Versandapotheken

Aponeo kündigt Mietvertrag, verzichtet auf Boni-Prozess

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Berlin -

Die Versandapotheke Aponeo sucht nach einem neuen Standort für das Logistikzentrum. Zu ungewiss ist es, wann die Bauarbeiten auf dem bisher geplanten Grundstück beginnen könnten: Ein Ofen aus der Bronzezeit die Pläne vorerst durchkreuzt. Im Dezember hat Aponeo-Chef Konstantin Primbas daher die Reißleine gezogen. Auch im Streit um die Rx-Boni ausländischer Versandapotheken verfolgt er einen neuen Ansatz.

Aponeo plant den Neubau eines Logistikzentrum mit einer Fläche von 8000 m². Doch der eigentlich für Mitte 2017 geplante Start hätte sich um mindestens ein Jahr verschoben. Aktuell sind die Archäologen noch auf dem Grundstück zu Gange. Konkrete Aussagen über den Zeitplan habe er leider nie bekommen, beklagt Primbas. Er sei Woche für Woche hingehalten worden.

Auf die Archäologen wollte der Aponeo-Chef nicht länger warten. Er hat den Mietvertrag außerordentlich gekündigt. Dies wäre Primbas zufolge später nicht mehr möglich gewesen. Sollte die Baugenehmigung erst in einigen Jahren erteilt werden, wäre der Apotheker dann an den Mietvertrag gebunden. „4000 Jahre warte ich nicht mehr“, so Primbas in Anlehnung an den historischen Fund auf dem Grundstück.

Wirklich überraschen konnte der „alte Ofen“ übrigens nicht: Schon bei den Bauarbeiten auf dem benachbarten Schulgelände wurde etwas gefunden. Sollten die Ausgrabungen schneller als erwartet abgeschlossen werden, kann Primbas den Standort nach eigenen Angaben immer noch neu anmieten. Er müsse dann allerdings einen neuen Vertrag schließen.

Parallel befindet sich Aponeo auf der Suche nach einem neuen Grundstück. Damit sei zwar die komplette bisherige Planung „für die Katz'“, so Primbas. „Aber es nützt nichts: Der neue Standort muss kommen und er wird kommen.“ Denn am bisherigen Sitz der Versandapotheke sei es für den wachsenden Betrieb inzwischen viel zu eng geworden.

Dass auch Grundstücke jenseits der deutsch-niederländischen Grenze im Fokus stehen, darf mittlerweile bezweifelt werden. Der kaufmännische Leiter der Versandapotheke, Hartmut Deiweick, hatte im November zwar öffentlich mit einer „Auswanderung“ kokettiert: „Es gibt Pläne, unseren Sitz nach Holland zu verlagern“, sagte er der Wirtschaftswoche.

Doch die Politik schickt sich an, auf das EuGH-Urteil zu Rx-Boni so zu reagieren, dass der aktuelle Vorteil der „Holland-Versender“ gegenüber der deutschen Konkurrenz nicht von Dauer sein dürfte. Zwar glaubt Primbas nicht an ein Rx-Versandverbot. Bei entsprechendem politischen Willen könnte man den Krankenkassen aber einfach verbieten, mit DocMorris & Co. abzurechnen – und zwar auf Grundlage geltender Gesetze, schlägt der Aponeo-Chef vor.

Von einem Prozess wegen der Rx-Boni ist man bei Aponeo mittlerweile ebenfalls abgekommen. Der Versender hatte zuvor angekündigt, notfalls ein Verfahren anzustreben, um die „Inländerdiskriminierung“ zu beenden. Dazu hätte Aponeo selbst Boni gewähren und sich verklagen lassen müssen.

Stattdessen will sich das Management der Versandapotheke jetzt möglichst unabhängig vom Rezept machen und beispielsweise auf Nahrungsergänzungsmittel fokussieren. 2015 erzielte Aponeo einen Umsatz von rund 44 Millionen Euro (plus 22 Prozent). Die Zahl der im Durchschnitt verschickten Pakete pro Tag stieg um 40 Prozent auf rund 4500. Die Zahl der Kunden lag Anfang 2016 bei 1,3 Millionen. Das größte Plus verzeichnet die Versandapotheke bei homöopathischen Präparaten.

Finanziell wird Aponeo beim Expansionskurs von dem britischen Finanzinvestor Marcol unterstützt, der beim neu gegründeten Logistikdienstleister Pharmahera eingestiegen ist. Pharmahera fungiert als Großhandel, der – nach dem Vorbild von Apotheke Zur Rose und Zur Rose Pharma – als Dienstleister aktiv werden soll. Die anonymisierten Aufträge werden weitergeleitet, von Pharmahera fertiggestellt und an Aponeo zurückgeschickt. Dort werden die Bestellungen verpackt und mit der Adresse des Empfängers versehen.

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