Der britische Spezialversender Medicanimal ist offenbar zahlungsunfähig. Die Internetseite des auf Tierarzneimittel und -futter spezialisierten Unternehmens ist derzeit nicht erreichbar. Auch beim deutschen Kundendienst sind die Telefonleitungen nicht besetzt. Der Versender soll zum Verkauf gestanden haben.
Medicanimal ist noch im Register der britischen Apothekerkammer gelistet. Einer der beteiligten Finanzinvestoren, Balderton Capital, soll laut einem Bericht von „Sky News“ den Verkauf des Versenders geprüft haben. Offenbar soll der Deal geplatzt sein. Für Rückfragen war Medicanimal weder in Großbritannien noch in Deutschland zu erreichen.
Über die deutsche Facebook-Seite ließ der Versender mitteilen: „Wir bedauern Euch heute mitteilen zu müssen, dass unsere Internetseite für unbestimmte Zeit nicht mehr erreichbar sein wird. Vielen Dank für das von Euch entgegengebrachte Vertrauen in uns.“ Medicanimal hatte seit 2011 hierzulande zugelassene Ware nach Deutschland versendet. Der Versender war für seine extrem günstigen Angebote bekannt.
Tierhalter mussten das Rezept per Mail oder Fax nach London schicken. Dort wurden die Verordnungen nach Unternehmensangaben von Veterinärmedizinern geprüft. Für den Versandhändler waren unter anderem Tierärzte und Apotheker tätig. Die Bestellungen wurden kostenfrei nach Deutschland geliefert.
Medicanimal wurde 2008 in London gegründet. Mit Kunden in Großbritannien, Spanien und Frankreich war die Firma laut eigenen Angaben führend in Europa. Zum Angebot gehörten neben Tierfutter und Accessoires vor allem Antibiotika, Flohmittel und Medikamente gegen Parasiten.
Im vergangenen Jahr beschäftigte das Unternehmen 220 Mitarbeiter. Seit Gründung wurden 1,9 Millionen Kunden gezählt. Gewachsen ist der Versender auch durch Zukäufe. Seit April 2011 gehörte Bestpet zum Unternehmen, das seit knapp einem Monat unter dem Namen Medicanimal geführt wurde. 2012 wurde der Internethändler Petmeds übernommen. Diese Internetseite ist derzeit ebenfalls nicht erreichbar. Weitere Töchter sind Pet-Supermarket und Animalmedicine.
Im Frühjahr 2011 wurde in Deutschland das Versandhandelverbot für Tierarzneimittel aufgehoben. Seitdem dürfen Versender aus dem Ausland Veterinärarzneimittel nach Deutschland schicken. In deutschen Apotheken sind Tierarzneimittel eine Randerscheinung: 2013 wurden rund 750 Millionen Euro umgesetzt. Wichtigste Marke ist Frontline von Merial/Sanofi mit einem Anteil von 80 Prozent. Dahinter rangieren Bayer (Advantage, Baycox, Droncit) und O'Zoo (Fiproline).
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