Aufgepumpt mit Geld und Selbstbewusstsein hat die Shop-Apotheke zum ersten Mal nach dem Börsengang Quartalszahlen und einen Ausblick vorgelegt. Die Devise lautet: Wachsen, wachsen, wachsen. Nicht weniger als ein europaweiter „Category Killer“ will man in Venlo werden.
Das Zahlenwerk ist schnell erzählt: In den ersten neun Monaten wuchs der Umsatz um 37 Prozent auf 125 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 9 Millionen Euro – nach 10,6 Millionen Euro im gesamten Vorjahr.
Mit 105 Millionen Euro wird der Löwenanteil der Erlöse in Deutschland erzielt, allerdings wuchs das Geschäft hierzulande nur ein Viertel über Vorjahr. Der Fokus lag auf „profitablem“ Wachstum, wie das Management es nennt: Gemeint ist die Verbesserung der Rohertragsmarge um einen halben Prozentpunkt auf 20,5 Prozent. In Österreich und Frankreich lag das Wachstum bei 250 Prozent, bei einer Marge von unter 17 Prozent.
An diesem Kurs soll sich erst einmal nichts ändern: In Deutschland will Shop-Apotheke von der im internationalen Vergleich hohen Affinität der Kunden zum Versandhandel und dem hohen eigenen Marktanteil profitieren. Das Wachstum solle „mehrheitlich durch Bestellungen von Bestandskunden getragen“ werden. In Österreich, Frankreich sowie den durch die Übernahme von Farmaline neu hinzugewonnenen Märkten Belgien, Italien und Spanien soll dagegen in Neukunden investiert werden.
Heißt wohl übersetzt: Die deutschen Kunden bekommen vorerst geringere Rabatte, da sie ohnehin bei Shop-Apotheke bestellen. Erst auf mittlere Sicht soll wieder auf Akquise umgeschaltet werden. Im Börsenjargon hört sich das so an: „Eine optimierte Preisstrategie, eine verstärkte Fokussierung auf Produkte mit höheren Margen und die Verbesserung der Einkaufskonditionen durch höhere Volumina sollen unter anderem zur weiteren Steigerung der Bruttogewinnmarge beitragen.“
Für die Investoren hält das Management große Zahlen bereit: Nicht mehr als den ganzen europäischen Pharmamarkt hat man im Visier – mit einem Gesamtvolumen von 184 Milliarden Euro. Von diesem Kuchen will Shop-Apotheke als selbsternannter Branchenpionier ein großes Stück abhaben, wobei man erst einmal das 33 Milliarden Euro große Teilsegment der OTC- und Freiwahlartikel im Visier hat.
Um aufzuzeigen, welches Wachstum potentiell möglich ist, wird gerne auf andere Branchen verwiesen: Medien etwa oder Elektrogeräte mit einem Versandanteil von 36 beziehungsweise 20 Prozent. Dazu kommt: Durch das Fremd- und Mehrbesitzverbot sei der Markt so fragmentiert, dass auf absehbare Zeit nicht mit ernstzunehmenden Wettbewerbern zu rechnen sei. Entsprechend sieht man sich in Venlo ganz vorne dabei: Während Zalando bei Mode und Amazon bei Elektronik die Nase vorne haben, soll die Shop-Apotheke der „Category Killer“ im Pharma-Versand werden.
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