Rx-Versand tritt auf der Stelle Julia Pradel, 12.03.2013 10:48 Uhr
Während die Versandapotheken im Bereich der Selbstmedikation immer mehr Marktanteile gewinnen, treten sie bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln auf der Stelle. Dort liegt ihr Marktanteil seit Jahren bei weniger als 1 Prozent – und war zuletzt sogar rückläufig. Der Grund: Die Patienten schicken keine Papierrezepte.
Seit 2008 konnten die Versandapotheken ihren Umsatz um 40 Prozent auf 712 Millionen Euro nach Herstellerabgabepreisen steigern. Dies zeigen Zahlen des Marktforschungsunternehmens IMS Health. Das Wachstum kommt jedoch ausschließlich aus dem OTC-Bereich: Dort stiegen die Umsätze um 67 Prozent auf 516 Millionen Euro.
Das entspricht – nach einem Peak von 30 Prozent im Jahr 2009 – jährlichen Wachstumsraten zwischen 6 und 9 Prozent. Im Rx-Bereich mussten die Versender hingegen im Vierjahreszeitraum ein Minus von 2 Prozent auf 196 Millionen Euro hinnehmen.
Die Zahl der abgegebenen Packungen ist bei den Versandapotheken seit 2008 sogar um 75 Prozent auf 82,8 Millionen gestiegen. 94 Prozent davon entfallen auf OTC-Präparate, das entspricht 77,6 Millionen Packungen und einem Anstieg von 85 Prozent. Bei den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist die Packungszahl um 1 Prozent leicht auf 5,2 Millionen zurückgegangen.
Bei den Vor-Ort-Apotheken sieht es umgekehrt aus: Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Präparaten wuchs um 17,5 Prozent auf 23,8 Milliarden Euro. Bei den OTC-Präparaten ging das Geschäft um 1 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zurück. Der Absatz mit Rx-Präparaten stieg leicht um 2 Prozent auf 700 Millionen Packungen, im OTC-Bereich sank er um 4 Prozent und lag 2012 bei 684 Millionen Packungen.
Verschreibungspflichtige Arzneimittel tragen im Versandhandel also nur mit 27,5 Prozent zum Umsatz bei – in den Vor-Ort-Apotheken sind es hingegen 87 Prozent. Beim Absatz zeigt sich der Unterschied noch deutlicher: 94 Prozent der versendeten Packungen sind OTC-Präparate, während in Vor-Ort-Apotheken mit 49 Prozent knapp die Hälfte Medikamente zur Selbstmedikation sind.
Die Versandapotheken stellen also bislang nur im OTC-Geschäft eine echte Konkurrenz für die Präsenzapotheken dar: Dort haben sie inzwischen einen Marktanteil von 12,5 Prozent beim Umsatz. Jede zehnte Packung wird inzwischen von den Versendern abgegeben, 2008 war es jede zwangzigste. Bei den verschreibungspflichtigen Präparaten haben die Versandapotheken hingegen nach wie vor nur einen Anteil von 0,7 Prozent beim Absatz und 0,8 Prozent beim Umsatz.
Christian Buse, Vorsitzender des Bundesverbands der deutschen Versandapotheken (BVDVA), erwartet für dieses Jahr ein Wachstum von 7 Prozent im OTC-Bereich. Bei den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist Buse allerdings skeptisch: Das Papierrezept sieht der Mycare-Chef als Hürde für die Versandapotheken. Zudem sei die Diskussion um Rx-Boni für die Verbraucher sehr verwirrend. Eine einheitliche Rechtsmeinung würde seiner Ansicht nach den Kunden der Versandapotheken mehr Sicherheit geben.