Zur Rose hat einen neuen Großaktionär: Die saudische Al Faisaliah Group hat mit ihrem großzügigen Angebot zahlreiche Anteilseigner des DocMorris-Mutterkonzerns überzeugt und insgesamt jede siebte Aktie zum Kauf angeboten bekommen. Damit ist das saudische Königshaus hinter der Industriellenfamilie Frey der zweitgrößte Anteilseigner.
Kurz vor Weihnachten hatte die Al Faisaliah Group über ihre Beteiligungsgesellschaft Matterhorn Pharma mit Sitz auf den Cayman Islands den Aktionären von Zur Rose eine attraktive Offerte gemacht: 76 Schweizer Franken boten die Saudis, das war fast dreimal soviel wie die Aktie vor Verkündung der Schlussanträge am Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu Rx-Boni wert war und doppelt soviel wie vor dem Urteil.
Zwischen 2,4 und 10 Prozent wollte die Gruppe aus Riad einsammeln, bis zum Ablauf der Frist am vergangenen Freitag wurden den Saudis rund 14 Prozent der Anteilsscheine angeboten. Nur einen Teil der angedienten Aktien will die Al Faisaliah Group annehmen, sodass sie am Ende 6,25 Prozent der Anteile hält. Das Engagement bei der Gruppe, zu der neben dem Stammhaus in der Schweiz der als Logistikdienstleister fungierende Ableger in Halle/Saale sowie DocMorris im niederländischen Heerlen gehören, kostet die Investoren rund 19 Millionen Schweizer Franken.
Als „langfristige Investorin mit einem Fokus auf Investitionen im Gesundheitsbereich“ sieht sich die Al Faisaliah Group als „ideale Ergänzung des Aktionariats“ von Zur Rose.
Der Verwaltungsrat von Zur Rose hatte das Angebot aus Saudi Arabien nur zurückhaltend kommentiert und gegenüber den Aktionären keine Handlungsempfehlung abgegeben. Allerdings kennen sich die Protagonisten: Professor Dr. Stefan Feuerstein ist nicht nur Verwaltungsratspräsident bei Zur Rose, sondern auch bei Electronics and Systems Company Holding, einer Beteiligungsgesellschaft von Al Faisaliah, unter der das Elektronikgeschäft gebündelt ist.
Die Al Faisaliah Group wurde 1970 von Abdullah Al Faisal gegründet, Enkel von Staatsgründer Abd al-Aziz ibn Saud und ältester Sohn von Faisal bin Abdulaziz Al Saud, saudischer König von 1964 bis 1975. Seit seinem Tod im Jahr 2007 steht Prinz Faisal Al Abdullah Al Faisal an der Spitze der Gruppe, die hauptsächlich in den Bereichen Elektronik, Landwirtschaft, Lebensmittel und Healthcare aktiv ist. Strategische Partnerschaften gibt es mit global bekannten Namen wie Philips, Danone, Sony und Accenture.
Zur Rose hat seit Sommer erstmals in ihrer Geschichte überhaupt einen Großaktionär: Im Juni hatte die ehemalige Ärzte-Gruppe mit der schweizerischen Unternehmerfamilie Frey einen Investor gefunden, der per Kapitalerhöhung in zwei Tranchen für 40 Millionen Schweizer Franken 22 Prozent der Anteile übernommen hat. Bislang durfte kein Aktionär mehr als 3 Prozent der Stimmrechte auf sich vereinen. Zur Rose hatte zuletzt rund 2200 Aktionäre, längst nicht mehr nur Mediziner. Die Anteilsscheine werden nur in der Schweiz über drei Banken gehandelt.
Bereits im September war bei den Anteilseignern ein freiwilliges Übernahmeangebot eingegangen. Taunus Capital Management aus Frankfurt bot 21,75 Euro je Aktie; das Angebot war auf 15.000 Aktien begrenzt, entsprechend weniger als 0,5 Prozent des Grundkapitals. An der Börse war die Aktie damals bereits rund 40 Euro wert.
Mit den zusätzlichen Millionen will Zur Rose die geplante Wachstumsstrategie finanzieren und ihre Position im europäischen Markt weiter ausbauen. In den kommenden Jahren werden die Anteilseigner keine Dividende erwarten können: Firmenchef Walter Oberhänsli hat erklärt, dass Zur Rose bis 2019 nicht auf die Ertragsseite schauen, sondern in Wachstum investieren werde. In Deutschland steht nach dem EuGH-Urteil der Rx-Versandhandel im Fokus. In der Schweiz hatte Anfang August der erste Flagshipstore eröffnet.
Schon im kommenden Jahr könnte bei Zur Rose die nächste Finanzierungsrunde folgen. Im Dezember 2017 wird eine Anleihe über 50 Millionen Franken zur Rückzahlung fällig, die Zur Rose 2012 begeben hatte, um DocMorris kaufen und integrieren zu können. Bei einem Zinssatz von 4 Prozent muss die Gruppe Jahr für Jahr knapp 1,7 Millionen Franken erwirtschaften, um die Gläubiger bedienen zu können. Beobachtern zufolge denkt man bei Zur Rose über einen Börsengang analog zum Konkurrenten Shop-Apotheke nach.
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