Versandapotheken

Versender hoffen auf Hauschka

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Berlin -

Nachdem das Bundeskartellamt ein Millionenbußgeld gegen den Kosmetik- und Arzneimittelhersteller Wala verhängt hat, wittern die Versandapotheken Morgenluft: Während einzelne den Hersteller auf Schadenersatz verklagen wollen, suchen andere den Dialog. Doch bei Wala tut man sich traditionell schwer, Versender mit einem Depotvertrag auszustatten.

Wala hat Ende Juli ein Bußgeld von 6,5 Millionen Euro akzeptiert. Hintergrund war eine mutmaßlich illegale vertikale Preisbindung bei Produkten der Serie Dr. Hauschka. Der Hersteller soll Apotheken ziemlich nachdrücklich aufgefordert haben, die vorgegebenen Preise nicht zu unterschreiten. Mehrere Versender berichten, dass sie nicht mehr beliefert wurden, nachdem sie Rabatte angeboten hatten.

In der Vergangenheit gab es für Versandapotheken ohnehin eine Grenze: Mindestens die Hälfte ihres Umsatzes mit Dr. Hauschka mussten sie im Vor-Ort-Geschäft erzielen. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte, dass diese Auflage für autorisierte Händler mittlerweile gestrichen wurde.

Mit dem Bußgeld im Rücken hoffen viele Versender daher auf einen neuen Depotvertrag mit Wala. Doch das ist nicht immer so leicht: „Wir haben mitbekommen, dass es Probleme gibt, die Produkte zu beziehen und im Versand zu verkaufen“, sagt Christian Buse, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA). Auch in seiner Versandapotheke Mycare gibt es aktuell kein Dr. Hauschka.

Die Versandapotheke Apotal wird ebenfalls seit Jahren nicht beliefert. „Wir gehören aber zu denen, die auf einen Neuanfang setzen“, sagt ein Sprecher. Der Außendienst von Wala habe jedoch mündlich mitgeteilt, dass ein neuer Vertrag erst erstellt werden müsse. Das dauere mindestens drei Monate. Bei Apotal fühlt man sich hingehalten.

Ähnlich geht es dem Konkurrenten Medikamente-per-Klick: Seit rund einem Monat versucht das Marketing, Kontakt mit Wala aufzunehmen – bislang vergeblich. Der alte Depotvertrag aus dem Jahr 2009 sei von Wala mit Verweis auf die 50-Prozent-Klausel gekündigt worden.

Andererseits gibt es durchaus namhafte Anbieter, die die Wala-Produkte online verkaufen: Medpex hat die Kosmetika seit etwa einem halben Jahr im Sortiment und ist sehr zufrieden damit: Man habe mit Wala einen Weg gefunden, die Marke sei für den Versandhandel sehr interessant, heißt es. Auch Aporot und Besamex führen Dr. Hauschka im Angebot.

Die Deutsche Internetapotheke (DIA) geht einen anderen Weg: Sie will Wala für entgangene Umsätze in der Zeit der Sperre auf Schadenersatz verklagen. Derzeit wird bei der Versandapotheke noch aufwändig das Zahlenmaterial erstellt, um die Umsatzverluste zu beziffern.

Beim BVDVA wurde die Sache zwar diskutiert, ein kollektives Vorgehen der Versender wird es aber nicht geben. „Ich halte es für den vernünftigen Weg, mit der Firma zu diskutieren“, sagt Verbandschef Buse. Nach Abschluss des Kartellverfahrens hat Buse Hoffnung: „Früher war Wala grundsätzlich ablehnend. Das dürfte sich ein Stück weit ändern“, so der BVDVA-Chef.

Ohnehin war die Auswahl der Vertriebspartner für Buse in der Vergangenheit nicht nachvollziehbar: „Häufig wurde nicht auf pharmazeutische Kompetenz geachtet, sondern auf die Größe der Freiwahl.“ Der BVDVA-Chef findet es unangemessen, Versandapotheken grundsätzlich auszuschließen.

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