Versandapotheken konkurrieren maßgeblich über den Preis. Suchmaschinen filtern das günstigste OTC-Schnäppchen und leiten die Kunden zum billigsten Anbieter. Doch ein preisgünstiger Warenkorb nützt nichts, wenn die Suche nach den Produkten nicht sensibel ist. Der Softwareanbieter Mauve hat die Schwächen der Versandapotheken offengelegt – freilich nicht ohne eigenes Interesse.
Kennt der Versandkunde den Namen eines Produktes nicht genau oder vertippt er sich bei der Eingabe, werden Produkte häufig nicht gefunden. Namhafte Versandapotheken finden nichts, wenn beispielsweise nach „Wickmedinaid“, „Granofink“ oder „Thomaspürin“ gesucht wird.
Christian Mauve, Gründer des gleichnamigen Anbieters von Webshop-Systemen, präsentierte den Versandapotheken bei ihrem Jahreskongress Mitte Juni noch mehr Beispiele, bei denen die Suche nicht richtig funktionierte. Auch bei Tippfehlern zu allgemeinen Indikationen wie „Husren“ lautete das Suchergebnis oftmals: „Kein Treffer“ oder „Leider kein Artikel gefunden“.
Rund zwei Dutzend Beispiele zeigte Mauve den Versandhändlern beim sogenannten Expertentalk – und die Gesichter in der Runde wurden länger. Anschließend präsentierte Mauve seinen eigenen „Speedfinder“ – eine Suchfunktion mit deutlich größerer Fehlertoleranz. Drei Jahre haben die Mauve-Programmierer nach Unternehmensangaben daran gesessen, das Ergebnis sei eine „hochperformante Serverplattform, hochverfügbar, hochskalierbar“ und in beständiger Weiterentwicklung.
Die Rückmeldungen zu diesem Vortrag, die beim Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) aus den eigenen Reihen eingingen, waren nicht besonders euphorisch. Wer wird schon gerne auf eigene Schwächen hingewiesen? Besonders nicht vor den eigenen Leuten und von jemandem der meint, er könne es besser.
Die Geschäftsführung des BVDVA sah sich schließlich genötigt, den Mauve-Vortrag – anders als die Beiträge der anderen Referenten – vorerst nicht auf der eigenen Internetseite zu publizieren. Der Softwareanbieter wurde entsprechend informiert.
Andererseits wollte man Mauve auch nicht vor den Kopf stoßen: Mittlerweile ist der Vortrag online – allerdings in einer abgespeckten Version: Aus der Präsentation wurden die Folien entfernt, bei denen BVDVA-Mitglieder schlecht abschnitten. Als Negativbeispiele werden jetzt vor allem DocMorris, Disapo und Medikamente-per-klick aufgeführt.
Über die Kürzung seines Vortrags wurde Mauve nach eigenem Bekunden nicht informiert, findet das allerdings auch nicht weiter schlimm. Er hätte sich von den Versandapotheken nur ein bisschen mehr Rückgrat gewünscht: „So etwas muss man meiner Meinung nach im Wettbewerb aushalten“, so Mauve.
Das Essener Unternehmen ist Marktführer unter den Shop-Anbietern für Versandapotheken und hat nach den Übernahmen von Geos und Cyberline nach eigenen Angaben eine Marktanteil von rund 40 Prozent nach Installationen.
Weitere Übernahmen könnten demnächst folgen, mit dem Anbieter Permanent stehen Gespräche an, viele der ehemaligen Apobyte-Kunden haben ohnehin schon zu Mauve gewechselt. Von den rund 2400 Apotheken mit Versandhandelserlaubnis haben nach Mauve-Zahlen 79 Prozent einen Internetauftritt.
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