Sendung haben die Mitarbeiter eine Viertelstunde Zeit, dann kommt der Fahrer von Amazon. Die Lieferung innerhalb einer Stunde kostet 6,99 Euro, innerhalb eines frei wählbaren 2-Stunden-Zeitfensters ist der Versand kostenlos. Der Mindestbestellwert bei Grintz beträgt 20 Euro pro Bestellung.

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