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Zur Rose/DocMorris: Oberhänsli baut auf Merkel

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Berlin -

DocMorris hat Millionen in Rx-Werbung investiert – und trotzdem Rx-Umsätze in Millionenhöhe verloren. In diesem Jahr soll das EuGH-Urteil zu Rx-Boni die lang erhoffte Kehrtwende bringen, die TV-Werbung wird daher fortgesetzt. Die Kriegskasse ist gefüllt, rote Zahlen hat der Mutterkonzern Zur Rose einkalkuliert. Nun hofft CEO Walter Oberhänsli, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel das Rad nicht zurückdrehen wird.

Zur Rose hat das vergangene Jahr mit einem hohen Verlust abgeschlossen, unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 13 Millionen Schweizer Franken in den Büchern. Die Dividende wurde daher gestrichen. Doch all das war einkalkuliert – die Wette von Oberhänsli auf das EuGH-Urteil ist aufgegangen. Die Kapitalerhöhung spülte 40 Millionen Franken in die Kasse, der Börsenkurs verdreifachte sich, nicht zuletzt wegen des Einstiegs der saudischen Al Faisaliah Group. Da spielt es nur eine untergeordnete Rolle, dass sich der Gründerkreis durch die laufenden Pensionierungen der Ärzte allmählich ausdünnt. Dank der neuen Ankeraktionäre bleibe das Aktionariat stabil, so Oberhänsli.

Operativ lief es 2016 allerdings nicht rund: Insgesamt erwirtschaftete Zur Rose einen Umsatz von 880 Millionen Franken, das waren 5,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Davon entfallen 470 Millionen Franken auf die Schweiz, hier wiederum rund 350 Millionen Franken auf die Belieferung von selbst dispensierenden Ärzten (plus 4 Prozent) und 120 Millionen Franken auf den Versand an Endkunden (minus 7 Prozent).

Mit Kunden in Deutschland erlöste die Gruppe 409 Millionen Franken, davon entfallen 88 Prozent auf DocMorris und der Rest auf Zur Rose/VfG. Um Kosten zu sparen, hat der Pharmadienstleister mit Sitz in Halle/Saale sein Sortiment im vergangenen Jahr ausgedünnt.

Vor Währungsumrechnung beträgt der Umsatz von DocMorris 331 Millionen Euro, das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Die niederländische Versandapotheke konnte ihren OTC-Umsatz um 50 Prozent auf 105 Millionen Euro steigern. Der Rx-Umsatz ging um 2 Prozent auf 226 Millionen Euro zurück. Nach einer verhaltenen Entwicklung in den ersten drei Quartalen konnten ab Oktober erstmals Neukunden gewonnen werden, so das Management.

Auf dieser Basis sei es im ersten Quartal 2017 gelungen, erstmals seit dem Verbot von Rx-Boni im Jahr 2012 den Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten wieder zu steigern. Nun hofft man, dass diese Entwicklung Fahrt aufnimmt. Hauptwachstumstreiber ist bislang aber erneut der OTC-Bereich.

Dazu kommt: Das Wachstum ist teuer erkauft, unter anderem durch eine massive TV-Kampagne. Seit September ist DocMorris auf Sendung. Einen zweistelligen Millionenbetrag kostet das Engagement laut Finanzchef Marcel Ziwica. In diesem Jahr soll die Kampagne fortgesetzt werden.

Weitere Gelder flossen in die erste Flagship-Apotheke von Zur Rose in Bern, neue IT-Systeme in Frauenfeld sowie in die Maßnahmen zur Kapitalerhöhung. Ein weiterer Meilenstein war der Abschluss eines Vertrags mit Migros. In den Filialen der Supermarktkette will Zur Rose Miniapotheken eröffnen.

Das EuGH-Urteil war laut Oberhänsli ein „bahnbrechender Entscheid“ für Zur Rose. „Auch wenn der Regulator in Deutschland postwendend eine Gesetzesrevision zum Schutz der Apotheken in Aussicht gestellt hat, glauben wir fest daran, dass die angestoßene Liberalisierung kaum mehr rückgängig gemacht werden kann.“

Der CEO stellt seinen Aktionären weitere Lockerungen in Aussicht: „Die Regulatorien werden sich im Zuge der Digitalisierung ebenfalls verändern – auch in Deutschland. Wir glauben an eine Veränderung zu unseren Gunsten, da wir Kundennutzen stiften. Die deutsche Bundeskanzlerin hat prominent darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung, wie am Beispiel Uber festgemacht, von der Politik ermöglicht werden müsse. Wir vertrauen auf diese fundamentale Erkenntnis.“ Oberhänsli: „Vor uns liegt ein großes Wachstumsfeld sowohl in Deutschland als auch in Europa.“

Eher macht man sich bei Zur Rose Sorgen, dass neue, mächtigere Konkurrenz auf den Plan gerufen wird: „Zwar ist das Wachstum im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten ungebrochen. Der hoch attraktive deutsche Markt zieht jedoch auch neues Kapital an, was zu neuen Modellen führt“, so DocMorris-Chef Olaf Heinrich. „Im verschreibungspflichtigen Bereich sind Arzneimittelpreise und Vergütung reguliert. Entsprechend müssen wir alles daran setzen, die Kosten tief zu halten. Die Marktbelebung dank des Gerichtsentscheids hilft uns jetzt, die Mengen auszuweiten.“

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