Versandapotheken

„Zur Rose“ spitzt den Rotstift

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Berlin -

Irgendwann in den kommenden Tagen wird „Zur Rose“ 25 Millionen Euro auf das Konto von Celesio überweisen. Denn das Bundeskartellamt hat der Übernahme von DocMorris zugestimmt. Die spannende Frage ist nun, wie es weitergeht. Mit „Zur Rose“, VfG und DocMorris/Wellsana betreibt „Zur Rose“ künftig drei Versandapotheken mit vier Logistikzentren. Wahrscheinlich also, dass bald der Rotstift zum Einsatz kommt.

In den vergangenen Wochen war in der Branche immer wieder spekuliert worden, wie „Zur Rose“ den Kauf von DocMorris finanziert. Selbst über einen Einstieg des Pick-up-Partners dm war gemunkelt worden.

Nun ist klar, dass „Zur Rose“ umgerechnet rund 33 Millionen Euro über eine Anleihe am Kapitalmarkt einsammelt. Über das Geld kann die Firma weitgehend frei verfügen; die Gefahr einer erneuten Abhängigkeit von Banken, wie sie „Zur Rose“ schon einmal fast das Genick gebrochen hätte, gibt es nicht.

Neben dem Kaufpreis sollen mit dem Geld bis 2017 die Aufwendungen für die Integration von DocMorris bezahlt werden. Wie der Prozess vonstatten gehen soll, wollen die Schweizer erst im kommenden Jahr verraten.

„Doc Morris ist ein gut funktionierendes Unternehmen mit einem erfahrenen Managementteam, das weiterhin eigenständig im Markt operieren wird. Vorerst verändert sich also nichts“, heißt es auf Nachfrage. „Synergien sehen wir vor allem im Einkauf, in der Administration und in der Logistik.“

Weil die Schweiz nicht zur EU gehört, durfte „Zur Rose“ nach der Zulassung des Versandhandels vom Stammsitz in Frauenfeld bei Winterthur nicht nach Deutschland versenden. Also wurde – mit Förderung von Stadt und Land – 2004 in Halle an der Saale ein Logistikzentrum eröffnet, das als Logistik-, Marketing- und Vertragsdienstleister für die gleichnamige Versandapotheke von Apotheker Ulrich Nachtseim fungiert.

2006 kaufte „Zur Rose“ für 25 Millionen Euro den tschechischen OTC-Versender VfG, der durch den Leipziger Hochschullehrer Professor Dr. Christian Schleuning gegründet und von der Sparkasse finanziert worden war. Die Versandapotheke sitzt im tschechischen Česká Lípa, von wo aus – unter der Marke „Zur Rose“ – auch die österreichischen Kunden beliefert werden.

Allerdings gibt es bei der Logistik Überschneidungen: So arbeitet die deutsche Logistikfirma auch als Dienstleister für die tschechische Schwesterfirma: Widerrufe von VfG-Bestellungen etwa werden in Halle bearbeitet. Retouren müssen bei VfG an eine Adresse in Ottendorf-Okrilla bei Dresden geschickt werden, von wo aus sie offenbar an eine der beiden Niederlassungen verteilt werden.

Mit DocMorris hat sich „Zur Rose“ nun eine weitere komplette Versandapotheke einverleibt. Im niederländischen Heerlen hat der Branchenprimus Geschäftsräume angemietet, in denen Verwaltung und Logistik komplett untergebracht sind.

Da „Zur Rose“ in Deutschland also immer einen Apotheker als Partner bräuchte und aus Tschechien nur OTC-Arzneimittel versenden dürfte, läge der Umzug nach Holland nahe. Immerhin ist DocMorris fünfmal so groß wie der neue Eigentümer in Deutschland.

„Zur Rose“ muss auch deshalb klar Schiff machen, weil die Margen im Versandhandel zu gering sind, um sich auf Dauer Doppelstrukturen leisten zu können. 2 Millionen Euro Ertrag müssen Versandapotheken und Ärztegroßhandel künftig pro Jahr erwirtschaften, alleine um die Zinsen für die Anleihe zahlen zu können.

Mit hohen Schulden hat „Zur Rose“ schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht. 2009 steckte die Firmengruppe in einer schweren Krise: Weil die Vereinbarungen mit den Banken in Sachen Verschuldung und Eigenfinanzierung nicht erfüllt wurden, hatten die Gläubiger nahezu die gesamten Firmenwerte gepfändet. Abgewendet werden konnte der Zusammenbruch nur durch den Verkauf des Generikaherstellers Helvepharm für 43 Millionen Euro an Sanofi.

Seitdem hatten die Schweizer ihre Bilanz sauber gehalten. Die Eigenkapitalquote lag zuletzt bei 57 Prozent; jetzt reduziert sie sich auf 35 Prozent. Mit der Anleihe konnten die 2000 Aktionäre eine Verwässerung der Anteile verhindern. Ob nach Investitionen auf absehbare Zeit noch eine Gewinnausschüttung für sie übrig bleibt, wird sich zeigen.

Als Versandapotheke ist „Zur Rose“ mit weitem Abstand Marktführer, als Pick-up- beziehungsweise Werbepartner bei dm („Zur Rose“) und Rossmann, Postbank sowie Rewe (DocMorris) exklusiv in der Fläche präsent. Als Unternehmen ist „Zur Rose“ zum Erfolg verdammt.

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