Versandapotheken

Vitalsana auf Investorensuche

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Berlin -

Die Versandapotheke Vitalsana steht möglicherweise vor dem Verkauf. Bei Banken kursiert ein Verkaufsprospekt mit konkreten Zahlen, der Investoren locken soll. Vitalsana-Geschäftsführer Winfried Filzek dementiert, dass die Versandapotheke zum Verkauf steht. Im Gegenteil: Gerade erst sei der neue Onlineshop an den Start gegangen, mit dem Vitalsana neu angreifen möchte.

Nach der Pleite der Drogeriekette Schlecker war die Zukunft der ehemals hauseigenen Versandapotheke lange ungewiss. Schließlich übernahm das Management im September 2012 die Führung selbst: Der ehemalige Chefcontroller von Schlecker, Marcus Breyer, und Filzek führen Vitalsana seitdem in Eigenregie.

Breyer ist dabei mit zwei Dritteln an der gemeinsamen Holding HBF Capital beteiligt, Filzek zu einem Drittel. Vitalsana sowie der Großhändler ApDG sind hundertprozentige Töchter der Gesellschaft. Chefapotheker bei Vitalsana ist der DocMorris-Gründer Jacques Waterval. Um die Geschicke des Großhändlers kümmert sich Andreas Karras.

Dem Verkaufsprospekt zufolge hat Vitalana 1,6 Millionen Kunden, die für 2014 angegebene Wachstumsrate von 13 Prozent pro Monat wäre allerdings über Marktniveau. Im vergangenen Jahr soll es insgesamt 188.000 Bestellungen gegeben haben. Demnach bestellt jeder Kunde 3,2 mal pro Jahr. Das Warenlager wurde 2014 den Verkaufsunterlagen zufolge im Durchschnitt monatlich umgeschlagen.

Für 2014 wird ein Umsatz von 26,6 Millionen Euro ausgegeben. In diesem Jahr wird ein organisches Wachstum von knapp 5 Prozent angepeilt, in den kommenden Jahren jeweils ein Plus von 7 Prozent. Deutlich mehr Musik wäre im Geschäft, würden drei Millionen Euro in den Betrieb investiert.

Dann wäre schon im laufenden Jahr ein Plus von knapp 10 Prozent drin. 2016 würde der Umsatz den Prognosen zufolge um 35 Prozent steigen, im Jahr darauf sogar um 40 Prozent. Bis 2017 könnte Vitalsana den Umsatz demnach auf 55,3 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Entsprechend attraktiver wäre die Ertragslage: In diesem Jahr würde zwar das operative Ergebnis (EBIT) noch von knapp 430.000 Euro auf etwa 110.000 Euro fallen. Unter dem Strich könnte also ein Minus stehen. Für 2016 wird aber schon ein EBIT von 1,1 Millionen Euro avisiert, im Jahr darauf sogar von 2,7 Millionen Euro.

Schlecker hatte Vitalsana im August 2007 über eine spanische Tochtergesellschaft gegründet. Im Februar 2008 nahm die Versandapotheke mit Sitz im niederländischen Heerlen nach einer Testphase und juristischen Auseinandersetzungen ihren regulären Geschäftsbetrieb auf. Im Juni lagen die Kataloge dann auch bei den früheren Schleckter-Töchtern „Ihr Platz“ und „drospa“. Im August 2008 wurden die ersten Pick-up-Aufsteller in den Filialen installiert.

2010 soll Vitalsana nicht nur gewachsen sein, sondern erstmals Gewinne erzielt haben: In den ersten beiden Jahren hatten sich Verluste von knapp 20 Millionen Euro angehäuft. Im Herbst 2010 meldete ein Konzernsprecher den Break-even.

Wegen der mutmaßlich zu engen Bindung an Schlecker musste sich Vitalsana einer Klage der Wettbewerbszentrale erwehren. Weil maßgebliche Tätigkeiten der Versandapotheke von der Schlecker-Zentrale im baden-württembergischen Ehingen aus gesteuert wurden, lautete der Vorwurf auf Betrieb einer Apotheke ohne Betriebserlaubnis. Doch die Frage, wann das Fremdbesitzverbot berührt ist, wurde nich endgültig entschieden – die Pleite der Drogeriekette kam einer letztinstanzlichen Klärung zuvor.

Vitalsana war traditionell schwach im Rx-Geschäft. Das Oberlandesgericht Stuttgart (OLG) hatte der Versandapotheke bereits Ende 2009 verboten, Kunden für den Bezug verschreibungspflichtiger Arzneimittel Gutscheine im Wert von 3 Euro zu gewähren. Anders als die Konkurrenz aus den Niederlanden hatte Vitalsana danach nicht mehr für Rx-Boni gekämpft, sondern sich auf das OTC-Geschäft konzentriert.

Die OTC-Fixierung könnte sich in einem möglichen Verkaufsprozess positiv auswirken. Denn nach einer Entscheidung des Gemeinsamen Senats der obersten Bundesgerichte müssen sich auch ausländische Versandapotheken an die deutschen Preisvorschriften halten. Der Gesetzgeber hatte im Anschluss eine entsprechende Klarstellung vorgenommen.

Seitdem ist das Rx-Geschäft auch für die „Holland-Versender“ schwieriger geworden. Auch das Pick-up-Konzept hat sich nie wirklich durchgesetzt. Zuletzt hat die Drogeriekette dm die Bestellterminals der Versandapotheke „Zur Rose“ abgebaut. Die dm-Filialen dienen seitdem nur noch als Abholstellen. Das Rezeptsammeln in den Filialen hat – möglicherweise auch wegen fehlender Boni – nicht funktioniert. Vitalsana hatte seine Präsenz vor Ort mit der Schlecker-Pleite ohnehin eingebüßt.

Einzige Hoffnung der EU-Versandapotheken ist ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) zum Geltungsbereich der Preisbindung sowie ein entsprechendes Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen Deutschland. Sollten die Luxemburger Richter entscheiden, dass die deutschen Preisvorschriften nicht für ausländische Versandapotheken gelten, wäre das Rezeptgeschäft mit einem Schlag wieder attraktiv.

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