Die Shop-Apotheke ist im ersten Halbjahr stark gewachsen. Die Erlöse legten um 53 Prozent auf 126 Millionen Euro zu. Außerdem wurde zum 1. Juli ein neuer Markenchef ernannt.
In Deutschland erhöhte sich der Umsatz nach vorläufigen Zahlen um 31 Prozent auf rund 92 Millionen Euro. Die Shop-Apotheke wuchs damit nach eigenen Angaben doppelt so schnell wie der deutsche OTC-Versandhandelsmarkt. Damit baut der Versender seine Marktführerschaft im OTC-Markt weiter aus.
In den europäischen Ländern Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Belgien und den Niederlanden verdreifachte sich der Umsatz auf rund 34 Millionen Euro. Hier ist die im September übernommene belgische Versandapotheke Farmaline der wichtigste Wachstumstreiber. Pünktlich zum Börsengang des DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose kommt damit aus Venlo die Botschaft: die Shop-Apotheke ist die am schnellsten wachsende OTC-Online-Apotheke in Europa.
Der Vorstand geht davon aus, dass der Umsatz im Gesamtjahr um 45 bis 55 Prozent wachsen wird. Die Wachstumsbeschleunigung soll insbesondere durch das internationale Geschäft getrieben werden; in Deutschland hatte sich das Management zuletzt Zurückhaltung bei den Marketingaufwendungen auferlegt: Das Wachstum solle „mehrheitlich durch Bestellungen von Bestandskunden getragen“ werden, hieß es. Positive Impulse sollen aber auch das prosperierende Marktumfeld und der kontinuierlich zunehmende Shift von Offline- zu Online-Shopping bringen.
Auch die Ertragslage soll aufgrund von Skaleneffekten, Effizienzsteigerungen und zusätzlichen Automatisierungsschritten verbessert werden. Die konsolidierte EBITDA-Marge soll bei 2 bis 3, Prozent liegen; im Vorjahr stand hier ein Minus von 3,3 Prozent.
Für die Markenstrategie ist seit Anfang Juli als Chief Brand Officer Dirk Brüse zuständig. In seinen Bereich fallen Category & Content Management sowie die Internationalisierung des Geschäfts. Brüse war seit 2013 als Digital Director und seit 2015 als Chief Digital Director bei L‘Oréal Deutschland in der Sparte Cosmétique Active für die digitale Transformation der Marken Vichy und La Roche-Posay verantwortlich.
Auftreten will Europas erste börsennotierte Versandapotheke künftig unter zwei Marken nebeneinander: Unter Shop-Apotheke beziehungsweise Farmaline soll das Kerngeschäft in den jeweiligen Märkten laufen, mit dem Discounter Vitazita soll außerdem eine besonders preisbewusste Klientel vor allem auf Preisvergleichsportalen abgefangen werden. Auch das Sortiment soll ausgeweitet werden: Neben apothekentypischen Produkten sollen künftig auch verstärkt Konsumgüter angeboten werden, teilweise auch als Eigenmarke.
Shop-Apotheke hatte durch den Börsengang im vergangenen Herbst rund 95 Millionen Euro netto erlöst, dafür verwässerten sich die Anteile der Altgesellschafter auf 60 Prozent. Der Ausgabepreis lag zwar am unteren Ende des Korridors von 28 bis 35 Euro. Der aus der Europa Apotheek abgespaltene OTC-Versender wurde aber trotzdem mit etwas mehr als 250 Millionen Euro und damit mit dem Doppelten des Umsatzes aus dem Vorjahr (126 Millionen Euro) bewertet. Auf EBIDTA-Ebene ließ sich wegen des Minus von 6,7 Millionen Euro kein Multiple berechnen.
Zum Vergleich: Zur Rose konnte mit dem Börsengang rund 230 Millionen Schweizer Franken vor und 200 Millionen Franken nach Abzug der Kosten an frischem Kapital einwerben. Der Ausgabepreis lag mit 140 Franken je Aktie am oberen Ende des Korridors. Insgesamt wurde die DocMorris-Mutter mit rund 870 Millionen Franken bewertet. Das entspricht ungefähr dem Umsatz der Gruppe im vergangenen Jahr (880 Millionen Franken) und dem 400-Fachen des operativen Ergebnisses (EBITDA). Legt man den Ertrag von 2015 zugrunde, kommt man auf Multiple von knapp 60.
Im Vergleich zu Zur Rose konnte Shop-Apotheke zwar weder schwarze Zahlen noch ein annähernd so diversifiziertes Geschäftsmodell vorweisen – Zur Rose ist mit zwei Versandapotheken und einem Praxisgroßhandel am Start, Shop-Apotheke zu 85 Prozent in Deutschland und zu 95 Prozent im OTC-Versand aktiv.
Dafür hatten die deutschen Unternehmen im niederländischen Exil aber die bessere Wachstumsstory: Zur Rose legte im vergangenen Jahr um 6 Prozent zu, selbst wenn man nur den Versandhandel betrachtet, ist das Plus nur einstellig. Nicht umsonst versprach CEO Walter Oberhänsli noch schnell die Übernahme einer kleineren deutschen Versandapotheke mit rund 40 Millionen Euro Umsatz.
Shop-Apotheke dagegen konnte im Vorfeld des Börsengangs ein ungebrochenes Wachstum vorweisen sowie eine erste zarte Präsenz in Ländern wie Österreich, Belgien und Frankreich. Um die versprochene Internationalisierung zu unterstreichen, wurde kurz vor Börsengang noch der Zukauf von Farmaline verkündet.
An der Börse fliegen CEO Michael Köhler und seinem Team nach wie vor die Herzen zu: Der Börsenkurs kletterte im Mai auf 45 Euro und liegt aktuell mit 40 Euro deutlich über dem Ausgabepreis.
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